Sehstörungen durch Migräne

Treten vor den Kopfschmerzattacken Sehstörungen auf, sprechen Experten von Migräne mit Aura. Lesen Sie mehr darüber.

Migräne mit Aura – wenn es blitzt vor dem Auge

Etwa 8 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Migräne.[1] Die wiederkehrenden Kopfschmerzattacken werden häufig begleitet von Übelkeit, Erbrechen sowie Lärm- und Lichtempfindlichkeit. Das Pochen, Hämmern und Pulsieren im Kopf dauert unterschiedlich lang an, zwischen 4 bis hin zu sogar 72 Stunden.[2] Doch bei einigen Migränepatienten tritt circa 60 Minuten vor den Kopfschmerzen eine sogenannte Aura-Phase auf.1

Was ist eine Migräne mit Aura?

Während bei der Basilarismigräne, einer sehr seltenen Form der Migräne mit Aura, Symptome wie Taubheitsgefühle oder Koordinationsprobleme charakteristisch sind, geht die typische Aura am häufigsten mit vorübergehenden Sehstörungen einher[3] wie

  • Gesichtsfeldausfällen,
  • Flimmern,
  • sich langsam ausbreitenden Zickzacklinien,
  • Sehen von Doppelbildern,
  • einem Blitzen vor dem Auge oder
  • Sternschnuppen.

Die Sehstörungen bei Migräne sind selbst dann vorhanden, wenn die Betroffenen die Augen geschlossen haben. Auch Störungen des Gleichgewichts oder der Sprache, Konzentrationsprobleme, eine einseitige motorische Schwäche sowie Schwindel können vorkommen. Sind die Symptome bei Migräne mit Aura wie die Sehstörungen abgeklungen, setzen die meist einseitig auftretenden Kopfschmerzen ein, die sich im Schläfen- oder Augenbereich bündeln. In manchen Fällen aber können sich Aura und Kopfschmerzen überschneiden, oder die Kopfschmerzen bleiben gar ganz aus.

Was im Akutfall hilft

Sind die Beschwerden als leicht oder mittel einzustufen, kommen in der Regel Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure zum Einsatz. Doch auch, wenn diese rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind, sollten Migräniker diese nicht ohne ärztliche Rücksprache einnehmen. Wer zu häufig bei Migräne mit oder ohne Aura zu Schmerzmitteln greift, riskiert medikamenteninduzierte Kopfschmerzen. Das bedeutet, Medikamente, die das Kopfschmerzleiden eigentlich bekämpfen sollen, können selbst Kopfschmerzen verursachen. Und zwar dann, wenn sich Migräne-Patienten nicht an die empfohlene Dosierung halten beziehungsweise die Präparate zu häufig schlucken. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. empfiehlt darüber hinaus, etwa 10 Minuten vor dem Medikament gegen die Schmerzen ein Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen (Antiemetika) einzunehmen.[4] Dies birgt neben der Linderung dieser beiden Begleiterscheinungen den Vorteil, dass die Aufnahme des Schmerzmittels verstärkt wird.

Das gleiche gilt auch für die spezifischen, verschreibungspflichtigen Migränemittel in der Akuttherapie, die sogenannten Triptane. Sie müssen zu Beginn starker Migräneattacken, aber nach der Aura, sprich nach Symptomen wie Blitzen vor dem Auge, eingenommen werden.[5] Doch wie bei allen Arzneimitteln gilt auch hier: Neben- oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nie gänzlich auszuschließen. Die Einnahme sollte daher stets in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Nichtmedikamentöse Hilfen

Versuchen Sie generell Triggerfaktoren, also Auslöser der Migräne zu vermeiden, beispielsweise Stress, starke Reize wie laute Geräusche und markante Düfte oder ein nicht eingehaltener Wach-, Schlafrhythmus. Die Liste von Faktoren, die nicht ursächlich für eine Migräne und damit verbundene Sehstörungen sind, aber diese durchaus „anschieben“ können, ist lang und unterscheidet sich von Patient zu Patient. Daher empfiehlt es sich, ein Migränetagebuch zu führen, um Ihre persönlichen Trigger der Migräne mit Aura zu identifizieren. Positiven Einfluss scheint auch die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen zu haben. Dieser Entspannungsmethode wird insbesondere eine vorbeugende Wirkung zugeschrieben. Doch es gibt Patienten, die auch im Akutfall über einen milderen Verlauf berichten, wenn sie gezielte Übungen durchführen, bei denen sie bestimmte Muskelgruppen anspannen und dann wieder entspannen.[6]


[1] Taubert, Konrad: Migräne ganzheitlich behandeln. Stuttgart : TRIAS Verlag. 2006. S. 16 – 20.

[2] Universität Witten/Herdecke: Patientenleitlinie Kopfschmerzen und Migräne. URL: http://www.patientenleitlinien.de/Kopfschmerzen_Migraene/kopfschmerzen_migraene.html (12.12.2019).

[3] Göbel, Hartmut: Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne. Ursachen beseitigen, gezielt vorbeugen, Strategien zur Selbsthilfe. Berlin [u.a.] : Springer. 72014. S. 79.

[4] Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V.: Diagnostik, Akuttherapie und Prophylaxe der Migräne. URL: http://www.dmkg.de/patienten/medikamente/medikamente-gegen-migraene.html (12.12.2019).

[5] Neurologen und Psychiater im Netz: Akute Migräne-Therapie. URL: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/akut-therapie/ (12.12.2019).

[6] Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.): Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne. AWMF-Registernummer: 030/057. URL: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-057l_S1_Migraene-Therapie_2019-10.pdf (12.12.2019).

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