Abstand bitte: Die richtige Distanz zu Ihren Mitmenschen

Wenn Sie mit anderen Menschen sprechen, gehe Sie gerne auf sie zu. Nun sprach Sie ein Freund an und meinte, dass das manche Menschen als unangenehm empfinden würden und Sie lieber "die richtige Distanz" wahren sollte. Gibt es eine Regel für die richtige Distanz zwischen Gesprächspartnern?

Expertenrat zur richtigen Distanz
Ja, es gibt Regeln zur richtigen Distanz. Das sind aber – fast im wahrsten Sinne des Wortes – ungeschriebene Gesetze. Lassen Sie uns das einmal anhand des umgekehrten Beispiels erläutern:

Stellen Sie sich vor, Sie kennen einen Manager, der im Großraumbüro seinen Mitarbeitern die Anweisungen zuruft, ohne sich zu ihnen zu begeben oder sie zu sich zu bitten. Er empfindet das als normal – doch bei einer Mitarbeiterbefragung würde er wohl als einziger durchfallen.

Der Grund: Fast jeder Mensch findet es befremdlich, über eine Entfernung von mehreren Metern hinweg eine persönliche Unterhaltung zu fuhren. Das heißt, um gut miteinander in Kontakt treten zu können, sollte man sich zumindest im gesellschaftlichen Distanzbereich befinden – es sei denn, es werden weitere Hilfsmittel wie Telefon, Lautsprecher oder Mikrofon eingesetzt. Die richtige Distanz ist also enorm wichtig.

Verschiedene Distanzzonen
Dieser gesellschaftliche Distanzbereich gilt aber auch im umgekehrten Fall. Menschen, die wir noch nicht kennen und die uns zu nahe kommen, empfinden wir als unangenehm – oder sogar als bedrohlich!

3 Distanzzonen:

  1. Intime Distanz: bis ca. 50 Zentimeter
  2. Persönliche Distanz: bis ca. 1 Meter
  3. Gesellschaftliche Distanz: 2 bis 3 Meter

Bleibt die Frage: Wie nah dürfen Sie – beziehungsweise darf man Ihnen normalerweise rücken? Die intime Distanzzone beträgt 50 Zentimeter zwischen den Personen. So nah lässt man in der Regel nur Familienmitglieder oder sehr gute Freunde an sich heran, z.B. während einer herzlichen Begrüßung mit Wangenküsschen oder einer Umarmung.

Unbekannte, Fremde oder geschäftliche Kontakte haben in dieser Distanzzone nichts zu suchen. Dringt eine nicht (sehr) vertraute Person in Ihre intime Distanzzone ein, empfinden Sie dies wahrscheinlich als Grenzverletzung. Es gibt zwei gesellschaftliche Ausnahmen:

  1. Ärztinnen, Friseure, Masseure und Personen mit ähnlichen Berufen dürfen in die intime Distanzzone eindringen. Da sie sonst ihren Beruf nicht ausüben könnten, müssen Sie ihnen die Erlaubnis geben.
  2. Ihre Erlaubnis zur Berührung geben Sie auch beim Gesellschaftstanz, wenn Sie zum Tanzen auffordern oder aufgefordert werden.

Entspannte Kommunikation in der persönlichen Distanzzone
Nach der intimen folgt die persönliche Distanzzone. Sie beträgt etwa einen Meter zwischen den Personen. In dieser Distanz finden z.B. die klassische Begrüßung mit Handschlag, Smalltalk-Gespräche und Unterhaltungen statt. In der Regel ertragen Sie in dieser Zone fremde Personen, ohne Abwehrmechanismen zu entwickeln.

Der Wechsel zwischen den Distanzzonen kann fließend sein. Wird ein Gespräch vertraulich, verringert sich oft auch die körperliche Distanz. Das merken Sie als Beobachter daran, wenn zwei die Köpfe zusammenstecken. Achten Sie in dieser Zone besonders auf die Körpersprache Ihres Gegenübers: Ein Vorneigen oder ein Zurücklehnen sind deutliche Hinweise darauf, welches Distanzbedürfnis Ihr Gesprächspartner gerade hat.

Kontaktaufnahme auf gesellschaftlicher Ebene
Die gesellschaftliche Distanz umfasst etwa zwei bis drei Meter, in bestimmten Situationen kann sie noch etwas großzügiger definiert werden. In dieser Distanzzone findet in der Regel der klassische Tagesgruß ohne Körperkontakt statt. Menschen reagieren eher abwartend.

Ein Beispiel: Sie treffen auf der Straße Ihren Chef in Begleitung seiner Frau. Sie grüßen beide und warten ab, ob Ihr Chef für einen kurzen Smalltalk mit Ihnen stehen bleibt oder ob er es bei dem Tagesgruß belässt und weitergeht. In der gesellschaftlichen Distanz können Sie mit einem freundlichen Blick, einem Lächeln und einem Tagesgruß die Weichen für den weiteren Verlauf des Kontakts stellen. Senden Sie diese positiven Signale, spürt der andere, dass Sie ihm wohlgesinnt und aufgeschlossen sind.

Diese Signale sind sehr wichtig, damit eine Kontaktaufnahme positiv verlaufen kann. Sprechen Sie einen Menschen an, bevor Sie Blickkontakt mit ihm aufnehmen konnten, wird er erschrocken sein oder zumindest verwundert/überrascht reagieren.