Quälende Verkettungen – Ursachen und Folgen
Die angegriffene Person muss als Sündenbock für Ängste und negatives Arbeitsklima, deren Grund unterschwellig flammende Konflikte sind, herhalten. Über kurz oder lang führt Mobbing zu Störungen des psychischen Gleichgewichts der angegriffenen Person und fortschreitender Gesundheitsgefährdung. Je länger dieser ungelöste Konflikt andauert, umso geringer sind die Chancen auf eine zufriedenstellende Lösung für die Betroffenen.
Nach dem Mobbing Report, einer Repräsentativstudie der Bundesanstalt für Arbeitsmedizin (2002), wurden vor etwa 10 Jahren in Deutschland über 1,5 Millionen Menschen am Arbeitsplatz gemobbt. Eine Zahl, die mit hoher Wahrscheinlichkeit heute nicht geringer geworden ist.
Ausschlussmerkmale für Mobbing
Nicht jeder „Schlechte-Laune- Anfall“ von Kollegen ist gleich Mobbing. Es geht nicht um kurzfristige Konflikte, Verstimmungen etwa gleichstarker Parteien oder ein vorübergehendes Tief im Arbeitsklima. Konflikte in Teams und Organisationen sind normal. Erst schwelende, längerfristige ungelöste Konflikte sind ungesund für die Beteiligten und die Organisationsentwicklung. Sie bilden die Grundlage für Mobbing, bei dem der Betroffene als Blitzableiter dient.
Psychische Gewalt am Arbeitsplatz ist ein schleichender Prozess, der sich im Laufe der Zeit immer weiter aufschaukelt. Die Angelegenheit reicht von anonymen Schreiben, Nötigung, Übertragung von kränkenden Arbeitsaufgaben, Erpressung bis zur nackten Gewalt in Form von Sachbeschädigung.
Das Verhältnis zur gemobbten Person
Die Leidtragenden treffen auf abwertende Blicke, verstummende Gespräche und Fragen, die ins Leere laufen sowie peinliche Gesprächspausen. Hinter dem Rücken werden üble Gerüchte gestreut, die kleinste Unachtsamkeit wird aufgebauscht.
Für alle Handlungen der Arbeitskollegen, die zur massiven Schädigung des beruflichen oder sozialen Ansehens führen, gibt es keinen rechtlichen Grund. Das Problem ist, dass in der Folge keine echte Kommunikation mehr stattfindet. So werden wichtige Arbeitsprozesse behindert.
Zeitraum der systematisch-psychischen Gewalt
Der Mobbing-Grundlagenforscher und Arbeitsmediziner Prof. Leymann spricht von Mobbing, wenn unqualifizierte Angriffe mindestens einmal wöchentlich über einen Zeitraum von einem halben Jahr in Form von Schikanen, Diskriminierungen und Anfeindungen erfolgen. Jedoch ist die
strikte Festlegung auf sechs Monate in der Praxis nicht immer hilfreich.
Auch bereits fünfmonatige Angriffe können dazu führen, dass die Betroffenen nicht mehr standhalten. Hinzu kommt, dass der Beginn der psychischen Offensive oft schwer festzulegen ist.
Kosten durch Mobbing
Mobbing hat zur Folge, dass neben dem gewaltigen Leiden der Betroffenen ein beachtlicher betriebs- und volkswirtschaftlicher Schaden entsteht. Der Verlust wird mit 15 bis 50 Mrd. Euro jährlich für die Bundesrepublik Deutschland beziffert.
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So erkennen Sie den Unterschied zwischen Konflikt und Mobbing
Quellen:
Leymann, H. (2002). Mobbing: Psychoterror am Arbeitsplatz und wie
man sich dagegen wehren kann (Neuausg.). Reinbek bei Hamburg:
Rowohlt-Taschenbuch-Verl.
Meschkutat, B., Stackelbeck, M. & Langenhoff, G. (2002). Der
Mobbing- Report: Eine Repräsentativstudie für die Bundesrepublik
Deutschland. Fb 951 (Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin, Hrsg.), Dortmund, Berlin.
Stegmann, W. (2000). Die Macht der Angst. In: Badura, B., Litsch, M. und Vetter, C. (Hrsg) Fehlzeiten-Report 1999 – Psychische Belastungen am Arbeitsplatz, Springer Verlag.
Wolmerath, M. (Hrsg.). (2012). Werkbuch Mobbing: Offensive
Methoden gegen psychische Gewalt am Arbeitsplatz. Frankfurt am Main:
Bund-Verl.
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