Mobbing am Arbeitsplatz: Kennzeichen

Etwas als "Mobbing" am Arbeitsplatz zu bezeichnen, ist in Mode gekommen. Dabei wird der Begriff nicht immer richtig verwendet. Nicht jeder Streit, nicht jedes "Nichtgrüßen" ist Mobbing.

Was ist Mobbing?

Mobbing leitet sich in seiner Bedeutung vom englischen Wort „to mob“ ab, was „anpöbeln“ bedeutet. Der Mob ist eine aufgebrachte Meute; so wurde schon während der Französischen Revolution das aufgebrachte Volk, der Pöbel bezeichnet. Der Tierverhaltensforscher Konrad Lorenz benutzte den Begriff „Mobbing“ für die Attacken einer aufgebrachten Gänseherde zur Abwehr eines Fuchses.

In der Arbeitswelt ist der Begriff „Mobbing“ in Mode gekommen. Dabei wird er nicht immer richtig verwendet. Richtig wird der Begriff gebraucht, wenn man die Definition des schwedischen Arbeitspsychologen und Mobbing-Forschers H. Leymann zugrunde legt:

„Der Begriff Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen Personen) und die sehr oft über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen“ (Leymann, 1993)

Kennzeichen von Mobbing

Mobbing liegt vor, wenn die ständige Wiederholung feindseliger Handlungen über einen längeren Zeitraum besteht. Beleidigungen und Schikanen führen dazu, dass eine Person ausgegrenzt wird. Mobbing verstößt gegen die Grundrechte, die im Grundgesetz verankert sind. Durch die Verletzung der Menschenwürde macht sich der Mobber, also die Mobbing ausübende Person, strafbar. Nach dem Strafgesetz werden Beleidigungen, üble Nachreden oder Tätlichkeiten verfolgt.

Im Verlauf des Mobbing-Geschehens wird eine Partei immer unterlegener und hilfloser, die andere immer mächtiger und Sieger im Mobbing-Krieg. Kennzeichnend für Mobbing ist die Hilflosigkeit des Betroffenen. Er hat in der Regel schlechte Chancen, sich zu wehren.

Mobbing darf nicht als einseitige Aktivität eines Täters gegen ein Opfer gesehen werden. Es handelt sich um eine dynamische Wechselbeziehung von Angriff und Abwehr. Deshalb wird heute an Stelle von „Opfer“ auch von Mobbing-Betroffenen gesprochen. Damit wird deutlicher, dass auch die von Mobbing betroffene Person, zumindest am Anfang der Mobbing-Aktionen Handlungsmöglichkeiten hat.

Im Verlauf des Geschehens werden andere Personen als Zuschauer, Weggucker, „Möglichmacher“ (Leymann, 1993) oder, wenn sie Stellung beziehen, als Helfer oder Mittäter, in das Mobbing-Geschehen einbezogen: Es entwickelt sich ein gruppendynamischer Prozess.

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