Praxisanwendungen für iPhone und iPad als Webcam-Ersatz
Der Praxistest zeigte, es gibt zahlreiche Anwendungen für ein iPhone oder iPad als Webcam-Ersatz:
- Die Kamera aktueller iPhone- und iPad-Modelle bietet meist eine bessere Bildqualität als die integrierte Webcam in Notebooks oder Netbooks.
- Ein iPhone oder iPad kann als Webcam unabhängig vom PC oder Mac im gesamten WLAN-Empfangsbereich eingesetzt werden.
- Aufgenommenen Fotos und Videos vom iPhone oder iPad werden auf dem PC gespeichert.
- Ein iPhone kann in schwer zugängliche Stellen eingeführt und so als Inspektionskamera genutzt werden. Zur Beleuchtung lässt sich der Blitz auf Dauerlicht schalten.
- Ein älteres iPhone, das sonst nicht mehr verwendet wird, kann dauerhaft als Webcam genutzt werden.
Praktische Anwendungen sind etwa das Skypen über den PC mit einem iPhone oder iPad als Webcam, das Überwachen von Räumen oder Außenflächen, die nicht direkt einsehbar sind, das direkte Weiterverarbeiten von Fotos auf dem PC, etwa für eBay-Versteigerungen, Kleinanzeigen oder Webseiten.
Was bei Verwendung eines iPhone oder iPad als Webcam berücksichtigt werden sollte
Vor der Verwendung eines iPhone oder iPad als Webcam sollten allerdings folgende Punkte bedacht werden:
- Die Akkulaufzeit ist im Webcam-Betrieb recht kurz, bei längerem Betrieb sollte das betreffende Gerät also an das Ladegerät angeschlossen werden.
- Die Kameras älterer iPhone-Modelle und des iPad 1 und 2 sind von Auflösung und Bildqualität her nicht besser als die integrierte Webcam einfacher Notebooks.
- Die Übertragung von Fotos und Videos erfolgt per WLAN (WiFi), das also am Einsatzort vorhanden sein muss.
- Eine hohe Auflösung ist nur bei einer entsprechend hohen Übertragungsgeschwindigkeit im WLAN sinnvoll.
- Reicht die WLAN-Qualität nicht aus, kommt es zu einer merklichen Verzögerung, ruckelnder Bilddarstellung und Verbindungsabbrüchen.
- Geht das iPhone oder iPad in den Energiesparmodus, muss die Verbindung anschließend neu aufgebaut werden.
- iPhone, iPad und Empfänger müssen sich in einem WLAN befinden, bei Verwendung von Repeatern kann eine manuelle Verbindung erforderlich sein.
- iPhone oder iPad ermöglichen keine Sicht im Dunkeln, dafür wird eine IR-Webcam mit Infrarot-Quelle benötigt.
- Für den Außeneinsatz sind iPhone und iPad nur bedingt geeignet, da sie nicht ausreichend gegen Nässe und Kälte geschützt sind.
Der Autor setzt sein iPhone und iPad daher nicht dauerhaft als Webcam ein, findet die Möglichkeit jedoch für den gelegentlichen Einsatz sehr praktisch.
Die kostenlose Lösung mit der App "Mini-Webcam"
Eine sehr einfache und noch dazu kostenlose Lösung ist die App "Mini WebCam" der Pripares Software Solutions GmbH. Der Vorteil ist hier, dass auf dem PC oder Mac kein Zusatzprogramm erforderlich ist. Die App überträgt allerdings auch kein Audio und bietet keine Aufnahmefunktion.
Zur Anwendung wird die App "Mini WebCam" auf dem iPhone oder iPad installiert und dann auf dem zweiten Gerät der Browser aufgerufen und in der Adresszeile die IP-Adresse der iPhone- oder iPad-Webcam eingegeben. Die IP-Adresse wird von der App „Mini WebCam“ angezeigt und ist daher problemlos zu ermitteln.
Sofern ein integrierter Blitz vorhanden ist, lässt sich dieser auf Dauerlicht schalten und so auch schlecht beleuchtete Stellen im Umkreis bis zu maximal 2 Meter einsehen. Weitere Einstellmöglichkeiten sind der Name der Webcam, die Videoqualität und Aktualisierungsrate sowie der verwendete Port.
Nachteil dieser App ist neben der fehlenden Audio-Übertragung und Aufnahmefähigkeit das recht kleine Bild, auf dem insbesondere auf einem iPod Touch entsprechend wenig zu erkennen war. Es werden auch nicht alle Browser unterstützt, sondern lediglich Mozilla Firefox und Safari.
Nicht kostenlos aber dafür deutlich leistungsfähiger: "Mobiola WebCamera"
Die zweite App ist "Mobiola WebCamera" der Firma SHAPE und wird für iPhone und iPad ($2,99 bzw. 2,39 €), BlackBerry ($19,95), Symbian S60 ($9,95), Windows Mobile Pocket PC ($19,95) und Windows Mobile Smartphones ($19,95) angeboten.
Damit die Übertragung zum Windows-PC oder Mac funktioniert, ist zusätzlich eine kostenlos herunterladbare Anwendung auf dem betreffenden Rechner zu installieren und das iPhone oder iPad mit dem PC oder Mac zu verbinden. Dafür gibt es eine Automatik, die jedoch im Test nicht funktionierte.
Daher wurde auf dem verwendeten PC mit Windows 8 64 Bit die manuelle Verbindung durchgeführt, bei der die IP-Adresse und der Port des PCs auf dem iPhone einzugeben sind. Beide werden in der Anwendung angezeigt, so dass dies keinerlei Probleme bereitete.
Im Vergleich zur App "Mini WebCam" waren Bildgröße und die Bildqualität deutlich besser. "Mobiola WebCamera" bietet ansonsten diese Funktionen:
- Audio wird ebenfalls übertragen.
- Über die Webcam aufgenommene Fotos und Videos werden direkt auf dem PC gespeichert.
- Die Aufnahme von Fotos und Videos kann vom PC aus gesteuert werden. Fotos sind allerdings nur beim iPhone 4, 4s und 5 möglich.
- Die Aufnahme ist sowohl in Portrait als auch Landscape (Hoch- und Querformat) möglich.
- Die Videos werden in den Auflösungen 192 x 144, 480 x 360 und 1.280 x 720 aufgenommen.
- Es lassen sich beide Kameras des iPhone als Webcam verwenden, dazu ist die gewünschte Kamera am iPhone einzustellen.
- Die Webcam lässt sich zum Skypen verwenden und mit Messengern wie AIM, ICQ, Windows Live Messenger und Yahoo. Dazu wird in den Einstellungen "Mobiola Webcam" als Webcam ausgewählt.
PocketCam als dritte Webcam-App für iPhone und iPad
Neben den beiden vorgestellten Webcam-Apps gibt es noch "PocketCam" der Firma Senstic, die $4,99 für iPhone und iPad kostet. Hier ist iOS ab Version 5.0 erforderlich. Die App ist nach Angaben des Herstellers für das iPhone 5 optimiert.
Zur Verbindung mit PC oder Mac ist wie bei „Mobiola WebCamera“ eine kostenlose App auf dem Zielgerät zu installieren. Im Unterschied gibt es jedoch zusätzliche Einstellungen für den Farbmodus und zum Drehen des Bildes.
Dafür ist die App allerdings nur in englischer Sprache verfügbar und für iOS deutlich teurer als "Mobiola WebCamera".
Weitere interessante Anwendungen von iPhone und iPad
Der Autor hat bei Experto noch viele weitere Artikel zu speziellen Anwendungen von iPhone und iPad veröffentlicht wie als persönlichen Hotspot (WLAN-Router), zweiten Bildschirm für den PC, als Radarwarner oder Geigerzähler. Sie finden diese Artikel im Bereich Gadgets von Experto.