Radarfallen aufspüren mit dem iPhone als Blitzerwarner

Suchen Sie in Google nach "Radarfallen", finden Sie fast täglich neue Meldungen. "Die Städte rüsten auf", heißt es da, von Millionen-Einnahmen ist die Rede – und wer sich als Autofahrer vor dieser Treibjagd mit einem Blitzerwarner schützt, riskiert ein Bußgeld und vier Punkte. Doch es gibt einen legalen Ausweg. Ein iPhone mit passender App hilft mehr als POIs im Navigationsgerät.

Radarfallen und was es zum legalen Schutz dagegen gibt

In Deutschland sind Radarwarner ebenso verboten wie spezielle Folien, die den Blitz eines "Starenkastens" reflektieren sollen. Sie helfen außerdem nichts, wenn die Radarkontrolle mit einer Laserpistole stattfindet und der "Geblitzte" anschließend zur Feststellung seiner Personalien angehalten wird.

Dagegen sind "Blitzer-Warnungen" im Radio zulässig und auch die Warnungen durch andere Fahrer per Handzeichen ist entgegen landläufiger Meinung erlaubt. Die Lichthupe darf zur Warnung aber nicht betätigt werden. Das Verbot für Radarwarner gilt zudem nur für die Fahrt, zu Hause dürfen Sie ein solches Gerät völlig legal benutzen.

Ob ein Navigationsgerät mit POIs verboten ist, darüber sind Rechtsanwälte unterschiedlicher Ansicht und das Navi-Magazin schreibt, dass "bis heute kein Fall in Deutschland bekannt ist, wo die Polizei einem Autofahrer wegen des Gebrauchs eines Navigationsgeräts mit installiertem und aktivem Blitzerwarner ein Bußgeld und die vier Punkte verhängt hat."

Auf jeden Fall dürfen Sie sich vor der Fahrt im Internet darüber informieren, wo auf Ihrer Route stationäre und mobile Radarfallen auf Sie lauern. Die Polizei informiert ja mittlerweile selbst über neue Blitzer. Es ist auch legal, wenn Sie POIs (Points of Interest) mit Radarfallen in Ihr Navigationsgerät laden und dort nachschauen – nur ist das nicht sehr praktisch, wenn Sie diese vor dem Antritt der Fahrt wieder löschen müssten, um keine Strafe zu riskieren.

Gibt es einen Unterschied zwischen einem iPhone als Radarwarner und Navigationsgeräten mit Radarfallen-POIs?

Was für Navigationsgeräte gilt, ist so auch auf das iPhone und andere Smartphones zu übertragen, wenn diese mit Apps zum Warnen vor Radarfallen ausgestattet werden. Auch diese könnten, wie es im §23 Absatz 1b der Straßenverordnung formuliert ist, "Verkehrsüberwachungsmaßnahmen anzeigen oder stören".

Andererseits ist ein Smartphone noch weniger als ein Navigationsgerät dafür entwickelt worden, vor Radarfallen zu warnen, was wiederum ein Freibrief für die Nutzung sein könnte. Irgendwann wird ein Präzedenzfall darüber Klarheit schaffen oder der Gesetzgeber formuliert präziser, bis dahin ist es eine rechtliche Grauzone.

Gegenüber einem Navigationsgerät hat ein iPhone den technischen Vorteil, dass die "POIs" laufend aktualisiert werden und sich so auch während der Fahrt neue Radarfallen erkennen lassen. Zusätzlich lassen sich damit auch Radarfallen aufnehmen und mit GPS-Daten melden, um andere Verkehrsteilnehmer zu warnen.

Ob eine solche Aufnahme während der Fahrt erfolgen darf, darüber herrscht ebenfalls noch rechtlicher Klärungsbedarf. Der Fahrer sollte aber sicher nicht mit dem Smartphone während der Fahrt Aufnahmen machen und Kommentare eintippen, denn seine Aufmerksamkeit sollte dem Verkehr dienen.

Die Blitzerwarner-Apps Blitzer.de und Radactivity

In einer rechtlichen Grauzone bewegt sich damit auch Radactivity. Die zum Testzeitpunkt kostenlose App soll dazu dienen, unterwegs Blitzer zu markieren. Sie sehen einen Blitzer, drücken auf die Fläche "Blitzer setzen", und andere Mitglieder der Radactivity-Community sind gewarnt.

Die Anmeldung zur App erfolgt über Twitter, die Meldungen der anderen Teilnehmer sollen per Push-Nachricht kommen und sind nicht auf den eigenen Standort bezogen. Damit Sie nicht alle Push-Meldungen von Deutschland angezeigt bekommen, lassen sich Radien definieren. Sie erfahren so allerdings nur von den Radarfallen, die von der Gemeinschaft auch gemeldet werden.

Doch die Community meldet seit vielen Monaten wohl gar keine Radarfallen mehr, denn beim Twitter-Konto von Radactivity ist seit 1. Juli 2011 völlige Ruhe eingekehrt und die Karte von Radactivity auf der Webseite des Anbieters zeigte für den Wohnort des Autors keine einzige Radarfalle an, keine der ihm bekannten stationären Radarfallen und auch keine mobile. Dasselbe Ergebnis in anderen Großstädten. Finger weg von Radactivity!

Ebenfalls mit einer Community arbeitet Blitzer.de, dazu gibt es aber noch eine Datenbank mit tausenden von stationären Blitzern. Hier zeigte die Karte auf der Webseite des Unternehmens sofort ein halbes Dutzend Blitzer an.

Blitzer.de warnt auf dem iPhone und Smartphones mit Android und Windows Phone laut Anbieter "vor allen festen Blitzern weltweit". Mobile Blitzerdaten werden automatisch aktualisiert und Blitzer.de zeigt bei der Annäherung an eine Radarfalle über einen Balken die Entfernung an und warnt, wenn der Fahrer die zulässige Geschwindigkeit überschritten hat.

Die erste Version von Blitzer.de zeigte allerdings nicht immer richtig an, zum Beispiel konnte es vorkommen, dass eine Warnung auf der Autobahn erfolgte, die betreffende Radarfalle jedoch auf der Landstraße ein paar Hundert Meter daneben war. Entsprechend ist auch die Anzeige der zulässigen Geschwindigkeit nicht immer korrekt.

Die aktuelle Version informiert optional über eine Karte, so dass darüber geprüft werden kann, wo ein Blitzer steht. Da die App weltweit vor Blitzern warnt, kann sie auch bei Reisen praktisch eingesetzt werden. Hier sollten Sie sich nur zuvor informieren, in welchen Ländern das zulässig ist.

Neben dem Warnen vor Blitzern lassen sich mit der App auch Radarfallen aufnehmen und das Foto mit den GPS-Koordinaten und einem Kommentar an den Hersteller senden. Das sollte während der Fahrt aber auf jeden Fall nur der Beifahrer machen, denn da in Deutschland nicht ohne Freisprecheinrichtung telefoniert werden darf, ist sicher das Fotografieren während der Fahrt auch nicht erlaubt und noch weniger das Eintippen von Kommentaren.

Warum Blitzer.de und das iPhone nicht immer vor Radarfallen schützen

In jedem Fall dürfen Sie sich mit Blitzer.de vor der Fahrt über die aktuelle Lage an der Blitzer-Front informieren und haben so gegen das Aufrüsten der Städte mit Radarfallen wenigstens einen kleinen Schutz. Hundertprozentig darauf vertrauen sollten Sie aber nie, auch nicht wenn Sie die App während der Fahrt nutzen sollten.

Denn es vergeht immer einige Zeit, bis eine Radarfalle gemeldet wird und niemand garantiert Ihnen, dass die mobile Radarfalle genau vor Ihnen bereits in der Datenbank ist. Der beste Schutz vor Bußgeld ist also das Einhalten der Geschwindigkeitsvorgaben, Blitzer.de kann dabei unterstützen, da es die zulässige Geschwindigkeit anzeigt. So wird die Gefahr geringer, dass Sie etwa bei schlechten Sichtverhältnissen oder in fremder Umgebung ein Schild übersehen.

Ein Freifahrschein für Raser sollte Blitzer.de keinesfalls sein, es sterben in Deutschland pro Jahr immer noch rund 4.000 Menschen. Blitzer.de ist aber wie die Blitzer-Meldungen im Radio ein klares Zeichen an die Städte und Gemeinden, die Verkehrsüberwachung ihrem Zweck dienen zu lassen und nicht als Mautersatz zum Auffüllen der leeren Stadtkassen zu missbrauchen.