Panorama-Aufnahmen mit dem iPhone, der iOS-6-Kamera-App und Photosynth

iOS 6 hat eine neue Panorama-Funktion in der Kamera-App, die auch bei iOS 5 schon versteckt vorhanden ist. Apple lässt jedoch nicht jedes iPhone Panoramaaufnahmen machen, es muss schon ein iPhone 5 oder iPhone 4S sein. Wie Sie die Panorama-Funktion von iOS 6 nutzen und welche Unterschiede zu anderen Apps wie Photosynth und 360 Panorama bestehen, lesen Sie hier.

Was die neue Panorama-Funktion von iOS 6 leistet und wo ihre Grenzen sind

Mit Panorama von iOS 6 nehmen Sie horizontale und vertikale Panoramabilder mit einem Kameraschwenk von bis zu 240 Grad auf. Die Auflösung des Panoramabildes kann dabei bis zu 28 Megapixel (MP) betragen. Entsprechend groß werden dann die Bilddateien mit rund 20 MB.

Sie können mit Panorama Landschaftsaufnahmen oder hohe Gebäude aufnehmen und das iPhone 4S oder 5 setzt die einzelnen Bilder anschließend nahtlos zusammen.

Damit das Stitching (dt. Nähen, Heften) ein gutes Ergebnis liefert, sind die Bilder in einer Ebene aufzunehmen, die Kamera muss dazu auf einer gedachten Linie bewegt werden und darf davon nur minimal nach oben/unten oder rechts/links abweichen.

Tipp: Ein Stativ ist bei Panoramaaufnahmen zu empfehlen, Sie benötigen dazu ein passendes Gehäuse mit Schraubgewinde zum Befestigen des Stativs. Eine Alternative ist ein Drehteller oder ein Becher, in den Sie das iPhone stellen und dann den Becher vorsichtig drehen.

Einschränkungen der Panorama-Funktion bei iOS

Die Panorama-Funktion hat vier große Einschränkungen gegenüber den Dutzenden Apps von Fremdherstellern, die es für Panoramaaufnahmen bereits im AppStore gibt:

  • Es ist iOS 6 erforderlich, die Kamera-Apps älterer iOS-Versionen haben die Panoramafunktion nicht, in iOS 5 ist sie allerdings versteckt vorhanden.
  • Die Panoramafunktion steht nur beim iPhone 4S, iPhone 5 und dem iPod Touch 5. Generation zur Verfügung, nicht bei den iPads und älteren iPhones.
  • Es sind keine 360-Grad-Aufnahmen möglich.
  • Da der Linie gefolgt werden muss, erhalten Sie ein streifenförmiges Bild der Umgebung, während Sie zum Beispiel mit der App Photosynth von Microsoft praktisch alles um Sie herum aufnehmen können.

Die Panoramafunktion erfüllt jedoch ihren Zweck, arbeitet recht zuverlässig und lässt sich einfach und schnell anwenden. Zwar ist die Funktionsumfang geringer als bei den weiter unten vorgestellten Apps "Photosynth" und "360 Panorama", dafür liefern Letztere jedoch auch mitunter Bilder mit sehr groben Schnitzern ab.

Panorama bei iOS 6 mit iPhone 5, iPhone 4S und iPod Touch 5. Generation nutzen

Zur Panoramaaufnahme rufen Sie die "Kamera"-App von iOS 6 mit einem iPhone 5, iPhone 4S oder iPod Touch der 5. Generation auf. Sie finden dann unter "Optionen" den neuen "Panorama"-Button. Tippen Sie darauf und die neue Panorama-Funktion ist aktiviert.

Ein Pfeil zeigt Ihnen die gedachte Linie an. Tippen Sie auf den "Kamera"-Button und bewegen Sie das iPhone 5 oder 4S bei waagerechten Aufnahmen von links nach rechts oder bei senkrechten Aufnahmen von unten nach oben.

Meldungen zeigen Ihnen an, wenn Sie das iPhone zu schnell bewegen oder von der Linie nach oben oder unten abweichen. Diese Abweichung sehen Sie aber schon am Pfeil und sollten diesen möglichst genau über der Linie führen.

Am Ende der Aufnahme tippen Sie wiederum auf den "Kamera"-Button. Dann blättern Sie zu der Panoramaaufnahme und beschneiden diese bei Bedarf. Dazu tippen Sie auf "Bearbeiten", dann unten rechts auf das Symbol zum Beschneiden des Bilds und ziehen an den Ecken des Rasters, so dass störende oder nicht sauber zusammengesetzte Bildbereiche verschwinden.

Über den Button "Formate" können Sie folgende Bildformate wählen: "Original", "Quadrat", "3 x 2", "3 x 5", "4 x 3", "4 x 6", "5 x 7", "8 x 10" und "16 x 9".

Sind Sie mit der Auswahl des Formats und Bildausschnitts fertig, tippen Sie wiederum auf "Bearbeiten" und dann auf "Sichern", sofern Sie nicht zuvor noch andere Korrekturen vorzunehmen haben, etwa das Bild zu drehen oder mit dem "Zauberstab" das Bild automatisch zu optimieren.

Die Panoramafunktion unter iOS 5 freischalten und dann auch mit älteren Apple-Geräten nutzen

Haben Sie iOS 5, können Sie bereits eine Beta-Version der Panorama-Funktion nutzen, die allerdings nicht den vollen Funktionsumfang der Version von iOS 6 hat. Es fehlt die Vorschaufunktion und es ist nur eine waagerechte Aufnahme möglich.

Dafür lässt sich Panorama auch mit einem iPhone 4 nutzen, es muss nur ein Gyroskop (Kreiselsensor) vorhanden sein. Dieses Video in englischer Sprache zeigt die Anwendung der Panorama-Funktion von iOS 5. 

Zuvor müssen Sie Panorama jedoch erst einmal durch einen neuen Eintrag in einer Konfigurationsdatei von iOS 5 aktivieren. Die Vorgehensweise hängt dabei davon ab, ob Sie ein iPhone mit oder ohne Jailbreak verwenden.

Haben Sie Ihr iPhone mit einem Jailbreak freigeschaltet, verwenden Sie zum Aktivieren von Panorama den Tweak Firebreak von Cydia

Bei einem iPhone ohne Jailbreak ändern Sie dessen Backup auf Ihrem PC oder Mac und sichern diese wieder zurück:

  1. Sie installieren das Tool iBackupBot auf Ihrem PC oder Mac, sofern es nicht bereits vorhanden ist. 
  2. Mit iBackupBot öffnen Sie die Konfigurationsdatei Library/Preferences/com.apple.MobileSlideshow.plist aus dem Backup Ihres iPhone.
  3. In der Datei fügen Sie unter DiskSpaceWasLow zwei neue Einträge ein.
  4. Sie stellen das Backup mit der veränderten Datei auf Ihrem iPhone wieder her und Panorama ist nun freigeschaltet.

Eine ausführliche Anleitung in deutscher Sprache dazu finden Sie bei ZDNet.

Welche Alternative Sie zu Panorama von Apple haben

Als Alternative bietet sich die kostenlose App Photosynth von Microsoft an, die bereits ab iOS 4.2 nutzbar ist – und zwar ohne Jailbreak oder Manipulationen an Konfigurationsdateien.

Photosynth funktioniert zudem mit dem iPhone 3GS, iPhone 4, iPhone 4S, iPhone 5 sowie dem iPod Touch der 4. und 5. Generation. Außerdem lässt sich auch ein iPad 2 oder neues iPad verwenden, auch wenn das beim iPad 2 aufgrund der sehr schlechten Kamera kaum lohnenswert erscheint.

Mit Photosynth lassen sich 360-Grad-Aufnahmen vornehmen, wobei Sie sich nicht an eine Ebene halten müssen. Das Ergebnis lässt allerdings zu wünschen übrig, denn das Stitching bewirkt einige merkwürdige Effekte.

Richtig lustig wird es, wenn sich Personen durch das Bild bewegen, dann stehen im Panoramabild plötzlich ein paar Beine ohne Oberkörper oder umgekehrt.

Auf einem Panoramabild aus dem Inneren des Pantheon in Rom wurde etwa die kreisrunde Lichtöffnung an der Decke gleich vierfach dargestellt. Dabei wäre hier doch das "Patchwork" wirklich einfach zur Deckung zu bringen gewesen.

Neben Photosynth wird auch 360 Panorama von Occipital häufiger für Panoramaaufnahmen verwendet. Die App kostet 0,79 EUR. 360 Panorama läuft bereits ab iOS 4.0 und ist eine Universal-App für iPhone und iPad. Auch hier werden iPhone 3GS, iPhone 4, iPhone 4S, iPhone 5, iPod Touch der 4. und 5. Generation und das iPad 2 sowie das neue iPad unterstützt.

Was im Praxistest von 360 Panorama und Photosynth auffiel

Die Musterbilder auf der Webseite von Occipital  geben einen guten Eindruck von der Leistungsfähigkeit der App. Auch hier zeigen sich an den Rändern allerdings die wohl derzeit noch unvermeidbaren Fehler beim Stitching, allerdings in weit geringerer Form als bei Photosynth.

Im Praxistest fällt auf, dass 360 Panorama Schwierigkeiten mit schwächerem Licht wie etwa bei Kunstlicht hat. Hier kommt Photosynth besser zurecht. Dafür setzt 360 Panorama die Bilder passgenauer zusammen.

Dazu wird bei 360 Panorama durch einen roten Rahmen beim aktuellen Bildausschnitt angezeigt, wenn die Bildzuordnung nicht mehr klar ist. Dann sollen Sie noch einmal zu dem zuletzt aufgenommenen Bildschnipsel zurück und von dort aus die weiteren Aufnahmen tätigen.

Beide Apps überzeugen jedoch nicht wirklich: Photosynth liefert klare, meist scharfe Fotos, deren Ränder häufig nicht zusammenpassen und deren Inhalte teilweise im Bild mehrfach erscheinen. Dagegen war das Bild bei 360 Panorama weniger scharf und stellenweise stark überbelichtet, dafür passten die Bildränder besser.

Zum Thema Panorama finden Sie im AppStore über 100 Apps, die nicht alle geprüft wurden, hier finden Sie womöglich noch andere interessante Programme. Doch diese Suche ist nicht erforderlich, wenn Sie bei Photosynth und 360 Panorama mit einem Stativ arbeiten und bei den Aufnahmen die 360 Grad nicht ausreizen, erzielen Sie verwendbare Panoramen.

Nutzen Sie die Panorama-Funktion und die Apps nur für Landschaftsaufnahmen

Beachten Sie auch die Beispiele auf der Webseite von Occipital, denn eine Landschaft ist für Panoramaaufnahmen das beste Motiv. Panoramaaufnahmen in Gebäuden gelingen nur bei großen Innenräumen ohne allzu viele Kanten und Details. Es sollte für die Zeit der Aufnahmen auch sichergestellt sein, dass Ihnen niemand durch die Aufnahme läuft, sonst ist die Person hinterher auf dem Bild als Puzzle aus seinen Körperteilen zu sehen. Die Bilder in der Galerie zeigen, was so alles passieren kann.