Heilpraktiker: Wie kann ich mich vernünftig ausbilden?
Sie denken über eine berufliche Neuorientierung nach? Interessieren sich für den Heilpraktikerberuf? Haben sich schon entschieden und stellen sich nun die Frage nach einer sinnvollen Ausbildung? Der Artikel gibt Ihnen Orientierungshilfen und hilft (hoffentlich), Enttäuschungen zu vermeiden. Eine gute und individuell passende Ausbildung zu finden, ist nicht leicht. Es gibt dabei einiges zu bedenken.
Was ist eigentliche eine Heilpraktikerausbildung?
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ich empfehle die weiteren Artikel dieser Serie zu studieren. Generell lässt sich sagen, dass es keine geregelte Ausbildung gibt. Im Prinzip kann jeder, der sich berufen fühlt, eine Heilpraktikerschule eröffnen und was auch immer anbieten. Der Heilpraktiker ist strenggenommen ja kein Beruf, sondern lediglich eine Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde.
Grundsätzlich können wir die reine Prüfungsvorbereitung von der therapeutischen Ausbildung unterscheiden.
Heilpraktikerausbildung: Prüfungsvorbereitung
Die Prüfungsvorbereitung vermittelt Ihnen zumindest theoretisch das (schul-)medizinische Grundlagenwissen, um die Prüfung zu bestehen. Sie vermittelt Ihnen keinerlei praxisrelevante Kenntnisse. Da die Prüfung schwer ist, sind die Durchfallquoten hoch. Die Qualität solcher "Ausbildungen" schwankt stark. Sie dauern in der Regel etwa ein halbes bis ein Jahr.
Heilpraktikerausbildung: Therapeutische Ausbildung
Eine therapeutische Ausbildung, die den Namen verdient, dauert in der Regel wesentlich länger. Zwei oder besser drei Jahre sind sinnvoll. In der Regel werden alle "großen" naturheilkundlichen Fächer in Ihren Grundlagen vermittelt. Hierzu gehören Pflanzenheilkunde, Homöopathie, Chinesische Medizin, Körperarbeit und Naturheilverfahren.
Im Laufe der Ausbildung erhalten Sie einen guten Überblick. Sie können sich dann später auf die Therapieform(en) spezialisieren, die Ihnen gut liegen. Eine gute therapeutische Ausbildung sollte immer auch eine Lehrpraxis beinhalten. Erst die praktische Arbeit am Patienten unter Anleitung erfahrener Praktiker macht wirklich fit für die eigene Praxis.
Es gibt natürlich auch therapeutische Ausbildungen in nur einem Fach z. B. Traditioneller Chinesischer Medizin. Die großen Schulen der Fachverbände kombinieren in der Regel medizinische, prüfungsvorbereitende und therapeutische Ausbildung zu einem sinnvollen Ganzen.
Wie beurteilt man das Preis/Leistungsverhältnis einer Heilpraktikerausbildung?
Mein liebes Berlin ist voll von sogenannten Heilpraktikerausbildungen, die sich bei genauerem Hinsehen meist als Prüfungsvorbereitungen entpuppen. Es ist durchaus sinnvoll, nicht nur den absoluten Preis zu betrachten und auch das Kleingedruckte zu lesen. Machen wir mal ein paar fiktive aber realistische Beispiele:
"Ein Jahr Heilpraktikerausbildung berufsbegleitend für 1000 EUR" klingt erst mal besser als "9 Monate Heilpraktikerausbildung für 2000 EUR" oder "dreijährige Ausbildung für 9.000 EUR". Guckt man genau hin, ergibt sich aber folgendes Bild: Die einjährige Ausbildung beinhaltet 40 Abende a 2,5 Stunden in Summe 100 Stunden, d. h. die Stunde kostet 10 EUR.
Es sei außerdem angemerkt, dass danach niemand, der nicht wahnsinnig viel zu Hause lernt, eine Chance hat die Prüfung zu bestehen. Die neunmonatige Ausbildung bietet 30 Wochen Unterricht jeweils 10 Stunden die Woche und ein individuelles Training von 10 Stunden nur für die mündliche Prüfung. Sie erhalten also 310 Stunden Unterricht, d. h. die Stunde kostet etwa 6,40 EUR.
Die dreijährige Ausbildung bietet 20 Wochenstunden Unterricht zusätzlich Lehrpraxis im dritten Ausbildungsjahr, das ergibt etwa 3000 Unterrichtsstunden in drei Jahren, macht 3 Euro pro Stunde. Da sieht das Bild doch schon ganz anders aus, oder?
Die scheinbar billige Ausbildung ist die teuerste und unseriöseste, da der Zeitrahmen einfach unrealistisch ist. Bleibt die inhaltliche Entscheidung zwischen einer Prüfungsvorbereitung und einer therapeutischen Ausbildung. Lesen Sie hierzu den zweiten Teil des Artikels.