Geduld kann man lernen

Kaum etwas ist schwieriger, als Geduld zu haben. Gerade unter Stress sollte alles immer sofort geschehen. Die gute Nachricht: Mit etwas Übung kann man Geduld durchaus lernen.

Wenn es wieder einmal nicht flott genug geht, wenn man innerlich kocht, weil irgendjemand trödelt, wenn einem immer wieder Missgeschicke passieren, weil man zu hektisch war, dann sehnt man sich nach Harmonie und Geduld. Es war nie leicht, sich in Geduld zu üben, doch in unserer schnelllebigen Welt ist es besonders schwierig, die Tugend der Geduld zu lernen. Fast alles ist ständig verfügbar. Das verleitet dazu, selbst immer ungeduldiger zu werden.

Die Wege zur Geduld
Das Grundprinzip für mehr Geduld liegt darin, die Ungeduld zu erkennen, sich ihrer Ursachen bewusst zu werden und sie dann durch geduldigeres Verhalten zu ersetzen. Das hört sich einfach an, braucht aber im täglichen Leben ein wenig Zeit und vor allem Konsequenz, um dauerhaft verankert zu werden. Lassen Sie uns darum gemeinsam Schritt für Schritt vorgehen:

  • Bei welchem Stress bleibt die Geduld auf der Strecke?
    Fragen Sie sich, was Ihnen normalerweise die Geduld raubt und Stress verursacht. Neigen Sie zu Multitasking, um schneller zu werden?
    Oder haben Sie so viele Aufgaben, dass einfach keine Zeit bleibt? Dauern Ihnen manche Sachen zu lange?
  • Welche Trigger lassen bei Stress die Geduld verschwinden?
    Versuchen Sie die Ereignisse zu erkennen, die immer unweigerlich dazu führen, dass Sie die Geduld verlieren. Sind es ähnliche oder gleiche Situationen voller Stress? Ist es, wenn Sie etwas nicht gleich finden? Oder wenn andere zu langsam sind? Sind eigene Fehler ein typisches Beispiel? Gibt es Kleinigkeiten, die wie ein Schalter in Ihnen die Ungeduld anknipsen? Beispiel: „Ich werde immer ganz ungeduldig, wenn ich sehe, wie umständlich langsam mein Kollege die Briefe faltet. Da könnte ich aus der Haut fahren!“
  • Überlegen Sie, ob es gleiche Gedanken bei solchen Gelegenheiten gibt.
    Was geht in Ihnen vor? Was denken Sie sobald der Stress Ihnen die Geduld genommen hat? Beispiel "Bis der fertig ist, habe ich schon 10 Briefe gefaltet.“
  • Schreiben Sie diese ungeduldigen Gedanken nach dem Stress auf und notieren Sie daneben Alternativen mit Geduld.
    Oft hat man wiederkehrende Gedanken beim Stress, die an die Geduld gehen. Das können fehlende Perfektion, Langsamkeit oder Sturheit sein. Beispiele für Ungeduld: "Lass’ mich das machen, dann geht es schneller.“ Ein anderes Beispiel: "Immer wenn es schnell gehen soll, finde ich nichts.“ Oder "Ich werde ganz nervös, wenn das so lange dauert.“
    Dagegen können Sie setzen: "Jeder hat seinen eigenen Stil“, "In Ruhe überlegen, wo ich es zuletzt gesehen habe.“ und "Alles braucht seine Zeit.“ Natürlich werden Ihre Alternativen für mehr Geduld bei Stress ganz anders aussehen. Jeder empfindet subjektiv.
  • Machen Sie Trockenübungen.
    Fantasieren Sie Gelegenheiten, in denen Sie gerne mehr Geduld hätten vor Ihrem inneren Auge. Probieren Sie Ihre Alternativen dabei aus. Dabei spüren Sie auch gleich, ob sie für Sie stimmig sind oder geändert werden müssen. Lernen Sie, wenn Sie Geduld übrig haben.
  • Die lange Reise zur Geduld beginnt mit dem ersten Schritt.
    Nehmen Sie sich für morgen eine Konstellation mit Stress vor, in der Sie erfahrungsgemäß die Geduld verlieren. Probieren Sie, als Realitätscheck Ihren neuen Gedankengang aus. Funktioniert er? Behalten Sie auch bei Stress die Geduld? Wenn es klappt – Gratulation. Wenn nicht, sollten Sie noch am Feinschliff arbeiten.
  • Nun kommt das Schwierigste von allem:
    Um Geduld auch unter Stress zu lernen braucht man – sie ahnen es – Geduld. Das wird die härteste, aber auch wertvollste Übung für Sie. Wenn Sie hier am Ball bleiben, wird Ihnen auch bei anderen Gelegenheiten, Geduld leichter fallen.