Was Sie als Bewerber über Assessment Center wissen sollten

Ein Assessment Center (AC) ist ein Verfahren, das Unternehmen nutzen, um Personal einzustellen. Die Bewerber absolvieren im AC verschiedene Übungen und werden von mehreren speziell dafür ausgebildeten Beobachtern unter die Lupe genommen. Weil jeder Beobachter jeden Bewerber mindestens einmal beobachtet, verspricht man sich vom AC größere Objektivität als vom klassischen Vorstellungsgespräch.

Wissenschaftlich definiert ist ein AC ein systematisches Verfahren zur qualifizierten Feststellung von Verhaltensleistungen bzw. -defiziten, das von mehreren Beobachtern gleichzeitig für mehrere Teilnehmer in Bezug auf vorher definierte Anforderungen angewandt wird (Wolfgang Jeserich).

ACs werden heute von vielen Unternehmen und Organisationen zur Personalauswahl eingesetzt. Sie werden standardmäßig bei der Besetzung von Führungspositionen eingesetzt, aber auch bei der Auswahl von Hochschulabsolventen und zum Teil bereits bei der Besetzung von Lehrstellen. Auch Angestellte, die aufsteigen wollen, müssen damit rechnen, ein AC absolvieren zu müssen.

Zentrale Merkmale eines AC ist also der Einsatz verschiedener Verfahren und Aufgaben zur Personalauswahl. Es geht um die Einschätzung aktueller Kompetenzen und Defizite der Teilnehmer. Ziel ist die Prognose des zukünftigen Entwicklungspotenzials der Teilnehmer.

ACs wurden in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts von deutschen Heerespsychologen zur Auslese des Offiziersnachwuchses eingesetzt. In den 50er-Jahren verfeinerten amerikanische Psychologen das Verfahren und bald wurde das AC in den USA routinemäßig bei der Personalauswahl verwendet. Seit Mitte der 70-erJahre werden ACs auch wieder im deutschsprachigem Raum angewandt.

Insgesamt laden heute mehrere Tausend Unternehmen in Deutschland Bewerber zum AC ein, um herauszufinden, wo ihre Stärken und Schwächen liegen und ob sie zum Unternehmen passen. Vor allem Hochschulabsolventen der Betriebswirtschaftslehre und Ingenieure müssen ein AC durchlaufen. Die überwiegende Mehrzahl der deutschen Konzerne verlangt dies so.

Ein AC kann unterschiedlich lange dauern

Das Spektrum reicht von mehreren Stunden bis zu einigen Tagen. Meist sind es zwei Tage. Während dieser Zeit werden Sie von einer Prüfungskommission beobachtet. Je nach Anzahl der Bewerber müssen Sie im AC mit mehreren Beobachtern rechnen. Diese sind speziell für ihre Aufgabe ausgebildet und repräsentieren die Arbeitgeberseite.

Die Beobachter rotieren bei ihrer Aufgabe, was dazu führt, dass jeder Beobachter mindestens einmal jeden Teilnehmer beobachtet. Dieses Vorgehen führt zu einer gewissen Objektivität, die so bei einem klassischen Vorstellungsgespräch nicht gewährleistet ist. Dadurch verspricht man sich unter anderem eine Senkung der Kosten von Personalfehlentscheidungen.

Getestet wird vor allem Ihre Persönlichkeit, Ihre Leistungsmotivation und Ihre Kompetenz. Sind Sie sympathisch? Sind Sie anpassungsfähig? Passen Sie zur Firma? Sind Sie darüber hinaus engagiert? Haben Sie Biss? Können Sie sich mit der Aufgabe im Unternehmen identifizieren? Verfügen Sie über berufsrelevante Erfahrungen, Kenntnisse und Eigenschaften? Haben Sie auch einen gut funktionierenden gesunden Menschenverstand?

Um eine Antwort auf diese Fragen zu erhalten, werden im AC unterschiedliche Übungen eingesetzt. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über typische AC-Bausteine:

  • Präsentation vor der Gruppe
  • Gruppendiskussion
  • Lösung einer Fallstudie alleine oder im Team
  • Feedbackgespräche
  • Unternehmensplanspiel
  • Rollenspiele, zum Beispiel Simulation eines Verkaufsgesprächs
  • Postkorb-Übung
  • Interview (also auch das klassische Vorstellungsgespräch)
  • Persönlichkeits-, Intelligenz-, Leistungs- und Konzentrationstests
  • Übungen am Computer
  • Abschlussgespräch

AC Übungen

Dabei können die verschiedenen AC-Übungen wie folgt systematisiert werden:

  • Jeder für sich allein (z. B. Postkorbübung)
  • Einer vor den anderen (z. B. Präsentation)
  • Einer gegen den anderen (z. B. Rollenspiel)
  • Jeder gegen jeden (z. B. Gruppendiskussion)

Im AC geht es nicht nur darum, was Sie können, sondern auch darum, wie Sie sich und Ihre Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse präsentieren. Mit anderen Worten: Es geht auch um Ihr schauspielerisches und selbstdarstellerisches Talent. Dabei stellt sich auch die Frage, inwieweit Sie sich anpassen wollen und wo die Grenze zur Verbiegung verläuft, um den Anforderungen des jeweiligen Unternehmens zu entsprechen. Nicht jeder passt zu jedem Unternehmen.

Im Abschlussgespräch gibt es meist eine mehr oder minder ausführliche Einschätzung Ihrer Leistungen durch die Beobachter oder andere Vertreter des Unternehmens. Meist wird darauf geachtet, die Bewerber positiv zu verabschieden und in freundlich-moderater Art und Weise zu loben. Kritik und Empfehlungen für Verbesserungen werden dabei meist nur an AC-Teilnehmer gerichtet, die bereits zum Unternehmen gehören und an einem Aufstieg interessiert sind.

Und jetzt viel Erfolg bei der Absolvierung Ihres nächsten Assessment Center!