Wenn Kostenrechnungsverfahren nur mit tatsächlich angefallenen Istkosten rechnen, so ist dies mit einigen Nachteilen verbunden. Periodenvergleiche werden erschwert, Zuschlagssätze nicht an Beschäftigungsänderungen angepasst etc.
Die Normalkostenrechnung als Kostenrechnungssystem
Diese Normalkostenrechnung gehört zu den Systemen, die – zumindest einige – dieser Mängel vermeiden will, denn sie geht bei ihren Berechnungen von durchschnittlichen Mengen und durchschnittlichen Preisen auf, so wie sie sich in der Vergangenheit dargestellt haben.
Bei den Normalkosten der Normalkostenrechnung handelt es sich folglich um die durchschnittlichen Kosten der Vergangenheit. Allerdings werden die für die Normalkostenrechnung verwendeten Normalkosten nicht unbesehen übernommen. Zeichnen sich z. B. Veränderungen bei den Löhnen oder Rohstoffpreisen ab, so werden diese durch prozentuale Zu- oder Abschläge berücksichtigt.
Der Begriff Normalkosten in der Normalkostenrechnung
Nicht in der Literatur, wohl aber in der betrieblichen Praxis werden die Begriffe Normalkosten und Normalkostenrechnung mitunter falsch interpretiert. Normalkosten sind keine "normalen Kosten", die – verstanden als Sollvorgabe – entstehen, wenn im Unternehmen normale bzw. geplante Produktions- und Leistungsbedingungen vorherrschen.
Vorteile der Normalkostenrechnung
Da man bei der Normalkostenrechnung eben nicht auf die Istkosten des Jahres abstellt, verzichtet man bewusst auf die Überwälzung der tatsächlich angefallenen Istkosten. Damit führt die Normalkostenrechnung zu Kostensätzen, die weit weniger schwanken als in der Vollkostenrechnung und daher tendenziell zu einer höheren Kalkulationssicherheit führen.
Zu den weiteren Vorteilen der Normalkosten gehört ferner, dass sie die Kalkulation etwas vereinfacht und beschleunigt.
Die Verrechnungssätze der Normalkostenrechnung
Ähnlich wie bei der Vollkostenrechnung wird auch für die Normalkostenrechnung ein Verrechnungssatz gebildet, der sogenannte Normalkostenverrechnungssatz:
Normalkostenverrechnungssatz = Normalkosten / Normalbeschäftigung
Dieser Normalkostenverrechnungssatz der Normalkostenrechnung bleibt für einen längeren Zeitraum – in der Regel für ein Jahr – konstant. Lediglich wenn sich größere, nicht vorhersehbare Entwicklungen ergeben sollten, sind auch bei der Normalkostenrechnung Anpassungen beim Normalkostenverrechnungssatz erforderlich.
Auch abrechnungstechnisch wird bei der Normalkostenrechnung ähnlich wie bei der Vollkostenrechnung vorgegangen. Anstatt verrechnete Istkosten zu berechnen, werden bei der Normalkostenrechnung die verrechneten Normalkosten wie folgt ermittelt:
Verrechnete Normalkosten = Ist-Stunden x Normalkostenverrechnungssatz
Da die sich nach Ablauf der Abrechnungsperiode tatsächlich entstandenen Istkosten von den Normalkosten abweichen, sind die verrechneten Normalkosten stets niedriger oder höher als die Istkosten. Wie diese Kostenüber- beziehungsweise Kostenunterdeckungen im System der Normalkostenrechnung behandelt werden, hängt davon ab, ob im Unternehmen eine starre Normalkostenrechnung oder eine flexible Normalkostenrechnung zum Einsatz kommt.