Allergie: Wie hilfreich ist eine Impfung?

Die Zahl der Allergiker steigt kontinuierlich an. Etwa jeder dritte Mensch in Deutschland reagiert allergisch. Medikamente lindern lediglich die Symptome, beeinflussen aber nicht die Überreaktion des Immunsystems. Erfahren Sie hier, welche neuen Therapieansätze Vorbeugung und effizientere Behandlung versprechen und ob eine Impfung wirklich sinnvoll ist.

Allergien gelten als typische Zivilisationserkrankungen und sind weltweit auf dem Vormarsch. In Deutschland hat sich die Zahl der Allergiker innerhalb einer Generation verdoppelt. Spitzenreiter sind etwa 30 Millionen an Heuschnupfen erkrankte Menschen.

Nahrungsmittel-, Insektengift-, Staubkontakt- und Medikamentenallergien sind auf dem Vormarsch. Grund genug für Ärzte und Wissenschaftler, fieberhaft die Ursachen zu erforschen, welche das menschliche Immunsystem Amok laufen lassen. Die Gründe dafür, warum harmlose Stoffe das Immunsystem derart aktivieren, als ob es sich um pathogene Eindringlinge handele, sind bislang ungeklärt. Weitgehend erforscht ist dagegen, wie die Mechanismen im Zusammenspiel der Zellen im fehlgeleiteten Immunsystem funktionieren. Auf dieser Basis werden Strategien entwickelt, welche die Behandlung effizienter machen soll.

Fehlgeleitete Abwehr

Ist ein Allergen in den Körper eingedrungen, wird es von dendritischen Zellen geschluckt. Teile des Allergens (Epitope) siedeln auf der Oberfläche dieser Zellen und lassen unspezifische T-Helfer-Zellen zu T-Helfer-Zellen Typ II (TH2) reifen. Dies ist die entscheidende falsche Weichenstellung. Bei Nichtallergikern bilden sich bei gleicher Ausgangslage TH1-Zellen. TH2-Zellen aktivieren B-Zellen, welche große Mengen an IgE-Antikörpern bilden. Diese Immunglobuline siedeln sich auf den Mastzellen der Haut an.

Kommt es zu erneutem Kontakt des Allergens mit dem IgE-Antikörper, schüttet die Mastzelle eine Reihe von Botenstoffen, darunter Histamin und Leukotriene, aus und es kommt zur typischen Reaktion der Schleimhäute: Schwellungen, Jucken, Entzündungen. Hier setzen die meisten Medikamente an. Antihistaminika neutralisieren das Histamin, Kortison bremst die Entzündung.

Therapieansätze: Allergie-Impfung

Eine Allergie-Impfung sorgt zu Beginn der allergischen Reaktion für die entscheidende Weichenstellung: statt der TH2-Zellen entwickeln sich aus den unreifen T-Zellen TH1-Zellen, welche die B-Zellen zur Bildung der Immunglobuline IgG stimulieren. Diese Globuline heften sich bei erneutem Allergenkontakt an das Reiz-Molekül, blockieren es und unterbinden die allergische Sofortreaktion der Mastzellen. Ein anderer Therapieansatz sieht vor, die IgE-Moleküle genetisch so zu verändern, dass sie nicht an den Mastzellen andocken können und sie somit nicht aktivieren.

Wann ist mit diesen Impfstoffen zu rechnen?

Immunologen aus Österreich und der Schweiz haben Vakzine zur Desensibilisierung entwickelt, die mit wenigen Injektionen das Abwehrsystem wirksam umsteuern können. Vorsichtige Prognosen weisen auf das Jahr 2015 zur Zulassung hin. Nötige klinische Studien dauern noch an, weil finanzielle Mittel seitens der Pharmaindustrie nur zögerlich fließen.

Fazit

Bislang müssen sich Allergiker langwierigen Desensibilisierungen unterziehen, welche nicht immer zum gewünschten Erfolg führen. Zur Medikation stehen Antihistaminika und Corticoide im Vordergrund. Synthetisch hergestellte Antikörper, die die unerwünschten IgE-Globuline neutralisieren, wie das Mittel Omalizumab, kommen eher selten zur Anwendung.