Rückgang der Hausgeburt
Eine Geburt ist ein natürlicher Vorgang und noch vor 50 Jahren gebaren Frauen in der Regel zu Hause. Als 1964 die Krankenkassen die Kosten für die Geburt im Krankenhaus übernahmen, entschieden sich viele Frauen für die Entbindung in der Klinik. Gleichzeitig sank die Sterblichkeitsrate bei Säuglingen und Gebärenden deutlich und die Klinikgeburt wurde gegenüber der Hausgeburt als sicherer eingestuft. Inzwischen wiesen wissenschaftliche Studien nach, dass die vermehrten Klinikgeburten nicht mit der sinkenden Sterblichkeitsrate zusammenhängen. Vielmehr führen Faktoren wie verbesserte Hygienebedingungen, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen oder positive soziale Verhältnisse zu den niedrigen Sterblichkeitsraten in den Industrienationen.
Wie sicher ist eine Hausgeburt
Ihr Frauenarzt rät Ihnen wahrscheinlich zu einer Geburt im Krankenhaus, weil er die Klinik für den sichersten Ort hält. Laut der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe (QUAG) zeigen wissenschaftliche Studien, dass eine gesunde Schwangere zu Hause genauso sicher betreut und versorgt wird wie in der Klinik. Großes Plus der Hausgeburt ist der vertraute Rahmen. Die schwangere Frau kann sich unbeeinflusst von Krankenhausroutine oder Schichtwechsel entspannen und Wehen und Geburt im eigenen Rhythmus erleben. Dadurch braucht sie kaum geburtsbeschleunigende Eingriffe, die im Krankenhaus bei jeder dritten Frau eingesetzt werden.
Risiken einer Hausgeburt für das Baby
Selbst wenn eine Geburt ohne große Komplikationen verläuft, kann für das Baby ein Risiko bestehen. Bei der Geburt im Krankenhaus kümmert sich sofort ein Team aus Ärzten und Krankenschwestern um das Baby. Die Ergebnisse eines amerikanischen Forschungsteam um Joseph R. Wax von der Abteilung für Geburtenhilfe und Gynäkologie des Maine Medical Centers in Portland ergaben, dass die Sterblichkeitsrate der Säuglinge bei Hausgeburten dreimal höher ist als bei Babys, die im Krankenhaus zur Welt kommen. Hauptursache ist Atemnot während der Geburt sowie fehlgeschlagene Wiederbelebungsversuche. Diese Studie ist jedoch nicht automatisch auf die Verhältnisse in Deutschland zutreffend. Die aktuellen Daten der QUAG belegen: 99 Prozent der Säuglinge bei außerklinischen Geburten waren gesund.
Eine Hausgeburt planen
Wenn Sie über eine Hausgeburt nachdenken, nehmen Sie frühzeitig während der Schwangerschaft Kontakt zu einer Hebamme auf. Im Gespräch erfahren Sie viele Details zu der Hausgeburt. Außerdem berät Sie die Hebamme, ob die Hausgeburt für Ihren Gesundheitszustand und Ihre häuslichen Verhältnisse zu empfehlen ist. Es ist wichtig, dass die Hebamme alle Ihre Fragen kompetent beantwortet, damit Sie sich gut aufgehoben fühlen. Achten Sie darauf, dass die Chemie zwischen Ihnen stimmt. Die Hebamme ist während der Geburt die ganze Zeit anwesend, deshalb ist Sympathie zwischen ihnen sehr wichtig. Wenn Sie sich für eine Hausgeburt entscheiden, ist Ihre Hebamme bei allen Fragen zur Geburt ein wichtiger Ansprechpartner.
Wie verläuft eine Hausgeburt
Jede Geburt verläuft unterschiedlich. Bei der Hausgeburt ist die Hebamme bei Ihnen zu Hause und unterstützt Sie während der Wehenarbeit und der Geburt. Wenn Sie Wehen verspüren, informieren Sie Ihre Hebamme. Sobald diese eintrifft, untersucht Sie zunächst die Schwangere, um Komplikationen auszuschließen. Nach der Geburt kümmert sich die Hebamme um die Mutter und untersucht das Baby. Sie näht wenn erforderlich den Dammschnitt oder –riss der Mutter.
Komplikationen während der Hausgeburt
Hebammen sind heutzutage medizinisch gut eingerichtet. Zur Standartausrüstung gehören ein tragbares Ultraschallgerät, um die Herztöne des Ungeborenen zu überprüfen, sowie Schmerzmittel, Medikamente und Nahtbesteck. Laut neuestem Bericht der QUAG ist bei 12,5 Prozent der außerklinischen Geburten eine Verlegung in die Klinik notwendig. Da die Hebamme die Geburt im nahe gelegenen Krankenhaus angemeldet hat, kann sie jederzeit die Klinik und den Rettungsdienst kontaktieren. Die Hebamme begleitet die Schwangere in das Krankenhaus.
Wer übernimmt die Kosten
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für alle Hebammenleistungen. Erkundigen Sie sich trotzdem, ob bei der Hausgeburt zusätzliche Kosten für verbrauchte Materialien oder der Rufbereitschaft der Hebammen entstehen.
Für wen ist eine Hausgeburt geeignet
Erstgebärende sind im Krankenhaus besser aufgehoben, denn sie wissen nicht, wie sie auf die Wehenschmerzen reagieren. In der Klinik stehen alle medizinischen Möglichkeiten zur Verfügung. Wenn Sie ohne Probleme entbunden haben, kann eine Hausgeburt eine gute Alternative zur Klinik darstellen. Voraussetzung für eine Hausgeburt ist ein komplikationsfreier Schwangerschaftsverlauf. Bei gesundheitlichen Problemen wie Stoffwechselstörungen oder Bluthochdruck empfiehlt sich die Entbindung im Krankenhaus. Abgesehen von medizinischen Gründen ist eine Hausgeburt für Sie nicht geeignet, wenn Sie sich ständig über mögliche Komplikationen den Kopf zerbrechen. Vielleicht sind Sie sogar froh, wenn sich im Krankenhaus Ärzte und Schwestern um Sie und Ihr Baby kümmern. Die Wahl des Geburtsortes ist ganz allein Ihre Entscheidung. Vertrauen Sie einfach Ihrem Bauchgefühl.
Informationen zum Geburtsort finden Sie in der kostenfreie Broschüre „Zu Hause und im Geburtshaus“. Bestellen Sie das Heft bei der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe.
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