Wie Sie Achtsamkeit entwickeln können: Die Gefühle – Paradox reagieren
Wenn Sie intensiv mit dem vorherigen Artikel "Wie Sie Achtsamkeit entwickeln können: Die Gefühle – Bestandsaufnahme" gearbeitet haben, haben Sie inzwischen mit Sicherheit schon eine Menge über die vorherrschenden Gefühle in sich selbst herausgefunden.
Lassen Sie uns nun noch einen Schritt weitergehen, indem Sie lernen, typische Reaktionsmuster, die als Folge Ihrer Gefühle auftreten, zu durchbrechen.
Achtsamkeit hilft Ihnen, das Gegenteil zu tun
Wenn Sie zum Beispiel in der Bestandsaufnahme herausgefunden haben, dass Sie typischerweise auf bestimmte Situationen reagieren, indem Sie Ihr Gegenüber verbal niedermachen, dann besteht Ihre Aufgabe für die kommende Woche darin, dass Sie sich, sobald Sie wütend werden, zurückziehen und schweigen. Sie können sich auch bei Ihrem Gegenüber entschuldigen.
Tun Sie einfach genau das Gegenteil von dem, was Sie normalerweise tun würden. Wenn Sie üblicherweise schreien würden, dann reden Sie ganz ruhig oder gelassen. Oder umarmen Sie Ihr Gegenüber einfach spontan und zeigen Sie damit Ihre ernstgemeinte Zuneigung (natürlich nur, wenn es sich um Familienmitglieder, Freunde oder sehr offene Menschen handelt).
Mit Achtsamkeit neues Verhalten bahnen
Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie im Artikel "Wie Sie Achtsamkeit entwickeln können: In der Kommunikation – Schweigen“ gelernt haben, dass immer wiederkehrende Verhaltensweisen die Nervenbahnen in Ihrem Gehirn "bahnen", so dass diese Verhaltensweisen immer besser trainiert werden und umso leichter abgerufen werden können?
Nun, wenn Sie jahrelang trainiert haben, wütend zu werden, kann dieses Verhalten so eingeschliffen sein, dass es schwer ist, es wieder zu verändern. Wenn Sie es aber einmal durchbrechen können, indem Sie anders reagieren als erwartet, dann hilft Ihnen dieses "Aha-Erlebnis", das Verhalten auch dauerhaft zu ändern.
Genau das Gleiche gilt natürlich auch für alle anderen Gefühle. Wenn Sie zum Beispiel in Meinungsverschiedenheiten in der Regel immer traurig werden, sich selbst zurückziehen und dem anderen das Feld überlassen, dann verhalten Sie sich eine Woche lang einmal genau umgekehrt. Geben Sie nicht nach, kommunizieren Sie ruhig einmal Ihre Wut und versuchen Sie, Ihr Anliegen durchzusetzen.
Dabei sollen Sie natürlich in keinem Fall in das andere Extrem verfallen und Ihren Gegenüber mit verbalen Attacken verletzen – es geht schlicht und einfach darum, dass Sie standhaft bleiben in dem, was Sie wollen. Dadurch können Sie eine ganz neue Seite an sich kennen lernen, nämlich diejenige, die für das einsteht, was Ihnen wirklich wichtig ist.
Seien Sie spielerisch im Umgang mit Ihren Gefühlen, entdecken Sie neue Verhaltensweisen, aber überfordern Sie sich nicht. Wenn Sie jahrelang Angst hatten, dann gehen Sie auf keinen Fall gleich ein großes Risiko ein! Die kleinen, überschau- und kalkulierbaren Schritte sind hier Gold wert.
Die goldene Mitte dank Achtsamkeit
Bestehende Gefühlsmuster zu durchbrechen ist herausfordernd und macht Angst. Vielleicht fragen Sie sich, ob es zwangsläufig notwendig ist, dass Sie sich einmal genau andersrum verhalten wie normal – Nun, notwendig ist es nicht. Wenn Sie aber einmal ein völlig neues Verhalten ausprobieren, dann ist es leichter, die goldene Mitte zwischen den beiden Verhaltensmustern zu finden und Sie können angemessen auf die jeweilige Situation reagieren.
Das macht Sie authentischer, eröffnet Ihnen größere Handlungsräume und sorgt dafür, dass andere die "Knöpfe", auf die Sie allergisch reagieren, nicht mehr so leicht drücken können. Sie ruhen damit zukünftig selbst in herausfordernden Situationen in sich selbst.