Wie Sie Achtsamkeit entwickeln können: Die Gefühle – Bestandsaufnahme
Langsam aber sicher nähern wir uns dem Ende dieser Artikelreihe zum Thema Achtsamkeit. Sie haben bisher gelernt, wie Sie Achtsamkeit im Umgang mit Ihrem Körper und Ihren Gedanken entwickeln können. Nun werden Sie noch einen Schritt weiter gehen, indem Sie Achtsamkeit für Ihre Gefühle entwickeln. Gefühle sind noch wenig greifbarer als Gedanken, daher ist es wichtig, dass Sie bereits einige Erfahrung in der Anwendung von Achtsamkeit gesammelt haben, bevor Sie Ihren Fokus auf die Gefühle legen. Ansonsten könnten Sie ziemlich schnell frustriert werden.
Warum ist es wichtig, Achtsamkeit für Gefühle zu entwickeln?
Mehr noch als von seinen Gedanken, wird der Mensch von seinen Gefühlen gesteuert. Sie kennen die folgende Situation vielleicht aus eigener Erfahrung. Einer Ihrer Neujahrsvorsätze lautet, mehr Sport zu treiben und sich gesünder zu ernähren. Sie haben diesen Entschluss gefasst, weil Ihr Verstand (Gedanken!) Ihnen sagt, dass Sie dadurch fitter, gesünder werden und vermutlich länger leben.
In der ersten Woche halten Sie sich bereitwillig an das Programm, das Sie sich selbst auferlegt haben, doch bereits in der zweiten Woche macht Ihnen Ihr innerer Schweinehund mächtig zu schaffen. Sie haben Lust (Gefühle!) auf ein Stück Sahnetorte oder auf ein schönes Nickerchen auf der Couch nach einem anstrengenden Arbeitstag. Auf lange Sicht gesehen siegen bei einem solchen, vielleicht immer wiederkehrenden, inneren Zwiespalt, meist die gefühlsbasierten Entscheidungen. Grund genug also, unseren Gefühlen mit größerer Achtsamkeit zu begegnen.
Eine Vorübung zur Achtsamkeit: Die Bestandsaufnahme
Beginnen Sie am besten mit einer Bestandsaufnahme Ihres Innenlebens. Welches Gefühl ist bei Ihnen vorherrschend? Sind Sie oft traurig oder werden Sie leicht wütend? Dominiert Angst Ihren Alltag? Welchen Stellenwert nehmen bei Ihnen Gefühle wie Liebe, Dankbarkeit, Freude ein?
Erstellen Sie eine Liste mit circa zehn verschiedenen Gefühlszuständen und tragen Sie diese einmal drei Tage lang bei sich. Notieren Sie jedes Mal einen Strich hinter dem jeweiligen Gefühl, sobald es auftritt. Nach drei Tagen werden Sie eine erste Ahnung haben, welche Emotion in Ihrem Leben dominiert.
Überprüfen Sie in den folgenden drei Tagen, inwiefern dieses Gefühl Ihr Leben bestimmt. Wann tritt es auf? Wie häufig, wie schnell wird es ausgelöst? Wie reagieren Sie im Anschluss an dieses Gefühl typischerweise? Versuchen Sie wie ein Detektiv, dieser Emotion auf die Schliche zu kommen und sie immer besser kennen zu lernen. Finden Sie heraus, ob Ihre Reaktion auf dieses Gefühl vielleicht sogar eine typische Reaktion Ihrer Mitmenschen auslöst und bewerten Sie, ob das vorherrschende Gefühl Ihr Leben bereichert oder Ihnen den Alltag schwieriger macht. Je genauer Sie sich selbst kennen lernen, desto besser.
Wenn Sie sich ausreichend mit der Bestandsaufnahme Ihrer Gefühle beschäftigt haben, ist es an der Zeit, im kommenden Artikel noch mehr darüber zu erfahren, wie Sie sich mit Hilfe von Achtsamkeit von den negativen Folgen mancher Gefühle befreien können.