Wir zeigen Ihnen in 10 Schritten, wie Sie sich zu einem gelassenen Stiefvater entwickeln.
1. Tipp: Kein Ersatzvater
Wenn Sie mit einer Partnerin mit Kindern von einem anderen Mann zusammenziehen, werden Sie für die Kinder zum Stiefvater. Da dieser Begriff durch Märchen negativ besetzt ist, wird oft auch der Ausdruck soziale Vaterschaft verwendet. Rechtlich gesehen trägt der Stiefvater den nicht leiblichen Kindern gegenüber keine Verpflichtungen.
Da die Kinder in der Regel einen leiblichen Vater haben, wird die Rolle des Stiefvaters vom sozialen Umfeld auch kaum beachtet oder gewürdigt. Entspannen Sie die Situation in der neuen Familie, indem Sie ihre soziale Vaterschaft neu definieren. Konzentrieren Sie sich auf positive Erziehungsmaßnahmen wie Loben, Vertrauen und Geborgenheit vermitteln.
2. Tipp: Klare Absprachen mit der Mutter
Wer verliebt ist, trägt oft die berühmte rosarote Brille auf der Nase. Das kann im Fall der Kindererziehung leicht zu Unstimmigkeiten führen. Sehr oft sind Mutter und Kinder ein eingespieltes Team, während der Stiefvater sich in diese Gemeinschaft erst einfinden muss.
Das gelingt leichter, wenn Sie sich in Ruhe mit Ihrer Partnerin austauschen. Was erwartet sie von Ihnen. Sollen Sie sich aktiv an der Erziehung beteiligen oder sich eher zurückhalten. Sprechen Sie alle Fragen an, die Sie in Bezug auf die Kinder haben. Und überprüfen Sie, ob sich die Erwartungen Ihrer Partnerin überhaupt mit Ihren Vorstellungen decken.
3. Tipp: Finden Sie Ihre Rolle
Es ist überhaupt nicht festgelegt, welche Aufgaben Sie als Stiefvater übernehmen sollen. Überlegen Sie, wie Sie sich selber gerne einbringen möchten: Sehen Sie sich eher als eine zusätzliche Elternfigur oder als Freund der Kinder. Ist es Ihnen wichtig, dass die Kinder Ihnen vertrauen oder möchten Sie sich an der Erziehung beteiligen. Für welche Rolle Sie sich entscheiden, hängt von Ihren eigenen Vorstellungen ab. Berücksichtigen Sie aber auch die Wünsche Ihrer neuen Familie.
4. Tipp: Haben Sie Geduld
Es dauert, bis sich eine Patchwork-Familie zusammenfindet. Verlieren Sie deshalb nicht die Ruhe, wenn die Kinder Ihrer Partnerin Sie zunächst ablehnen oder mit Misstrauen betrachten. Geben Sie den Kindern diesen Freiraum, sich eine eigene Meinung zu bilden. Werden die Kinder unter Druck gesetzt, verstärkt sich ihre Abneigung. Also auch, wenn die Kinder Ihnen unfreundlich antworten, bleiben Sie ruhig und gelassen.
5. Tipp: Kein Konkurrenzkampf mit dem Vater
Der leibliche Vater der Kinder hat bestimmt wie jeder Mensch seine Schwächen, aber für die Kinder ist er ein Held. Versuchen Sie gegen diesen Helden zu konkurrieren, haben Sie gleich verloren. Auch wenn es manchmal schwer fällt, verzichten Sie auf diesen ungleichen Konkurrenzkampf. Ebenso ist es tabu, vor den Kindern schlecht über den Vater zu sprechen. Führen Sie, wenn möglich, ein gutes oder wenigstens neutrales Verhältnis mit dem leiblichen Vater.
Lesen Sie in dem Beitrag Patchworkfamilie, wie Sie den Umgang mit dem Expartner entspannen.
6. Tipp: Rituale einführen
Versuchen Sie, sich den Kindern Ihrer Partnerin zu nähern, indem Sie gemeinsame Unternehmungen einführen. Oft reichen schon Kleinigkeiten, um erste Bindungen zu knüpfen. Bringen Sie das Kind regelmäßig zum Fußballtraining, gehen Sie einmal im Monat zum Schwimmen oder holen Sie das Kind von der Schule ab.
Investieren Sie Zeit in die Familie für Gespräche und gemeinsame Spiele. Diese gemeinsamen Momente verstärken die Vertrautheit, wenn Sie sich wirklich auf die Kinder konzentrieren und nicht an die Arbeit im Büro denken.
7. Tipp: Nicht übertreiben
Es ist verständlich, wenn Sie sich mit Eifer in der neuen Familie engagieren. Als Außenstehender sehen Sie viel besser, wo die Probleme liegen. Doch wenn Sie sich einmischen, stoßen Sie wahrscheinlich auf starken Widerstand. Ihr Verhalten wirkt auf Ihre Partnerin und die Kinder negativ bevormundend. Gerade am Anfang ist es besser, sich mit Kritik und Verbesserungsvorschlägen zurückzuhalten.
8. Tipp: Reden, Reden, Reden
Auch wenn Sie Ihre neue Familie von Herzen lieben, jeder Teilnehmer ist eine eigene Persönlichkeit mit eigenen Vorstellungen. Wer glaubt, Konflikte würden sich von alleine regeln, sieht sich meistens getäuscht.
Tatsächlich lassen sich viele Streitereien vermeiden, wenn die Familienmitglieder viel miteinander reden. Besonders hilfreich ist eine wöchentliche Familienkonferenz, in der alle ihre Vorstellungen einbringen dürfen. Lebhaftes reden und argumentieren gehört dazu, aber offenen Fragen sollten mit einem Kompromiss gelöst werden.
9. Tipp: Erwarten Sie keinen Dank
Wenn Sie keine eigenen Kinder haben, ist Ihnen die Position als Elternteil noch sehr fremd. Hier eine kleine Einführung: Sie stecken viel Zeit, Geld und Energie in die Familie. Als Stiefvater bekommen Sie dafür vielleicht nicht einmal Anerkennung.
Das soziale Umfeld bemerkt Ihren Einsatz wahrscheinlich nicht einmal und die Kinder benehmen sich oft wie kleine Egoisten. Das ist frustrierend. Aber irgendwann zeigen die Kinder mit einer kleinen Geste, dass sie Ihren Einsatz doch zu schätzen wissen. Ein kleine Umarmung oder ein Kuss auf die Wange entschädigt Sie für alle Ihre Mühen.
10. Tipp: Niemand ist perfekt
Erwarten Sie nicht zu viel von den neuen Familienmitgliedern und noch weniger von sich selber. Sie sind auch nur ein Mensch. Auch Sie reagieren manchmal gereizt oder verhalten sich ungerecht. Statt zu kritisch mit sich selber zu hadern, ist es besser, diese Fehler einzugestehen.
Besser als Selbstvorwürfe hilft eine einfache Entschuldigung. Achten Sie außerdem darauf, sich Zeit außerhalb der Familie einzuräumen. Treiben Sie Sport oder treffen Sie sich mit Freunden. Diese Auszeiten helfen Ihnen, den turbulenten Alltag einer Patchwork-Familie gelassen zu meistern.
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