Risiko: Durchschauen Sie die Mechanismen, die Ihre Entscheidungen beeinflussen

Bei Gelb beschleunigen oder bremsen? Eine Elementarschadensversicherung für das Haus abschließen oder nicht? Noch ein Kind mit - ja oder nein? Ob im Alltag oder bei der Lebensplanung: Viele unserer Entscheidungen hängen davon ab, wie wir das damit verbundene Risiko einschätzen. Doch diese Einschätzung, so hat die Forschung festgestellt, funktionieren oft nach unterbewussten, ja irrationalen Mechanismen. Lassen Sie sich von Ihrem Gefühl für Risiko nicht länger betrügen und entscheiden Sie frei selber, wieviel Risiko Sie bereit sind einzugehen!

Alles im Griff?
Mechanismus: Das – oft trügerische – Gefühl, eine Situation selbst unter Kontrolle zu haben, verringert unser Risikobewusstsein. Beispiel: Menschen, die selbst offensiv Auto fahren, drücken als Beifahrer wesentlich schneller mit dem Fuß auf die (imaginäre) Bremse.

Praxis-Tipp
Stellen Sie sich vor, dass sich eine andere Person so verhält wie Sie. Im Beispiel: Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie als Beifahrer Ihres Kollegen mit 180 über die Autobahn donnern würden?

Je katastrophaler, desto furchterregender
Mechanismus: Bilder von Katastrophen aller Art graben sich tief in unser Gedächtnis ein. Dazu kommt: Je häufiger wir Bilder von etwas sehen, desto häufiger scheint es zu passieren – selbst wenn die Medien immer dieselben Bilder zeigen. Beispiel: Flugzeugabstürze. Auch wenn der Absturz im hintersten Winkel von Indien stattfand, lassen sich Menschen hierzulande durch die im Fernsehen gezeigten Bilder von einer Flugreise abhalten.

Tipp
Entscheiden Sie sich nie panisch gegen etwas („Das ist mir zu gefährlich"), sondern immer zwischen zwei oder mehreren Alternativen. Im Beispiel: Überlegen Sie sich, ob Sie mit dem Flugzeug, mit dem Auto oder mit der Bahn reisen. Dabei kommen neben einer durchaus legitimen Risikoabwägung automatisch auch andere Kriterien (Reisezeit, Umweltschutz etc.) ins Spiel.

Mehr Sicherheit, mehr Risiko
Mechanismus: Das Gefühl der Sicherheit erhöht die Bereitschaft ein Risiko einzugehen. Beispiele: Der Airbag im Auto, der Skihelm oder die perfekte Klettererausrüstung – all das kann den Besitzer zu einer „Mir kann ja nichts passieren"-Haltung verführen und sein Unfallrisiko erhöhen.

Tipp
Verhalten Sie sich so umsichtig, wie Sie es ohne diese Sicherheits-Features täten. Sichern Sie sich nicht in erster Linie für den worst case eines Unfalls ab, sondern trainieren Sie sicheres Verhalten, damit Sie Unfälle von vornherein vermeiden.

Schleichende Risiken
Mechanismus: Wir unterschätzen, welche Gefahren sich langfristig aus unserem alltäglichen Verhalten ergeben. Beispiel: Viele Menschen ignorieren, dass ihr bewegungsarmer Lebensstil – in Kombination mit „ein paar Kilos zu viel" und regelmäßigem Zigarettenkonsum – sie auf lange Sicht zu Kandidaten für eine Herzerkrankung macht. Neben der persönlichen Gesundheit gehört auch die Gesundheit der Umwelt zu den kostbaren Gütern, die durch längerfristiges Fehlverhalten in Gefahr geraten. Hier stellt sich außerdem leicht der Gedanke ein: „Ich allein kann ohnehin nichts bewirken."

Tipp
Stellen Sie der langfristigen Negativ-Motivation („Sonst passiert es irgendwann, dass …") eine kurzfristige Positiv-Motivation zur Seite: Was haben Sie hier und heute davon, dass Sie Ihr Verhalten ändern?

Die Mär von der guten Natur
Mechanismus: Was „natürlich" ist, erscheint per se weniger gefährlich als „Chemie" oder „Technik". Beispiel: Viele Menschen haben weitaus mehr Angst vor einer Röntgenaufnahme („gefährliche Strahlungen") als vor einem heftigen Sonnenbrand.

Tipp
Misstrauen Sie der werbewirksamen Rede von der „Natürlichkeit" eines Produkts, einer Methode oder eines Verhaltens. Hinterfragen Sie, worin genau die Natürlichkeit besteht.