Probleme mit Medikamenten kann nur der Facharzt lösen
Wer unter Parkinson leidet, ist auf Medikamente angewiesen, die häufig unangenehme Nebenwirkungen haben. Auch die Wirkung selbst kann tagsüber deutlich schwanken und zudem Halluzinationen verursachen, was nicht nur den Patienten selbst, sondern auch seine Angehörigen stark verunsichern kann.
Schlafstörungen, frühmorgendliche Steifigkeit oder beginnende Überbeweglichkeit sind weitere Beschwerden, die eine Beratung durch einen Facharzt erforderlich machen. Für eine optimale Wirkung mit möglichst wenigen Nebenwirkungen ist eine exakte Einstellung auf die Arzneimittel notwendig, die zudem pünktlich eingenommen werden müssen.
Eine Strapaze: Parkinsonmedikamente neu einstellen
Muss ein Patient neu eingestellt werden, wäre es notwendig, einen Monat lang mindestens vier Mal am Tag einen Neurologen aufzusuchen, damit dieser die Wirkung der Medikamente engmaschig überprüfen könnte. So ein Visite-Marathon wäre allerdings eine Strapaze, die man sich schon als gesunder Mensch nicht zumuten möchte, geschweige denn als kranker.
Eine andere Möglichkeit ist, die Einstellung im Krankenhaus vorzunehmen, was ebenfalls für die meisten als Belastung empfunden wird. Hinzu kommt, dass die Umstände im Krankenhaus nicht denen des normalen Alltags zuhause entsprechen und die Medikation nach der Entlassung nicht passend abgestimmt wäre.
Ärztliche Videobegleitung für Parkinson-Patienten
Eine neue Technik ermöglicht es nun den Patienten, alle wichtigen Informationen per Video aufzuzeichnen und dem Arzt in die Praxis zu schicken. Sollten Sie von Parkinson betroffen sein, können Sie sich nun 30 Tage lang durch ärztliche Videobegleitung bestens einstellen lassen, ohne das Haus verlassen zu müssen.
Sie lösen die Aufnahmen selbst aus, sodass Ihre Privatsphäre vollkommen geschützt bleibt. Sie sind nicht auf die Sprechzeiten in der Praxis angewiesen und der Arzt kann sehen, wie es Ihnen geht, auch wenn Sie in dem Moment der Aufnahme nicht gut sprechen können. Auf diese Weise kann er besser erkennen, welche Medikamente Sie wirklich brauchen, wie Sie sie dosieren müssen und kann überflüssige aussortieren.
Wie sieht ein Tagesablauf mit Videobegleitung aus?
Morgens, mittags und abends machen Sie jeweils eine zweiminütige Videoaufnahme. Sie folgen dabei einfach den Sprachanweisungen des Geräts und müssen z. B. einige Male vor der Kamera hin- und herlaufen.
Jeden Morgen bekommen Sie die Mitteilungen Ihres Arztes ausgedruckt, die auch die aktuelle Medikation für den nächsten Tag enthält. Sie können auch bei Bedarf zwischendurch oder zur Nacht zusätzliche Aufnahmen machen, wenn Sie dem Arzt weitere Informationen zukommen lassen wollen. Zweimal pro Woche führt Ihr Arzt dann mit Ihnen persönlich ein Gespräch.
Das Videogerät heißt SAM
Das vollautomatische Videogerät nennt sich SAM, eine Abkürzung für „Supported Ambulance Medication“. Es ist so konstruiert, dass es einfacher als ein Fernseher zu bedienen ist, selbst wenn Sie Probleme mit Steifigkeit oder präzisen Bewegungen haben.
Es ist Tag und Nacht einsatzbereit und verbraucht nur sehr wenig Strom. Während Sie nachts schlafen, werden die Daten, die Sie tagsüber gesammelt haben, selbstständig an den Arzt übermittelt. SAM enthält auch einen Drucker, der die Anweisungen des Arztes für Sie ausdruckt. Außerdem werden Sie an die nächste Aufnahme erinnert.
Wo finden Sie eine Videobetreuung?
Nur wenn der Neurologe regelmäßige Berichte über den Zustand des Patienten bekommt, kann er eine optimale Medikation zusammenstellen. „Bei der Diagnose und Behandlung des Patienten wird er von einem ganzen Netzwerk an Parkinsonexperten unterstützt“, sagt Dr. Stefan Behrens, Neurologe in Jülich.
Nicht jede Praxis nimmt die Videobegleitung vor, da die Auswertung sehr aufwändig ist. Unter der Telefonnummer der Medizinischen Videobeobachtung GmbH 0800 / 46 36 682 können Sie kostenfrei erfahren, welcher Facharzt in Ihrer Nähe eine Videobegleitung anbietet. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Weitere Informationen über die ambulante Parkinsontherapie finden Sie ebenfalls auf der Webseite der Medizinischen Videobeobachtung.
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