Darum ist Physiotherapie so wirkungsvoll

Ob nun nach einem Unfall, einer Operation oder einer sonstigen Krankheit - oftmals lassen sich Körperteile wie Knie, Hüfte, Schulter etc. nach diversen Eingriffen nicht mehr wie vorher bewegen. Manchmal reicht auch schon eine einfache, aber falsche Drehung aus und der Nacken fühlt sich verspannt an. Häufig wird dann vom Hausarzt die so genannte Physiotherapie verschrieben. Ausgeführt wird diese von Physiotherapeuten. Was aber hat es mit dem Berufsbild überhaupt auf sich und warum wird die Physiotherapie überhaupt benötigt? All diese Fragen sollen im nachfolgenden Text beantwortet werden.

Das Berufsbild des Physiotherapeuten

Die Arbeit als Physiotherapeut ist sehr umfangreich und vielschichtig, auch wenn sehr viele Menschen dabei zunächst an einen Masseur denken. Die beiden Berufe haben jedoch große Unterschiede. Massagen decken nur einen kleinen Teil der Physiotherapie ab. Zu den Behandlungsmethoden des Physiotherapeuten zählen vor allem auch die Krankengymnastik, und die physikalische Therapie, welche beispielsweise Anwendungen wie Wärme- und Kältetherapie, Elektrotherapie, Hydrotherapie aber auch eben Massagen enthält.

Mit den verschiedensten Maßnahmen behandelt ein Physiotherapeut alle Menschen, die auf Grund von Verletzungen, Krankheiten, Behinderungen, Unfällen, Operationen etc. in ihrer körperlichen Beweglichkeit eingeschränkt sind. Er behandelt aber nicht nur Menschen, die bereits ein körperliches Leiden haben, sondern führt auch vorbeugende Behandlungen durch, damit sich körperliche Zustände nicht verschlimmern oder gar nicht erst auftreten.

Physiotherapeuten arbeiten daher häufig in Kliniken, Rehazentren, Facharztpraxen, Altenheimen, in Sportstätten oder Wellnesshotels. Darüber hinaus können sie sich auch mit einer eigenen Physiotherapeutenpraxis selbständig machen. Die Ausbildung zum Physiotherapeuten dauert drei Jahre und ist schulisch ausgelegt. Neben dem Unterricht absolvieren die Absolventen Praktika in Kliniken, um Erfahrung in der Praxis zu sammeln.

Es besteht auch die Möglichkeit, an der Universität Physiotherapie zu studieren. Hat man die Prüfung erfolgreich abgelegt, darf man sich staatlich geprüfter Physiotherapeut nennen. Für die Ausbildung kann man sich mit einem Abiturzeugnis, der Fachhochschulreife, bzw. einem Realschulabschluss oder Hauptschulabschluss, bzw. zwei Jahren Berufserfahrung bewerben. Hierzu vermittelt die jeweilige Schule die passenden Informationen. Häufig werden die Bewerber zu einem Bewerbungs- und Aufnahmeverfahren eingeladen, in welchem theoretische und praktische Vorkenntnisse des Bewerbers überprüft werden. 

Unterrichtsfächer des Physiotherapeuten

Damit der Physiotherapeut zum Beispiel nach einer Operation versteht, was der Patient benötigt, müssen angehende Physiotherapeuten entsprechend ausgebildet werden. So erlernen sie in den drei Ausbildungsjahren umfassende Kenntnisse in den Bereichen Bewegungserziehung, Bewegungslehre, Behandlungsformen aus der Krankengymnastik, Therapieformen wie Strahlen- Elektro- Lichttherapie) Massagetherapien, Befund- und Untersuchungstechniken, Trainingslehre, Anatomie, Physiologie, spezielle Krankheitslehre, aber auch sozialwissenschaftliche Fächer wie Pädagogik, Soziologie und Physiologie.

Der Physiotherapeut ist am Ende seiner Ausbildung in der Lage, selbständig und mit dem Patienten zusammen einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen, damit die körperliche und auch seelische Gesundheit des Patienten wiederhergestellt wird. Um auch die Befunde des Arztes besser verstehen zu können, werden beispielsweise sämtliche Muskeln auf Latein gelernt und der Physiotherapeut muss sich mit dem gesamten körperlichen Apparat auseinandersetzen. Daher sollte man den Lernaufwand, bzw. den Lernstoff in der Physiotherapieausbildung nicht unterschätzt werden.

Die Kosten der Ausbildung

Die Kosten für die Physiotherapieausbildung können stark variieren. Hier muss zwischen den staatlichen und privaten Schulen unterschieden werden.

An staatlichen Schulen fallen keine Schulgebühren an, es kann lediglich vorkommen, dass für Material, Schulbücher etc. selbst gezahlt werden muss. An privaten Schulen fällt hingegen Schulgeld an, hier unterscheiden sich die monatlichen Beträge stark nach Schule, Bundesland und weiteren Kriterien. So kann es sein, dass in Bundesland A lediglich 120 Euro im Monat für die Schule gezahlt wird, während in Bundesland B 300 Euro pro Monat oder mehr gezahlt werden muss. Es gibt jedoch etliche Förderungsmöglichkeiten, über die man sich bei der jeweiligen Schule entsprechend informieren kann.

Auch eine Umschulung zum Physiotherapeuten ist möglich. So gibt es die Möglichkeit, dass die Ausbildung zum Physiotherapeuten als Umschulung vom Arbeitsamt gewährt und übernommen wird, sollte man bis dato beispielsweise arbeitslos sein oder in einem Beruf arbeiten, in dem man keine Chance hat, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. In diesem Fall sollte man sich entsprechend mit dem Arbeitsamt in Verbindung setzen und sich vom zuständigen Ansprechpartner beraten lassen.

Zwischen- und Abschlussprüfung zum Physiotherapeuten

Die jeweiligen Prüfungen sind länderübergreifend geregelt. Am Ende der Ausbildung findet eine Abschlussprüfung statt, die sich in einen schriftlichen, einen praktischen und mündlichen Teil untergliedert. Die Prüfung ist häufig auf mehrere Tage verteilt, je nachdem wie groß die Abschlussklasse / der Abschlusskurs ist. Etliche Schulen führen auch nach einem halben Jahr oder Jahr eine Zwischenprüfung durch, um den Wissensstand der Schülerinnen und Schüler zu ermitteln. Fallen dann die Noten zu schlecht aus, kann gegengesteuert oder eine Nachprüfung absolviert werden. Fällt diese immer noch zu schlecht aus, kann es sinnvoll sein, dass das Ausbildungsverhältnis für den jeweiligen Schüler beendet wird. Immerhin kostet die Ausbildung Geld sowie viel Zeit und somit sollte bei mehrmaligen Durchfallen geprüft werden, ob nicht ein anderer Berufsweg eingeschlagen werden sollte.

Die Wirkung der Physiotherapie

Häufig kommen Patienten mit einem unklaren Diagnosebild zum Physiotherapeuten, zum Beispiel bei einer schmerzenden Schulter. Bei solch einem Symptom können zahlreiche Ursachen verantwortlich sein wie etwa eine Schleimbeutelentzündung, ein Sehnenriss oder die Ursache sitzt nicht direkt in der Schulter, sondern der Halswirbelsäule.

Somit muss der Physiotherapeut erst einmal im Gespräch mit dem Patienten herausfinden, was die Ursache sein könnte. Dieses Gespräch wird als Anamnese bezeichnet und erörtert auch frühere Krankheiten und Beschwerden des Patienten. Daneben werden allgemeine Fragen zur Lebensweise des Patienten gestellt, welchem Beruf er nachgeht, ob er Sport ausübt und wie sein Alltag aussieht. Durch die Sammlung von möglichst vielen Informationen kann der Physiotherapeut besser herausfinden, was die mögliche Ursache für die Krankheit oder Verletzung ist.

Auch Körperbau und Haltung des Patienten werden genau untersucht, Verspannungen abgetastet, um der Lösung bzw. der Ursache für den Schmerz auf den Grund zu gehen. Der Physiotherapeut nimmt sich im Allgemeinen mehr Zeit für den Patienten, als es ein Arzt kann, daher fühlen sich sehr viele Patienten bei der Physiotherapie gut aufgehoben, da ihr Problem durchgängig behandelt wird. Die Physiotherapie wird auch in der Zukunft durch Gegebenheiten wie eine älter werdende Gesellschaft noch wichtiger werden als heute schon.

Damit die Behandlung auch weiterhin Erfolg hat oder überhaupt zum Erfolg führt, ist es wichtig, dass der Patient bei den Sitzungen und Behandlungen mit dem Physiotherapeuten zusammenarbeitet. Diese Bereitschaft zur Zusammenarbeit wird auch als „compliance“ bezeichnet. Der Patient und der Physiotherapeut gehen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit ein, in deren Mittelpunkt selbstverständlich der Patient steht. Dieser muss daher auch bereit sein, Übungen Zuhause weiterzuführen, damit bei der nächsten Sitzung weiter an der Beweglichkeit gearbeitet werden kann. Nur wer auch selbst zu Hause entsprechend weiter an seiner Beweglichkeit arbeitet, hat die besten Möglichkeiten auf eine Verbesserung oder vollständigen Genesung.

Problematiken

Obwohl mehr Physiotherapeuten benötigt werden, stagnieren häufig die Ausbildungszahlen. Gründe hierfür liegen in den Schulkosten der Ausbildung, denn nicht jeder kann oder möchte an eine Schule pendeln, die staatlich ist und dadurch nichts kostet, dafür jedoch gegebenenfalls weit vom Wohnort entfernt liegt.

Zudem sind die Arbeitsbedingungen oft zeitintensiv, je nach Abrechnung mit der Krankenkasse hat ein Physiotherapeut gerade einmal 20 Minuten Zeit, sich mit einem Patienten auseinanderzusetzen. Dies wird von vielen Physiotherapeuten als unzureichend empfunden. Es entsteht Frustration für Physiotherapeut und Patienten, da nicht genug Zeit für die Therapie zur Verfügung steht.

Letzten Endes ist auch der Verdienst nicht sehr hoch. Dieser kann je nach Arbeitgeber und Anstellungsform zwischen 1.600 – 2.500 Euro brutto liegen, gerade in ambulanten Praxen. In Kliniken ist der Verdienst meist höher, aber im Vergleich zu anderen Berufen immer noch gering. Daher verlassen auch oftmals Menschen den Beruf, da das Gehalt nicht ausreicht, um in der heutigen Zeit sich selbst und die Familie zu versorgen.

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