Garten für Demenzkranke: kognitive und emotionale Fähigkeiten fördern

Kognitive Fähigkeit beim Menschen

Erst wenn Konzepte empirisch erforscht werden, können wir von einer Garantie zur Förderung der kognitiven bzw. emotionalen Fähigkeit eines Demenzkranken sprechen. Mit Sicherheit können wir jedoch im sozialen Bereich Beobachtungen dokumentieren, die das Wohlbefinden des Demenzkranken individuell und in der Gruppe positiv beeinflussen.

Erfolgserlebnisse, Identität, Biografie, angenehmen Reize, Wellness und besonders auch das soziale Miteinander spielen dabei  eine wesentliche Rolle. All das ist in der gezielten Gartenarbeit enthalten. Das Gehirn reagiert stark auf Reize. Informationsweiterleitung, Reaktionen und die Bildung neuer Denkvorgänge sind von Reizen abhängig.

Kognitive Fähigkeit ist die Fähigkeit des Gehirns wahrzunehmen. Alles, was zur Wahrnehmung anregt, reizt die Aktivität im Gehirn und fördert es demzufolge auch.  Ein Ablauf, der für den Demenzkranken sicher von Nutzen ist. Die ebenfalls sehr komplexen emotionalen Fähigkeiten werden durch die Assoziationen gespeist, die das Gehirn  in Verbindung mit dem Reiz hat.

Assoziationen sind an Reiz und Wahrnehmung gekoppelte Erinnerungen und Gefühle. Ein Garten bietet aktive sowie rezeptive Reize. Reize werden über unsere Sinnesorgane gesetzt. Alles, was riecht, schmeckt, aussieht, sich irgendwie anfühlt und Geräusche macht, ist ein Reiz, der die Gehirnleistung fördert.

Das Wohlbefinden des alten Menschen wird durch die äußerliche Anwendung angenehmer Reize beeinflusst; Schnuppern an altbekannten Duft- Gewürzpflanzen zum Beispiel kann eine Erinnerungsbrücke in die Vergangenheit aufbauen. Gerade der Geruchssinn ist ganz intensiv mit Gefühlen und Erinnerungen gekoppelt. 

Emotionale Fähigkeit des Menschen

Alle kognitiven Fähigkeiten werden durch Gefühle verstärkt und andersherum. Diese Vorgänge sind miteinander verbunden. In der Tagesbetreuung  suchen wir ständig nach Reizen, die in der Gruppe den Demenzkranken zum Erzählen anregen, sich auszudrücken oder einfach zu genießen.

Der Garten beinhaltet dafür unsagbar viele Möglichkeiten und Variationen nach Jahreszeiten, körperlichen und sozialen Fähigkeiten. Einzeln und in der Gruppe, aktiv und rezeptiv, alles ist im Garten möglich. 

Emotionalität ist eine treibende Kraft, die Neugier und Lust entfacht. Emotionalität ist aus dem Dialog mit anderen Menschen nicht wegzudenken. Emotion ist die Fähigkeit, Gefühl zu empfinden und auszudrücken. Sie wird vielfach durch Wahrnehmung entfacht.

Im Wahrnehmungsprozess, in dem Kognition und Emotion miteinander verknüpft sind,  spielen Assoziationen und Erinnerungen eine wesentliche Rolle. Sie "beschreiben" und "erzählen" über das Objekt der Wahrnehmung und sagen etwas über den Wahrnehmenden selbst aus. 

Der Mensch ist mit der Natur eng verbunden. Die Natur ist voll von haptischen, aromatischen, visuellen und auditiven Reizen, die wunderbar alle Sinnesorgane anregen. Wir alle haben Erlebnisse in der Natur, an die wir uns gerne erinnern. 

Ungewohnte Reize für Demenzkranke

Die Natur um uns herum kann aber viel mehr. Sie "übernimmt" es, die Aufmerksamkeit des Kranken zu wecken. Denn die Natur, Pflanzen, Blumen, Tiere haben noch viel mehr, als die Textur, mit der man streicheln oder kratzen, vielmehr als das Aroma, das man riechen und schmecken kann.

Die Natur hat alles zusammen, sie hat zartes Leben, sie hat auch Geheimnisse. Der Demenzbetreuer, der sich für die Gartentherapie interessiert, wird nicht von einem "normal" angelegten Garten träumen, sondern von den vielen Möglichkeiten, wie er die Fülle, das Farbenspiel, die Abwechslung der Natur präsentieren kann.

Er kann mit dem sich ständig verändernden Angebot aus dem Garten "spielen" und vieles im Garten für die Bewohner zum Spielen anbieten. Aus diesem Spiel heraus entwickelt sich dann wieder Neugier und aus der Neugier eine Förderung der kognitiven und emotionalen Fähigkeiten für Demenzkranke.