Das homöopathische Mittel Sepia
Sepia, die Tinte des Tintenfischs, galt lange Zeit als typisches Frauenmittel und wurde häufig Frauen verschrieben, die über Beschwerden in den Wechseljahren klagten. Doch dies ist bei weitem nicht mehr die einzige Indikation für das homöopathische Mittel Sepia. In den letzten Jahren hat sich das Arzneimittelbild von Sepia deutlich verfeinert.
Verschiedene bekannte Homöopathen haben über ihre Erfahrungen bei den Behandlungen berichtet, in denen Sepia ihren Patientinnen und Patienten gut geholfen hat und eindrucksvoll beschrieben, wie Sepia ihnen geholfen hat, aus einer tiefen Depression oder einem Zustand der Leere und der Erschöpfung herauszukommen.
Bei welchen Beschwerden kann Sepia helfen?
Sepia wird in der Regel gegeben, wenn eine Person über einen Zustand der Erschöpfung und der Leere klagt. Menschen, die sich in einem Sepia-Zustand befinden, berichten von einer umfassenden Gefühllosigkeit und emotionalen Überforderung. Sogar die engsten Familienangehörigen werden abgelehnt und gemieden. Muss beispielsweise eine Mutter dennoch ihre Kinder versorgen, die sich in einem solchen Zustand befindet, tut sie es.
Aber sie ist dabei eher mechanisch und abweisend. Die positiven Gefühle, die sie sonst zu ihren Kindern hat, sind ihr nicht mehr zugänglich. Der Leere und der Erschöpfung folgt die Reizbarkeit. Sepia-Menschen wollen sich lieber zurückziehen und reagieren auf Trost und Zuwendung gereizt oder mit einer Verschlechterung ihrer Symptome.
Wie kommt es zu einem Sepia-Zustand?
Schon das Kind, das Sepia braucht, ist ausgesprochen sensibel. Es zieht sich bei Konflikten und Anspannung gerne zurück, verfügt über ein hohes Maß an Intuition und nimmt seine Außenwelt sehr differenziert wahr. Wenn die Außenwelt sehr rau ist und Kindern eine gewisse Härte abverlangt wird, zieht sich das Sepia-Kind zurück. Das Kind lernt seine eigenen weichen Seiten zu unterdrücken, damit es nicht verletzt wird.
Das Sepia-Kind neigt aber dazu, andere zu provozieren und zu verletzen. Wird es selbst angegriffen oder mit seinem Fehlverhalten konfrontiert, zieht es sich laut schimpfend und protestierend in seine Welt zurück. Sein Verhalten ähnelt dann dem der Tintenfische, die ihren Feinden ihre Tinte ins Gesicht spritzen und sich hinter der dunklen Wolke verstecken.
Die Sepia-Erwachsenen sehnen sich nach einer vollkommenen Beziehung. Verständnis ohne Worte und eine echte seelische Nähe sind für diese Menschen besonders wichtig. Auch wird eine gleichberechtigte Beziehung mit einem ebenbürtigen Partner angestrebt.
Sepia kann auch bei schweren Depressionen helfen
Kann beispielsweise eine Frau, die in einer frustrierenden Ehe gefangen ist, ihre Situation nicht verändern, kann sie in eine schwere Depression und in einen typischen Sepia-Zustand verfallen. Die Gefühle der Depression und der Leere nehmen immer weiter zu je länger sie sich aus dieser unguten Lage nicht befreien kann.
Sie wird auch ihren Familienangehörigen gegenüber gleichgültig und gereizt. Sepia-Frauen findet man vorwiegend in Karriere-Berufen, in denen von ihnen erwartet wird, perfekt zu funktionieren und ihre eigenen weicheren Anteile zu verbergen. Andere bekannte homöopathische Mittel, die bei Depressionen helfen können, sind Natrium muriaticum (Kochsalz) und Lac-caninum (Hundemilch).
Um im Einzelfall das richtige homöopathische Mittel zu finden, ist es notwendig sich in eine homöopathische Konstitutionsbehandlung zu begeben. Von einer Selbstbehandlung der eigenen psychischen Probleme ist grundsätzlich eher abzuraten. Um in diesen Fällen erfolgreich zu sein, bedarf es einer professionellen Distanz und einer guten umfassenden homöopathischen Ausbildung.
Was kann Sepia bewirken?
Wenn ein Mensch, der Sepia benötigt, wiederholt starke Verletzungen seiner Ehre ertragen muss, kann es sein, dass er bzw. sie innerlich so in seine emotionalen Tiefen abtaucht, dass er bzw. sie gar nichts mehr fühlt. Dieser Zustand wird üblicher Weise als Leere oder starke Erschöpfung wahrgenommen und beschrieben. Die Sepia-typische Gereiztheit ist nur eine Folge von diesem Abtauchen. Sepia-Menschen wollen dann nicht mehr aufgescheucht und gestört werden. Sie wollen ihre Verletzung nicht mehr fühlen müssen.
Wenn nun ein Patient in die homöopathische Praxis kommt und aufgrund seiner Schilderung seines Zustands Sepia bekommt, wird Sepia ihm bzw. ihr helfen, wieder an die gefühlsmäßige Oberfläche zu kommen und in den Kreis des Gebens und Nehmens mit den Mitmenschen einzutreten. Eine starke Sepia-Persönlichkeit wird sich ihrer empfindlicher Grenzen deutlich bewusst sein und sie auch vehement vertreten. Die Verletzung der Würde wird sie weiterhin sehr genau wahrnehmen, aber auch adäquat reagieren können.
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