Demenz und Kunst im öffentlichen Raum

Was haben Demenz und Kunst im öffentlichen Raum miteinander zu tun? "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." (Paul Klee). Was auf große Künstler zutrifft, meinen Sie, muss nicht oder kann nicht auf kranke Menschen übertragen werden?

"Kunst und Demenz"“ – in den Medien gerne wiederholt aufgegriffen und gleichzeitig ein umstrittenes Thema. Lassen Sie es mich so ausdrücken: "Die Demenz ist eine so große Herausforderung für unsere heutige Welt, dass selbst die Kunst herhalten muss." Richtig und Falsch?

Wenn wir Kunst aus der Sicht des unfähigen, bewundernden Betrachters aus beschreiben, kommen wir unweigerlich vom Können des Künstlers zur Unmöglichkeit, bei einem demenzkranken Menschen von Können zu sprechen.

Eine andere Sichtweise ist jedoch die des Kunsttherapeuten, der vordergründig das dialogische Potential des kreativen Akts sieht. Was will uns der "Künstler" damit sagen? Man hat herausgefunden, dass das Unterbewusstsein über Malen und Gestalten Zeichen geben kann, die für eine Erlebniswelt oder einen Zustand stehen.

Erst, wenn sich ein Zeichen im Bild im therapeutischen Kontext wiederholt, gewinnt es an Bedeutung. Gefährlich ist es, ein Bild vorschnell zu interpretieren und den Maler auf die Bedeutung des Bildes festzunageln. Die einzelnen Bilder geben Hinweise oder zeigen Tendenzen, machen aber keine Eins-zu-eins-Aussagen.

Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Demenz und Kunst im öffentlichen Raum
Die Aussagekraft des individuellen Bildes ist vielmehr als Anreiz zum genauen Hinschauen zu verstehen. Zuerst wird der Betrachter neugierig, wird angesprochen, zum Nachdenken angeregt. Im Zusammenhang mit der Demenz ist dies ein ganz neues Feld, eine neue Möglichkeit.

Die Demenz ist trotz Thematisierung in der Presse in solchem Masse mit Scham und Peinlichkeit, Trauer und Angst belegt, dass die Wenigsten wirklich hinschauen mögen. Aber ein Mensch, der an Demenz erkrankt ist, hat u. U. noch sehr viel Leben in sich und dementsprechend noch einige Jahre zu leben. Er möchte sich mitteilen. Er muss sich mitteilen!

Nonverbale Kommunikation
Da oft das Sprachzentrum des Gehirns von der Generation betroffen ist, wird es notwendig sein, neue Formen der Kommunikation und des nonverbalen Dialogs in Betracht zu ziehen. Wenn sichtbar und verständlich wird, was ein Bild uns über die Wahrnehmungs- und Umsetzungsfähigkeit, über Assoziationen und Emotionen der Maler und über ihre Umgebung verrät, können Vergleiche angestellt werden, die in Zukunft zu Interpretationen und damit zu einer neuen Verständigung führen können.

Dabei geht es im Zusammenhang mit Demenz nicht um die gezielte Kommunikation, sondern um eine Art Sammlung von Hinweisen, um dem Menschen mit Demenz ein möglichst lebenswertes Leben bieten zu können. Es sind unsere Mütter und Väter! Wir wollen, dass es ihnen gut geht!

Die Aussagekraft des Gruppenbildes im Resultat spiegelt die Wohngruppe und lässt jedes Mal aufs Neue ein soziales Gesamtbild entstehen, das unverwechselbar und einzigartig ist. Durch seine Ausstrahlung beeindruckt es den Betrachter und überzeugt das Publikum. Insofern löst es eine Faszination an in der Öffentlichkeit aus, die sich wiederum darin zeigt, dass die Bilder über einen langen Zeitraum in den Räumen hängen bleiben. Demnach ist Kunst entstanden.