Das Pilates Konzept: Wirbelsäule, Powerhouse, Bauchmuskulatur, Beckenboden und Konzentration (Teil 2)

Pilates ist Prävention, Rückentraining, Haltungsschulung und Entspannung zu gleich. Pilates bewirkt eine harmonische Muskulatur für optimale Bewegungsfreiheit und einen straffen ausgeglichenen Körper und Geist.

Die Wirbelsäule im Pilates

Die Wirbelsäule gehört zum passiven Bewegungsapparat. Sie ist aus 24 einzelnen Wirbeln zusammengesetzt und weist eine natürlicherweise geschwungene leichte S-Kurve auf. Diese ermöglicht eine gute Gewichtsverteilung beim Aufrechtgehen. Die Wirbelsäule bildet den zentralen Pfeiler im Rumpf und hat viele Funktionen. Diese sind:

  1. Stützfunktion: Die Wirbelsäule ist eine Stütze für die Gliedmaßen. Diese sind durch Gelenke und mit Muskeln an ihr befestigt. Die Wirbelsäule kann durch ihre natürliche S-Kurve und durch die Elastizität der Bandscheiben Stöße auffangen und dämpfen.
  2. Bewegungsfunktion: Die Arme und Beine sind beweglich an der Wirbelsäule befestigt. Die Wirbelsäule unterstützt Arm- und Beinbewegungen und gleicht unterschiedliche Impulse aus.
  3. Schutzfunktion: Das Rückenmark mit den Nervenwurzeln wird durch den Wirbelkanal geschützt. Die inneren Organe wie z.B. Herz und Lunge sind durch den Bogen der Brustwirbel, die den Brustkorb bilden, geschützt.
  4. Verankerungsfunktion: Die Wirbelsäule ist sehr stabil. So kann sie vielen Muskeln als Ansatzstelle dienen.

Die Wirbelsäule wird im Pilates Training muskulär gestreckt und das Becken als Wurzel der Wirbelsäule in seine natürliche Form gebracht. Ihre Wirbelsäule wird natürlich aufgerichtet – dadurch wirken Sie schlanker und größer.

Das Pilates Powerhouse

Grundlage aller Übungen ist das Trainieren der in der Körpermitte liegenden Muskulatur. Das Powerhouse bezeichnet den Bereich rund um Bauchnabel bis zu den unteren Rippenbögen incl. unterer Rücken, Beckenboden und Gesäßmuskulatur. Bei allen Übungen wird dieses Powerhouse zu Beginn aktiviert und spricht also den Hüft-Lenden-Muskel (M. Iliosoas), die Bauchmuskulatur, die Muskulatur des Beckenboden und die autochthone Rückenmuskulatur (M. erector spinae) an.

Der M. Iliosoas (Hüft-Lenden-Muskel) im Pilates

Der M. Iliosoas hat eine zentrale Bedeutung und übernimmt viele Funktionen:

  • verbindet die Beine mit dem Becken und der Wirbelsäule. Er ist mitbeteiligt an der Flexion im Hüftgelenk und hilft bei der Außenrotation im Bein.
  • hilft bei der seitlichen Beugung und der Beugung des Oberkörpers nach vorn
  • hilft, den Oberkörper zur gegenüberliegenden Seite zu rotieren
  • bringt den Brustkorb aus der Extension in die Ausgangsposition zurück
  • initiiert die Hüftbeugung. Das bedeutet auch, dass er hilft, den Oberkörper aus der liegenden Position gerade zum Sitzen zu bringen.
  • erlaubt das schrittweise Abrollen der Wirbelsäule.
  • stützt den Oberkörper und hält ihn aufrecht.
  • hat Einfluss auf die Atmung, da er mit dem Diaphragma verbunden ist.

Zur aktivierten Bauchmuskulatur gehören im Pilates

Gerade Bauchmuskel (M. rectus abdominis) – Quere Bauchmuskel (M. transversus abdominis) – Innere schräge Bauchmuskel (M. obliquus internus abdominis) – Äußere schräge Bauchmuskel (M. obliquus externus abdominis) – Quadratischer Lendenmuskel (M. quadratus lumborum) –

Ein gut aufgebauter Beckenboden, der optimal mit der tiefliegenden Bauchmuskulatur zusammenarbeitet, ist die Voraussetzung für eine gesunde Basis der Wirbelsäule. Die Leistungsfähigkeit der tiefliegenden Bauchmuskeln, des Beckenbodens und der kleinen Stabilisierungsmuskeln rund um die Wirbelsäule werden trainiert, denn die Körpermitte ist das Zentrum, aus dem alle Kraft kommt. Dieses Zentrum wird im Pilates „Powerhouse“ genannt. Ein starkes Powerhouse (also die trainierte Körpermitte) macht einen schlanken Bauch und befähigt zu einer grazilen und geschmeidigen Bewegung.

Schulung der Konzentration im Pilates

Pilates erfordert bewusste Aufmerksamkeit, um die Bewegungen exakt ausführen zu können. Körper und Geist arbeiten hier eng zusammen. Das Zusammenspiel von Körper und Gehirn wird durch die Pilates Prinzipien in hohem Maße gefördert. Dadurch wird einerseits der Kopf frei von den Sorgen des Alltags, andererseits wird die Konzentrationsfähigkeit eben durch diese Übungen trainiert. So ist Pilates körperliches Training und Entspannung, Regeneration und Loslassen des Alltags zugleich – inneres Gleichgewicht ist daher ein positiver Nebeneffekt.

In den Artikeln „Die Pilates Prinzipien in der Praxis (Teil 3, 4 und 5)“ lernen Sie die wichtigen Prinzipien kennen, die der Pilates Methode ein gesundes Fundament geben.

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