Das Pilates Konzept: Die Pilates Prinzipien in der Praxis (Teil 3)

Um die Pilates-Methode optimal einsetzen zu können, lernen Sie die Prinzipien kennen und erfahren Sie, warum diese so wichtig sind. Diese speziellen Pilates Prinzipien sind das Fundament, welche die Methode so erfolgreich macht.

Pilates ist ein hochmodernes und anspruchsvolles Bewegungskonzept. Es vereinen sich hier Trainingsprinzipien aus Yoga, Feldenkrais, Atemübungen, physiotherapeutische Aspekte und Tai Chi. In dieser Kombination einmalig kombiniert das Training sanftes Workout, Atem, Kraft, Koordination, Beweglichkeit und Psyche.

Folgende Pilates Prinzipien werden näher beschrieben

  1. Zentrierung (Teil 3)
  2. Alignment & Präzision (Teil 3)
  3. Schultergürtelorganisation (Teil 3)
  4. Bewegungslänge & Weite (Teil 4)
  5. Gelenkartikulation (Teil 4)
  6. Atmung (Teil 4)
  7. Lockerheit & Entspannung (Teil 5)
  8. Konzentration (Teil 5)

Eine der wichtigsten Grundlagen im Pilates ist das bewusste aktivieren können des Powerhouse, das nach J.H. Pilates Ausgangspunkt und Basis aller Bewegung ist. Dieser Vorgang wird im Pilates-Prinzip „Zentrierung“ erklärt.

1. Zentrierung im Pilates Training

Zentrierung (ursprünglich „centering“) bedeutet, die Bauch- und Beckenbodenmuskulatur zu aktivieren, ganz besonders auch die tiefliegenden Schichten der Bauchmuskulatur. Dieser Bereich wird das Powerhouse genannt. In diesem Zentrum sammelt sich die Kraft mit der alle Bewegungen von Rumpf, Kopf, Armen und Beinen ausgeführt werden können. Vor allem dem Iliopsoas wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Er verbindet den Oberkörper mit den Beinen. Diese Integration sorgt für eine effiziente Kraftübertragung.

Effektivität und Zentrierung im Pilates

Jede Bewegung muss kontrolliert durchgeführt werden und der Einsatz der Muskeln sollte so effektiv wie möglich sein. Bei den Pilates Übungen geht jeder Bewegung eine bewusste Zentrierung   voraus. Bevor der Rumpf oder die Extremitäten eine Bewegung ausführen wird der Bauch angespannt, der Beckenboden aktiviert und es werden die Rippen in den Rumpf integriert.

Diese Zentrierung setzt die spezielle Pilates-Atmung voraus. Mit Hilfe der Zentrierung stärkt Pilates die Körpermitte, den Beckenboden, schütz die Wirbelsäule, stützt den Oberkörper, sorgt für eine schlanke Taille und unterstützt alle anderen Prinzipien.

2. Alignment und Präzision im Pilates Training

Alignment wird im Pilates als methodisches Prinzip verwendet: Bevor eine Übung ausgeführt wird, wird eine Grundposition mit dem gesamten Körper ausgerichtet und in die optimale Form gebracht. Das präzise Alignment wird auch während der Übung immer wieder kontrolliert und mit Hilfe der anderen Pilates Prinzipien aufrecht erhalten. Alle Teile des Körpers stehen in wechselseitiger Beziehung zueinander und streben danach, als eine ausgeglichene ökonomische Einheit zu handeln.

Pilates und die Schwerkraft

Der Körper insgesamt agiert dabei zusammen mit der Schwerkraft. Der Körper soll sich so formieren und verhalten, dass er die Gesetze der Schwerkraft für sich nutzt. Wenn die Gelenke bei stehender Haltung senkrecht über einander geordnet sind, ist die Vertikalachse des Körpers nahezu identisch mit der Schwerkraftlinie. Der Körper ist dann ausbalanciert und braucht nur sehr wenig Kraft, um sich aufrecht zu halten.

Pilates bringt den Körper ins Lot

Steht der Körper aber nicht in seinem „Lot“, müssen das fasziale Netzwerk und die Muskulatur den Körper zusätzlich stabilisieren und mit erhöhtem Energieaufwand das Gleichgewicht aufrecht halten. Langfristig führt das zu Kompensationen die sich zeigen in: Verkürzung bestimmter Muskeln, muskulären Dysbalancen, Kippungen im Becken und Rotationen der Wirbelsäule. Diese Kompensationen lösen dann Verspannungen und Schmerzen aus. Die ausgewählten Übungen wirken Dysbalancen entgegen und helfen dem Körper in seine natürliche Ausrichtung zu kommen.

Im Pilates ist die Wirbelsäule eine zentrale Achse

Die Wirbelsäule als zentrale Achse des Körpers sollte so lang sein, wie es dem jeweiligen Körper entspricht, ohne zusätzliche Spannung zu verursachen. Die Wirbelsäule als innere Linie des Körpers ist ein Organisationsprinzip, von dem die Bewegungen ausgehen und zu dem sie zurückkehren. Alle Teile des Körpers sollen sich um diese vertikale Achse sortieren.

Exakte Ausrichtung mit Pilates

Alignment bedeutet: optimale präzise Ausrichtung des Körpers. Dazu zählen nicht nur die Wirbelsäule, sondern auch alle Gelenke mit ihren Muskeln, Sehnen und Bändern. Die exakte Ausrichtung des Körpers ist Voraussetzung für eine harmonische, ausbalancierte Bewegung. Ziel im Pilates ist es, eine aufrechte Haltung zu erlangen, in der jeder Körperteil gut ausgerichtet ist. Eine ausbalancierte Haltung ist locker und kann beweglich eingenommen werden. Druck und Entlastung sind in einem ausgewogenen Verhältnis. Stabilität und Beweglichkeit sind gleichermaßen möglich.

3. Pilates Prinzip Schultergürtelorganisation

Beschwerden im Nacken, Hals, Brustbereich oder sogar Kopfschmerzen können durch einseitige Bewegungen, falsche Haltung und unökonomische Atmung ausgelöst werden. Besonders das Schultergelenkt, welches hauptsächlich muskulär gesichert ist, kann von Haltungsfehlern betroffen sein. Die Schulterblätter können aufgrund von Muskelschwäche deplatziert sein und Beschwerden in Hals und Brustwirbelsäule auslösen.

Freiheit in Schulter und Nacken durch Pilates Übungen

Die Schulterblätter und umgebenen Muskeln haben eine Schlüsselfunktion bei jeder Armbewegung und Bewegungen des Rumpfes. Durch eine Schultergürtelorganisation wollen wir Freiheit in der Schulter und dem oberen Rumpf insgesamt erreichen, die Mobilität und Kontrolle des Schulterblattes trainieren und dabei auch die oberen und unteren Rückenmuskeln sowie die Bauchmuskeln in ihrer Zusammenarbeit ökonomisieren.

Selbstbewusste Haltung durch Pilates

Das Prinzip „Schultergürtelorganisation“ leitet jede Übung mit ein und unterstützt jede Haltung. Die richtige Ausrichtung von Schlüsselbeinen, Schulterblättern und Oberarmknochen führt zu einem entspannten Nacken und einen geschmeidigen kraftvollen oberen Rücken. Die Schulterblätter öffnen sich dabei weit nach außen und ziehen gleichzeitig nach unten Richtung Becken.

Ein weites, offenes Dekolleté wird durch die horizontale Ausrichtung der Schlüsselbeine erreicht. Der Oberarmkopf befindet sich auf einer Ebene mit dem Brustbein. Werden in dieser Ausrichtung die Muskeln des Rumpfes trainiert, entwickelt der Mensch eine offene, aufrechte und selbstbewusste Haltung.

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