Medizinische Indikation
Das Legen und Wechseln eines transurethralen Dauerkatheters ist heute in der Altenpflege sehr selten geworden. Es gilt mittlerweile als Kunstfehler, wenn bei einem inkontinenten Bewohner noch ein transurethraler Katheter gelegt wird. Hierfür gibt es kaum eine medizinische Indikation.
Nur wenn aus anatomischen oder krankheitsgedingten Gründen eine suprapubische Harnableitung ausscheidet, wird noch eine Harnableitung mittels Harnröhrenkatheter erwogen.
Gelegentlich findet man in den Einrichtungen noch Bewohner, bei denen eine Ableitung über die Harnröhre bereits seit einer längeren Zeit vorliegt. Oft ist dann das Fassungsvermögen in Folge der atrophierten Blasenwandmuskulatur (Schrumpfblase) so gering, dass der Bauchdeckenkatheter ausscheidet.
Ein liegender Harnröhrenkatheter muss von den Ärzten regelmäßig gewechselt werden, um Komplikationen und Entzündungsrisiko gering zu halten. Diese Aufgabe kann der Arzt an ausgebildetes Pflegepersonal delegieren.
Grundsätzliches zum Harnröhrenkatheter
Das Legen eines transurethralen Blasenkatheters ist von der Aseptik her einem chirurgischem Eingriff gleichgestellt. Fachlich vorausgesetzt werden muss eine abgeschlossene Kranken- oder Altenpflegeausbildung und der Nachweis der Einweisung.
Benötigte Materialien
Steriles Material:
- sterile Nierenschale und
- 4 Tupfer
- 2 Kompressen 10 x 10 cm
- eine Pinzette
- 1 Paar Handschuhe
- Spritze mit 10 ml Aqua dest.
- Schleimhautdesinfektionsmittel
- Abdecktuch (Schlitztuch)
- Gleitmittel
- Katheter 12-16 Charriere (empfohlen oder nach Arztanordnung)
- Auffangbeutel
Unsteriles Material:
- Händedesinfektionsmittel
- 1 Paar Handschuhe
- evtl. Lagerungskissen mit Einmalschutz
- bei Einmalkatheter Auffanggefäß
Ablauf des Vorgangs
Das Legen des Katheters sollte zwar möglichst von zwei Personen durchgeführt werden, aber im Folgenden wird das Vorgehen beschrieben, wenn nur eine Pflegekraft den Katheter legt.
Gliederung |
Beschreibung |
Informieren | des Bewohners |
Reinigung | des Genitalbereichs |
Lagerung und Bettschutz |
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Vorbereitung |
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Weiteres Vorgehen |
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Vorgehen beim Mann und bei der Frau
Beim Mann: | Zurückschieben der Vorhaut bis über die Glansfurche Spreizen der Harnröhre Desinfektion von der Harnröhre zum Körper mit mindestens 3 Tupfern |
Bei der Frau:
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Spreizen der Labien
Desinfektion von der Symphyse zum Anus Einen Tropfen des Gleitmittels auf die Harnröhrenöffnung geben Vorsichtige Injektion des Gleitmittels (Kolbenwiderstand beachten) Man greift den Katheter mit der Pinzette oder dem sterilen Handschuh ca. 5 cm hinter der Katheterspitze und nimmt das andere Ende zwischen kleinen Finger und Ringfinger Einführen des Katheters: Blocken des Katheters mit 5 bis 10 ml Aqua und etwas zurückziehen Beim Mann: Vorschieben der Vorhaut Bei der Frau: Entfernen des Tupfers aus der Vaginalöffnung |
Nachbereitung
Information | des Bewohners über mögliches Druckgefühl und Bitte, darauf zu achten, dass Urin fließt und er viel trinken soll |
Dokumentation | des Vorgangs in der Pflegedokumentation mit Kürzel als behandlungspflegerische Maßnahme |
Katheterpflege | Das gesamte ableitende System muss täglich auf Verunreinigungen hin kontrolliert werden.
Der Katheter wird dabei mit Wasser und evtl. unter Verwendung einer pH-neutralen Seife vom Körper weg gereinigt |
Um Verklebungen im System zu vermeiden und als prophylaktische Maßnahme gegen eine Harnwegsinfektion sollte darauf geachtet werden, dass Bewohner mit Dauerkatheter ca. 1500 – 2000 ml Urin pro Tag ausscheiden. | |
Katheterwechsel | Es gibt keine festen Regeln, wann ein Katheter gewechselt werden muss. |
Der Latexkatheter weist produktionsbedingt starke Rauigkeiten auf und soll deshalb nur bei Patienten verwendet werden, bei denen voraussichtlich nur ein kurzfristiger Harnblasenkatheterismus notwendig ist.
Der bessere Silikonkatheter ist für Langzeitanwendung bestimmt. Wenn sich ein Katheter stark verfärbt, Verunreinigungen aufweist oder der Verdacht auf Ablagerungen an der Katheterspitze besteht, sollte er gewechselt werden. Es muss also jedes Mal individuell entschieden werden. |