Sexualaufklärung im Grundschulalter

Aufklärung darüber, wie Kinder entstehen

Schon an den Zeichnungen von heranwachsenden Kindern entdeckt man, dass diese zunehmend in der Realität ankommen. Aufs Papier kommen keine Kopffüßler mehr, sondern annähernd richtig proportionierte Menschen, mit allen Details, die der Maler kennt. Also beispielsweise Ohren, Finger, Nägel, Kleidungsstücke, vielleicht sogar die Knödel im Bauch. Genauso detailliert und genau wünschen sich Kinder ihre Informationen.

Im Unterschied zum Kleinkind braucht das Grundschulkind jetzt die „ganze Wahrheit“ über Sex, Geschlechtsverkehr, über die jeweilige Rolle von Mann und Frau dabei, über die Entstehungsbedingungen und über Schwangerschaft und Geburt. Die Motivation ist aber nicht der Wunsch nach Umsetzung. Grundschulkinder fragen eher aus der Position des „unbeteiligten Beobachters“ heraus.

Ein Klassiker in der Sexualaufklärung für dieses Alter ist von Grethe Fagerström und Gunilla Hansson: „Peter, Ida und Minimum“.

Aufklärung über Sex zwischen Menschen

Vor einigen Jahrzehnten vertrat man in der Sexualpädagogik die Ansicht, man solle Kindern lediglich die Fragen beantworten, die sie stellen, um ihrem jeweils individuellen Entwicklungsstand zu folgen. Im Kontext des Medienzeitalters plädieren wir jedoch heute dafür proaktiv vorzugehen, denn auch wenn die Fragen ausbleiben, Sie können davon ausgehen, die Informationen sind immer schon vorher da.

Kinder haben von klein auf Zugang zu TV und Internet und damit zu Inhalten, die nicht kindgerecht sind. Sie erleben eine vielfältige Umwelt, in der Sex vor der Ehe, Homosexualität und Pornografie „normal“ sind. Es ist daher kaum möglich Dinge auszublenden, die nicht mit ihren realen Bedingungen übereinstimmen.

Pädagogen machen beispielsweise die Erfahrung, dass Kinder den ersten Kontakt mit Pornografie inzwischen schon im Alter zwischen 8 und 10 Jahren haben, was mit dem oft unkontrollierten Zugang zum Netz zusammenhängt. Stellungnahmen und Informationen von Ihrer Seite sind als Korrektiv deshalb äußerst empfehlenswert. Neben dem Gespräch gibt es eine große Auswahl an Büchern zu diesem Thema, beispielsweise den Titel von Sanderijn Doef: „Wie ist das mit der Liebe“.

Vorbereitung auf die Pubertät

Kinder kommen heute viel früher in die Pubertät, als noch vor einigen Generationen. Dieses Phänomen nennt sich Akzeleration und bezeichnet die in den Industriestaaten beobachtbare Entwicklungsbeschleunigung. Diese verhält sich genau gegenläufig zur psychosozialen Entwicklung, die sich immer mehr verlangsamt.

Während früher Geschlechtsreife, Heirat und finanzielle Unabhängigkeit relativ synchron verliefen, haben wir heute Kinder, die schon in der 4. Klasse geschlechtsreif sind, während ihre Eigenständigkeit oft noch ganze zwei Jahrzehnte auf sich warten lässt. Das ist eine absurde Situation, die das Eltern-Kind-Verhältnis oft bis zur Belastungsgrenze stresst.

Die hormonelle Umstellung und die Wachstumsschübe verunsichern die meisten Kinder und auch ihre Eltern zutiefst. Auf Menarche, Pollution, Pickel und Launen gut vorbereitet zu sein, kann diese schwierige Phase nicht aussetzen, aber deutlich erleichtern.

Lassen Sie sich unterstützen: Einige Verlage bieten hier auch geschlechterspezifische Literatur an: Zum Beispiel: Adam Larkum, Alex Frith und Wolfgang Hensel, „Das Jungenfragebuch“.

bzw. Nancy Leschnikoff, Susan Meredith und Wolfgang Hensel, „Das Mädchenfragebuch“.

Wenn es Ihnen möglich ist, können Sie Ihr Kind optimal unterstützen, wenn:

  • Sie Ihr eigenes Wissen überprüfen und ggf. ein Update vornehmen.
  • Sie sich Ihrem Kind als Ansprechpartner für alle sexuellen Themen anbieten (statt/und in Ergänzung zu TV und Internet)
  • Geben Sie ihrem Kind Zugang zu geeigneten pädagogisch intendierten Quellen und kontrollieren sie seinen Zugang zu Erwachseneninhalten im Netz.
  • Wenn Sie mögen: Informieren Sie sich über die schulische Sexualerziehung und tauschen Sie sich mit den Eltern der Freunde Ihres Kindes aus.

Bildnachweis: Sven Hoppe / stock.adobe.com