Wie Sie am Arbeitsplatz am besten Kritik äußern können

Haben Sie sich heute wieder über die Unzuverlässigkeit Ihres Kollegen geärgert? Oder ist einer Ihrer Mitarbeiter an Sie herangetreten und hat seinem Ärger über Ihre verminderte Arbeitsleistung der letzten Wochen Luft gemacht? Hat Ihnen eines von beidem oder beides Bauchschmerzen bereitet? Dann könnte dieser Artikel sehr hilfreich für Sie sein.

Sinn und Zweck von Kritik

Einleitend soll hier die Frage in den Raum gestellt werden, worum es bei Kritik eigentlich geht bzw. vor allem worum nicht.

Wenn Sie an einem Kollegen konstruktive und somit sinnvolle Kritik äußern möchten, so sollten Sie als Person zurück treten und den Sachverhalt in den Vordergrund stellen. Es geht nicht um Ihren persönlichen Ärger oder die Demonstration von Macht, sondern darum, dem Kritisierten die Möglichkeit zur Verbesserung seiner Arbeitsleistung zu geben.

Halten Sie sich diesen Grundsatz auch vor Augen, wenn Sie selbst in die Position des Kritisierten geraten. Bemerken Sie, dass es in dem Kritikversuch Ihres Kollegen um eine andere Ebene geht, als die sachliche, können Sie innerlich bereits einen Schritt zurück treten.

Kritik äußern – aber richtig!

Wenn man im Team arbeitet, kommt man nicht umhin, dass es an der einen oder anderen Stelle einmal Reibereien oder Unzufriedenheiten gibt. Betrachten Sie die Missstände jedoch mit einem Lächeln als Chance zur Prozessoptimierung und der erste Ärger wird sich schon ein Stück weit verflüchtigen. Um den Prozess optimieren zu können, müssen Schwachstellen jedoch angesprochen werden und auch hier gibt es einige Tipps, die Sie berücksichtigen können.

Grundsätzlich gilt es, bei der Äußerung von Kritik möglichst sachlich und objektiv zu bleiben. Schreiben Sie außerdem nicht alles auf "einen Deckel" und überhäufen Sie Ihr Gegenüber nicht mit einer Vielzahl an Anschuldigungen, sondern sprechen Sie Unangenehmes sofort an – wenn nötig in mehreren kleinen Portionen.

Der Kritisierte wird, nachdem Sie Ihre Kritik ausgesprochen haben, im Normalfall eine Palette von Emotionen durchleben. Unsicherheit und Selbstzweifel sind dabei oft vertreten und Sie sollten dies in Ihre Sichtweise der Situation miteinbeziehen. Sprechen Sie Missstände daher wenn möglich immer unter vier Augen an.

Der Königsweg der kollegialen Kritik besteht sogar aus drei verschiedenen Schritten: Zuerst können Sie einen vorsichtigen Hinweis oder eine subtile Bemerkung an Ihre Zielperson richten und hoffen, dass diese Ihre Anspielung versteht. Fruchtet dieser zurückhaltende Versuch jedoch nicht, müssen Sie die Kritikpunkte offen ansprechen. Bleiben Sie hierbei immer bei sich und drücken Sie sich so präzise wie möglich aus. Verallgemeinerungen oder Worte wie "immer" und "nie" sind hier völlig fehl am Platz.

Geben Sie Ihrem Gegenüber außerdem die Chance, sich zu rechtfertigen. Der letzte Schritt besteht dann schließlich darin, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und entsprechende – vor allem auch überprüfbare – Vereinbarungen zu treffen. Hat der Kollege nun nach einer gewissen Zeit Ihre Kritik positiv verarbeitet und umgesetzt, sollten Sie dieses durch ein angebrachtes Lob auch vermitteln!

Kritik annehmen – aber richtig!

Auch Sie können einmal in den Genuss konstruktiver Kritik geraten. Überprüfen Sie, ob es sich tatsächlich um konstruktive oder letztendlich nur persönliche Kritik handelt. Haben Sie diese Unterscheidung getroffen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Ihr Kollege Ihnen nur helfen möchte, bleiben Sie ruhig. Haken Sie nach und bitten Sie um konkrete Beispiele, um sich besser in die Lage des Kritisierenden versetzen zu können.

Wenn Sie die unerwartete Kritik eines Kollegen überrennt, können Sie auch eine Bedenkzeit einfordern, um diese zu verarbeiten. Das kommt bei weitem nicht so schlecht an, wie Sie vielleicht denken. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um eine konkrete und sinnvolle Antwort auf die Kritik zu finden – und sei es auch nur eine einfache Entschuldigung.

Wenn Sie Probleme mit Ihrem Selbstvertrauen und sehr große Angst vor Kritik allgemein haben, können Sie sich auch bewusst dieser Situation aussetzen und um ein Beurteilungsgespräch bitten. Der Vorteil an dieser Vorgehensweise ist, dass Sie sich innerlich darauf vorbereiten und somit auch viel besser auf das Gesagte einlassen können. Zuletzt sei noch erwähnt, dass Irren menschlich ist und Sie sich nicht zu sehr davor scheuen sollten, auch ab und zu mal einen Fehler zu machen. Wachsen Sie daran!