Das Zentralabitur – immer noch in der Diskussion

In das Gymnasium ist in den letzten Jahren Bewegung gekommen. Eine der gravierendsten Reformen ist in vielen Bundesländern das Zentralabitur: Für die Schüler und vor allem die Lehrer, z. B. in Schleswig-Holstein oder Nordrhein-Westfalen, war es ein schwieriger Gewöhnungsprozess, dass nicht mehr die Schule selbst die Abituraufgaben zusammenstellt.

Was ist das Zentralabitur?
Die Abituraufgaben werden von einer Kommission entwickelt und gelten zentral für alle gymnasialen Oberstufen des Bundeslandes. Deshalb der Begriff Zentralabitur.

Wer in Bayern oder Baden-Württemberg lebt, weiß mit dem Begriff nichts anzufangen, denn dort war und ist das Abitur schon immer ein Zentralabitur und wird deshalb nur "Abitur" genannt. Unterbrechungen dieser Handhabung gab es lediglich während der beiden Weltkriege.

Zentralabitur als Maßnahme nach Pisa
So sehr sich Lehrer- und Elternverbände gegen die Einführung des Zentralabiturs auch zur Wehr setzten, die Kultusministerien hielten daran fest. Denn im Maßnahmenkatalog nach Pisa 2000 hatten sich alle Bundesländer durch einen KMK-Beschluss dazu verpflichtet und sind nun dabei, dies nach und nach umzusetzen.

Zentralabitur als Maßnahme der Qualitätssicherung
Zentrale Abschlussprüfungen sind eine Maßnahme der Qualitätssicherung. Nicht nur die südlichen Bundesländer mit Zentralabitur waren Vorbild, auch der Blick in andere europäische Länder mit guten Pisa-Ergebnissen hatte gezeigt, dass zentrale Prüfungen offensichtlich zu einem höheren Leistungsniveau führen.

Leistungssteigernde Wirkung offensichtlich
Belegt wird dies von wissenschaftlichen Untersuchungen. Sie zeigen, dass sich Lehrer bei der Planung des Unterrichts mehr an Abschlussprüfungen orientieren als an Lehrplänen. Hier wird also eine gewisse "Zug-Wirkung" erkennbar. Ist das Niveau der Prüfungsaufgaben hoch, werden bereits im Unterricht höhere Anforderungen gestellt.

Steckenpferd des Lehrers
Kann dagegen jede Schule selbst wählen, was sie prüft, neigt sie dazu, die Prüfung dem vorausgegangenen Unterricht anzupassen. Auch durch die Verpflichtung zur Genehmigung durch das Kultusministerium ließ sich nicht verhindern, dass zu Zeiten der dezentralen Prüfungen der ein oder andere Lehrer vor allem sein Steckenpferd ritt.

Orientierung durch Aufgabenbeispiele
Beispielsweise hat NRW im Jahr 2007 das Zentralabitur eingeführt. Neben den Fortbildungen, die für die Lehrer durchgeführt wurden, erhalten Lehrer und die Schüler durch veröffentlichte Aufgabenbeispiele Unterstützung. Eine umfangreiche Sammlung finden Sie auf der Homepage der Bezirksregierung Düsseldorf beim "Mathe-Treff".