Nachhilfe oder Hilfe zur rechten Zeit?

Von unseren Kindern erhalten wir oft Antworten zu aktuellen Fragen, die entweder plausibel klingen oder auch als Ausreden verstanden werden können. Besonders dann, wenn es um Themen geht, die für Ihre Kinder wichtig sind, sollten Sie genau hinhören, wie sich Ihre Kinder äußern. So auch beim Thema Schulprobleme und Nachhilfe.

Im letzten Artikel hatte ich Ihnen einige Antworten von Schülern und Schülerinnen präsentiert, die hinsichtlich der Ergebnisse von schlecht ausgefallenen Klassenarbeiten gegeben wurden:

  1. Ich verstehe nicht, was der Lehrer sagt.
  2. Ich kann das einfach nicht.
  3. Ich bin oft müde, und bekomme nicht mit, was im Unterricht läuft.
  4. Ich habe das eine Thema noch nicht richtig verstanden, da kommt schon ein neues Thema.
  5. Zu Hause kann mir auch niemand helfen.

Ich möchte nun auf diese Antworten eingehen und versuchen, Ihnen ein paar Hinweise zu geben, wie Sie hieraus Handlungsansätze ableiten können, um Ihren Kindern zu helfen. Beginnen wir mit der ersten Antwortvariante.

Ich verstehe nicht, was der Lehrer sagt

Dies ist das klassische Beispiel für die Rechtfertigung schlechter Schulleistungen. Um hier wirklich objektive Wertungen vornehmen zu können, müssen wir nachhaken und das Kind um konkrete Auskünfte bitten:

  1. Spricht der Lehrer zu undeutlich, zu leise oder drückt er sich für dich unverständlich aus?
  2. Verstehst du den Lehrer nicht, weil es in der Klasse laut ist, stören andere Kinder?
  3. Hörst du vielleicht nicht gut, müssen wir zum Arzt?
  4. Verstehst du den Lehrer nicht, weil der Stoff zu kompliziert ist?
  5. Interessiert dich das Thema nicht?
  6. Kannst du mir etwas über das Thema erzählen?
  7. Fehlen dir Grundlagen aus dem vorherigen Schuljahr?
  8. Hast du deine   Hausaufgaben immer gemacht?
  9. Wie war denn die letzte Klassenarbeit?
  10. Wie lange ist die letzte Klassenarbeit her?
  11. Wie war denn der Klassendurchschnitt der aktuellen Klassenarbeit?
  12. Wie kommen deine Freunde mit dem Thema / dem Lehrer klar?

Aus jeder Antwort ergeben sich Ansätze für die Eltern, aktiv einzugreifen und in jedem Fall ist ein Gespräch mit dem Lehrer hilfreich. Können organische Hörprobleme ausgeschlossen werden, so hilft vielleicht ein Umsetzen im Klassenraum, die Verbesserung der Akustik im Raum oder ein Gespräch mit den Mitschülern. Liegt es am Thema, so müssen die einzelnen Antworten genau analysiert werden.

Problempunkt Hausaufgaben

Sehr oft ist die mangelhafte Ausführung der Hausaufgaben der Hauptgrund dafür, dass Klassenarbeiten schlecht ausfallen. Ständige Kontrolle der Hausaufgaben verschafft Ihnen einen Überblick über das Lernverhalten und die Teilnahme Ihres Kindes am Schulgeschehen. Schon die Art und Weise, wie die Hausaufgaben bearbeitet werden, wie das Hausaufgabenheft geführt wird usw. gibt Aufschluss darüber, ob Ihr Kind Interesse hat, motiviert ist und/oder ob irgendetwas doch nicht in Ordnung ist.

Fehlen Einträge im Hausaufgabenheft über mehrere Tage, so stimmt tatsächlich etwas nicht. Hier ist eine Rückfrage in der Schule unbedingt erforderlich. Werden durch diese Kontrolle Lücken schon rechtzeitig erkannt und besprochen, können die Eltern in der Regel noch gegensteuern. Selbsthilfe statt Nachhilfe ist dann oft noch möglich.

Sind die Lücken aber schon zu groß, kommt man ohne externe Unterstützung kaum noch aus. Deshalb sollten Sie regelmäßig prüfen, ob etwas zu tun ist. Gehen Sie mit Ihren Kindern den Unterrichtsstoff durch, besprechen Sie gemeinsam die letzte Klassenarbeit, suchen Sie nach Mängeln bzw. fehlendem Unterrichtsstoff, bearbeiten Sie gemeinsam die Hausaufgaben und helfen Sie Ihrem Kind dabei, die Lücken selbst zu schließen.

Suchen Sie das Gespräch!

Lassen Sie sich von Ihrem Kind im Gespräch erklären, um was es geht. Stellen Sie weitere praxisbezogene Aufgaben zum Thema.  Für jedes Schulfach und jedes Schulthema bieten sich Methoden an, Wissen zu erschließen, zu festigen und zu erweitern und zu vertiefen. Dabei helfen auch Übungen, die übergeordnet sind. Zum Beispiel Ratespiele, Stadt-Land-Fluss, Kreuzworträtsel, Bildergeschichten, Tabu und wie sie alle heißen, die kleinen „Denktrainer“. Nun werden Sie vielleicht sagen: „Ja, dafür hat mein Kind ja nie Zeit, immer nur fernsehen oder am Computer spielen…!“

Dann müssen wir über eine andere der o.g. Antworten reden. Und das werden wir im nächsten Artikel tun.

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