Demenzkranke: Wenn Eltern zu Kindern werden

Pflegende Angehörige, aber auch Angehörige von Pflegeheimbewohnern werden bei einer fortschreitenden Demenzerkrankung eines Elternteils vor völlig neue Herausforderungen gestellt. Besonders, wenn das Elterteil in seiner dementiellen Rückentwicklung irgendwann an dem Punkt angelangt ist, an dem es die eigenen Kinder als Mutter oder Vater ansieht bzw. überhaupt nicht mehr erkennt. Das ist, insbesondere für die Töchter, meist ein großer Schock. Als betroffener Angehöriger eines Demenzkranken, müssen Sie sich Folgendes immer wieder klar machen:
  1. Der Erkrankte kann sein eigenes Alter nicht mehr einschätzen. In seiner Realität ist er vielleicht 20 Jahre alt. Er kann somit in seiner Erlebenswelt entweder noch keine Kinder haben (kann sie also auch nicht als solche erkennen) oder die Kinder waren zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung (hier gilt natürlich das Gleiche).
  2. Ihr Gesicht kommt dem Demenzkranken jedoch sehr vertraut vor, weshalb er versucht eine Erklärung für diese Vertrautheit und Ähnlichkeit zu finden. Aufgrund es von ihm empfundenen Altersunterschiedes, schließ er daraus, dass Sie seine Mutter oder Vater sein müssen.
  3. Mit fortgeschrittender Demenzerkrankung können logische Zusammenhänge nicht mehr erkannt werden. Der Demenzkranke agiert und reagiert hauptsächlich auf der Gefühlsebene und sucht nach einfachen, für ihn tragfähigen Lösungsansätzen. Halten Sie sich immer wieder vor Augen, dass sein manchmal schwieriges Verhalten, weder provokant noch böswillig ist.
  4. Machen Sie sich bewusst, dass der Demenzkranke keine Chance hat, sich in die Realität zurückzubewegen. Sie müssen ihm deshalb ein Stück in seiner Realität entgegen kommen. Dies erleichtert Ihnen einerseits den Zugang zum Demenzkranken, zum anderen fühlt sich der Erkrankte verstanden und angenommen.

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