Vermeiden Sie Probleme mit Überstunden durch Azubis

Ein häufiger Streitpunkt zwischen Auszubildenden und Ausbildungsbetrieben ist die Handhabung von Überstunden. Leider hält sich nicht jeder Ausbildungsbetrieb an Gesetze und Tarifverträge. Auf der anderen Seite kann sich ein Azubi auch nicht generell dagegen sträuben – zumindest normalerweise nicht.

Das beste Mittel, um Probleme mit Azubi-Überstunden zu vermeiden, ist: Dem Auszubildenden einfach keine Mehrarbeit auflasten. Denn eines sollte grundsätzlich klar sein: Ein Ausbildungsverhältnis dient der Ausbildung, also im erster Linie dem Lernen. Überstunden hingegen sind in der Regel dafür da, Kapazitätsprobleme des Arbeitgebers auszugleichen. Insofern gilt: Sorgen Sie dafür, dass Mehrarbeit von Auszubildenden bei Ihnen die Ausnahme bleibt.

Das bedeutet nicht, dass sie nicht grundsätzlich möglich sind. Es ist durchaus erlaubt, dass Auszubildende Überstunden absolvieren. Allerdings gibt es hierfür zwei Voraussetzungen:

  1. Der Azubi muss damit einverstanden sein. Das kann durch eine individuelle Vereinbarung geschehen. Normalerweise hat er aber bereits im Ausbildungsvertrag eine entsprechende Klausel unterschrieben.
  2. Die Arbeiten, die im Rahmen von Überstunden anfallen, müssen dem Ausbildungszweck dienen. Es ist also nicht möglich, dem Azubi ausbildungsfremde Tätigkeiten aufzuhalsen, weil die gerade erledigt werden müssen.

Was ist mit der Vergütung von Überstunden?

In Sachen Vergütung gilt nach § 17 Abs. 1 Berufsbildungsgesetz: Die über die vereinbarte tägliche Ausbildungszeit hinausgehende Beschäftigung ist besonders zu vergüten oder durch Freizeit auszugleichen.

Aber was bedeutet das konkret? Was heißt „besonders zu vergüten"? In dieser Frage streiten sich auch die Gelehrten. Die einen gehen davon aus, dass hier nur darauf hingewiesen wird, Mehrarbeit überhaupt zu vergüten. Andere wiederum interpretieren den Gesetzestext so, dass das Wort „besonders" einen Überstundenzuschlag miteinschließt.

Meine Empfehlung: Zahlen Sie bei Überstunden von Auszubildenden generell einen Überstundenzuschlag oder gewähren Sie entsprechend mehr Freizeit als Ausgleich. Dadurch fühlt sich der Auszubildende im besonderen Maße gewertschätzt. Zudem disziplinieren Sie sich selbst und das Umfeld des Auszubildenden, damit die Mehrarbeit von Azubis nicht ausufert. Darüber hinaus gehen Sie auf Nummer sicher, da die gesetzliche Regelung etwas schwammig ist.