Wie Sie stilgerecht die Balance zwischen Sparsamkeit und Konsumfreude finden

Geiz ist nicht gleich Sparsamkeit. Auf die Spitze gebracht ist Geiz ein Laster, Sparsamkeit dagegen eine Tugend: „Geiz ist eine der unedelsten Leidenschaften des Menschen“, schrieb Adolph Freiherr von Knigge (1752-1796). Im Gegensatz dazu stellte er fest: „Häusliche Sparsamkeit ist ein Mittel zum Eheglück.“
Keine Angst vor gesundem Sparsinn
Sie sehen also, dass Geiz und Sparsamkeit allenfalls begrifflich verwandt sind. Inhaltlich unterstreichen die häufigsten Attribute, mit denen unsere Sprache beide Wörter verbindet, den klaren Gegensatz: Danach ist das eine Verhalten krankhaft, das andere gesund.
Sie brauchen sich also in Zukunft keine großen Gedanken zu machen, wenn Sie etwa einseitig bedrucktes Papier als Schmierpapier verwenden oder einen Bleistift auf die Hälfte seiner Größe herunterspitzen. Sollten Sie durch Ihr Verhalten auch nur einen Baum vorm Fällen retten, ist das bereits ein Gewinn für die Umwelt. Als wertebewusster Mensch geben Sie durch Ihr sparsames, hier ressourcensparendes, Verhalten ein Vorbild ab.

Sparen heißt also noch lange nicht geizen
Wenn Sie beim Geldausgeben Prioritäten setzen, zeigen Sie nur, dass Sie die Vorteile einer freien Marktwirtschaft zu nutzen wissen. Vernünftiges Preisbewusstsein verhält sich zum reinen Billigdenken wie gesunde Sparsamkeit zum Geiz – und schließt den Genuss mit ein. Den Unterschied machte der englische Sozialphilosoph John Ruskin (1819-1900) deutlich:

„Es ist unklug, viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgaben nicht erfüllen kann.“

Feilschen ja, aber bitte mit Stil!
Um den Wert einer Ware geht es beim ursprünglichen Feilschen. Die ursprünglich orientalische Sitte empfinden drei von vier Deutschen keineswegs als stillos. Es geht bei der gesunden Sparsamkeit darum, wie gefeilscht wird:

  • Der Wunsch nach einer Preisermäßigung sollte höflich und freundlich vorgebracht werden. Wird Ihre Bitte nicht erfüllt, verlangt der gute Stil, dies ohne Murren oder gar Beleidigungen zu akzeptieren.
  • Lange Diskussionen über einen Rabatt sind unhöflich, wenn andere dadurch warten müssen – etwa in der Kassenschlange am Supermarkt.
  • Unmäßigkeit beim Feilschen ist ebenso deplatziert: Es ist eine überzogene Erwartung, bei Niedrigstpreisen Waren einen Nachlass von 20 Prozent oder gar mehr zu verlangen.

Beachten Sie diese Regeln, dürfen Sie ohne schlechtes Gewissen Sparsamkeit üben und Preisverhandlungen durchführen.

Sparsamkeit? Auf den Ton kommt es an

  • Wenn Sie in ein Geschäft stürmen und aggressiv fordern: „Dieser Preis ist ja wohl eine Zumutung. Ich verlange einen Nachlass, sonst wird nichts aus dem Kauf“, dürften Sie auf taube Ohren stoßen.
  • Eine freundliche Anfrage hat mehr Aussicht auf Erfolg. Wie wäre es mit: „Diese Designer-Armbanduhr gefällt mir ausgezeichnet. Leider sprengt der jetzige Preis mein Budget. Lässt sich da vielleicht noch was machen?“