Es muss nicht unbedingt ein Fachanwalt sein
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Anwalt zu finden, der im Arzthaftungsrecht bewandert ist. Zunächst: Arzthaftung ist eine Sondermaterie, die Spezialkenntnisse verlangt, über die nicht jeder "normale" Anwalt verfügt. Wenn Sie gegen einen Arzt wegen eines Behandlungsfehlers vorgehen wollen, sollten Sie daher nicht einen "Feld-Wald-und-Wiesen-Anwalt" nehmen, nur weil der gerade Ihr persönlicher Bekannter ist. Andererseits muss es nicht unbedingt ein Fachanwalt für Arzthaftungsrecht sein. Auch ein "normaler" Anwalt kann sich auf Arzthaftung spezialisiert haben.
So suchen Sie nach einem Arzthaftungsrechtler
Suchen Sie über Suchmaschinen im Internet mit dem Stichwort "Arzthaftung" oder "Rechtsanwalt, Arzthaftung" oder "Ärztepfusch, Anwalt". Über die Suchergebnisse werden Sie meist auf die Kanzlei-Homepage des jeweiligen Anwalts weitergeleitet. Dort können Sie prüfen, ob Ihr potenzieller Anwalt z. B. im Arzthaftungsrecht schon einige Beiträge veröffentlicht hat. Das müssen keine Beiträge in wissenschaftlichen Fachzeitschriften sein – populärwissenschaftliche Artikel im Internet genügen.
Auch die Rechtsanwaltskammern oder der Deutsche Anwaltsverein können unter Umständen weitere Auskünfte geben. Am besten dürfte es freilich sein, wenn Ihnen von anderen Patienten oder von Opferverbänden ein guter Anwalt empfohlen wird. Zögern Sie daher nicht, mit Opferverbänden in Kontakt zu treten.
Nehmen Sie mit Ihrem potenziellen Anwalt Kontakt auf
Je nach Gusto können Sie den Anwalt Ihrer näheren Wahl erst einmal per E-Mail anschreiben oder auch anrufen. Wichtiges Kriterium: Je eher Sie auf Ihre Mail oder Ihren Anruf eine Antwort erhalten und je eher Ihr potenzieller Anwalt für Sie da ist, umso geeigneter dürfte er auch sein, Ihre Rechte wahrzunehmen.
Nehmen Sie keinen Anwalt, der so viele Fälle bearbeitet, dass er für Sie kaum noch Zeit hat. Ihr potenzieller Anwalt muss für Sie erreichbar sein und sich für Sie Zeit nehmen können. Schon beim Telefonat bekommen Sie dann ein Gespür dafür, ob der jeweilige Rechtsanwalt für Sie geeignet sein könnte.
So bereiten Sie sich auf das Gespräch in der Kanzlei vor
Ein persönliches Gespräch mit dem Anwalt Ihrer Wahl ist zu empfehlen, es sei denn, Sie wohnen zu weit weg, sodass sich die Anreise zur Kanzlei nicht lohnt. Dann können anstehende Fragen per Telefon geklärt und Dokumente per E-Mail oder normaler Post ausgetauscht werden.
Ich selbst bevorzuge es, wenn meine potenziellen Mandanten vorab einen von mir erstellten Fragebogen ausfüllen und bei mir einreichen, damit ich mich als Anwalt auf das Gespräch mit meinem Mandanten vorbereiten kann.
Bei diesem Gespräch wird Ihnen Ihr Anwalt Fragen stellen, etwa nach der Art und Intensität Ihrer Beschwerden, nach Patientenakten, nach anhaltenden Schmerzen oder Narben und danach, ob ein Gutachten erstellt werden soll. Auch die Frage der Höhe des Schmerzensgeldes kann hier schon erörtert werden, verlangt meist aber noch eine Recherche nach Präzedenzfällen.
Klären Sie die Prozessfinanzierung und das Anwaltshonorar
Ihr Anwalt kann Ihnen eine Einschätzung darüber geben, mit welchen Prozesskosten und Anwaltskosten Sie rechnen müssen – allerdings hängt das immer vom Streitwert ab, also auch von der Höhe des einzuklagenden Schmerzensgeldes.
Was den Vorwurf der Abzocke durch Anwälte betrifft: Sobald es um gesetzliche Gebühren geht, hat der Anwalt standesrechtlich keine andere Wahl, als die gesetzlichen Gebühren zu berechnen. Zudem handelt es sich beim Arzthaftungsrecht wie bereits erwähnt um eine Sondermaterie, die den fachlich versierten Anwalt dazu berechtigt, eine überdurchschnittliche Gebühr abzurechnen. Den "Billig-Anwalt" unter den Arzthaftungsrechtlern werden Sie daher lange suchen müssen.
Stand: 23.01.2012