Die gesetzlichen Krankenkassen haben zwischen Januar und Juni 2015 ein Defizit von rund 490 Millionen Euro gemacht. Trotzdem sieht Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) als "weiterhin stabil" an. Dies liegt vor allem an den Reserven von mehr als 15 Milliarden Euro.
Zudem geht das Minus größtenteils darauf zurück, dass "etliche Krankenkassen ihre Versicherten durch einen niedrigeren durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 0,83 Prozent an ihren hohen Finanz-Reserven beteiligt haben", heißt es in einer Pressemitteilung des Gesundheitsministeriums. Das Ministerium selbst ist von einem Zusatzbeitrag im Schnitt von 0,9 Prozent für das Jahr 2015 ausgegangen. Ohne die Mindereinnahmen ergäbe sich "ein nahezu ausgeglichenes Finanzergebnis."
Bundesregierung erwartet steigende Zusatzbeiträge
Obwohl sich der Bundesgesundheitsminister angesichts des milliardenschweren Finanzpolsters der Kassen optimistisch zeigt, spiegelt ein Finanzplan des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble (CDU), der der Bild vorliegt, etwas anderes wider. Demnach geht die Bundesregierung von einer Steigerung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags aus. Der Beitrag könnte dabei von 0,9 auf 1,2 Prozent steigen, so Gesundheitsexperten. Bereits in diesem Jahr gibt es einige wenige Kassen, die mit ihrem Zusatzbeitrag auf diesem Niveau oder gar höher liegen. 2016 könnten diesen Krankenkassen weitere folgen.
Ursachen für steigende Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung
Ursachen für steigende Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung
Die Ursachen für die Anpassungen sind unterschiedlich. Der wesentlichste Grund sind allerdings die immer höheren Gesundheitsausgaben für die Kassen. Im ersten Halbjahr 2015 sind beispielsweise die Arzneimittelausgaben um 4,8 Prozent pro Versicherten, die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen um 3,3 Prozent und für Präventionsleistungen um 7,0 Prozent gestiegen. Diese können langfristig nur durch höhere Einnahmen gedeckt werden.
Wie hoch der Zusatzbeitrag 2016 im Schnitt ist, wird zum 1. November auf Grundlage der Ergebnisse des GKV-Schätzerkreises – einem Gremium mit Experten des Bundesversicherungsamts, GKV-Spitzenverbands und Gesundheitsministeriums – bekannt gegeben. Ob sich die Krankenkassen daran orientieren, hängt allerdings davon ab, „wie wirtschaftlich eine Krankenkasse arbeitet und ob sie vorhandene Finanz-Reserven im Sinne der Versicherten einsetzt.“ Es ist zu erwarten, dass wie schon 2015 einige Kassen deutlich unter dem Durchschnittszusatzbeitrag liegen werden.