Geldanlage – wie wäre es in Andorra?

Was Investoren und Geldanleger lockt, sind die unvergleichlichen Steuerprivilegien des Fürstentums in den Pyrenäen. Es gibt keine Einkommenssteuer, keine Gewerbe- und keine Erbschaftssteuer. Seine Ausgaben bestreitet Andorra im Wesentlichen aus einem Import-Zoll von 5 bis 8 Prozent.

In fast jedem Haus in Andorra ist ein Laden untergebracht, der Zigaretten, Elektronik, allerlei Nippes, Pelze und Parfüm oder Juwelen feilhält. Um den einstmals malerischen romanischen Baustil der Landschaft schert sich angesichts traumhafter Erträge niemand. Von den 50 000 Einwohnern sind gerade mal 9000 Andorraner.

Die Zugereisten kommen aus zwei Gründen: Aus dem unterentwickelten Süden und Westen Spaniens geht das unterbezahlte Hotelpersonal nach Andorra. Vor allem aus der katalanischen Wachstumsregion und Barcelona übersiedeln meist reiche Rentiers, die Franzosen aus dem benachbarten Departement Pyrenees-Roussillon kommen als dienstbare Geister, von der Cote d´Azur und aus Paris Investoren und Anleger. Aber auch 343 Deutsche erfreuen sich einer offiziellen Aufenthaltserlaubnis. Die bekommt allerdings nur, wer gutsituiert ist, nicht mehr zu arbeiten braucht und über einen einwandfreien Leumund verfügt.

Immobilienbesitz beschleunigt das Verfahren. Eine Wohnung kostet nicht selten eine halbe Million Euro und mehr. Die Wirtschaft floriert, die Anzahl der Hotels, Läden und Bauunternehmen wächst. Nur die sieben Banken bleiben unter sich. Ein "Gentlement´s Agreement" – so ist hinter vorgehaltener Hand von der Regierung zu hören – verhindert, dass weitere Geldhäuser den Bankenplatz Andorra verstärken.

Das ungeschriebene, dennoch kompromisslose praktizierte Bankgeheimnis und die Steuerfreiheit bescheren dem Bankgewerbe regelmäßig zweistellige Zuwachsraten. Das Geschäft mit Geld und Kredit ist fest in der Hand von etwa 15 andorranischen Familien, die Politik und Wirtschaft kontrollieren.

So gehört das größte Institut, die Credit Andorra, nicht nur sieben namhaften Familien und der mächtigen Sparkasse La Caixa Barcelona, sondern auch zu 18,7% den Mitarbeitern. Sie beziehen im Jahr 15 Monatsgehälter von umgerechnet durchschnittlich 7000 Euro – bei nur 5% Sozialabgaben.

Geldanlage in Andorra

Die Banken leisten sich eine recht konservative Geschäftspolitik: Sie bieten nur Standardprodukte wie Devisenkonten, Festgeld, festverzinsliche Wertpapiere und besorgen Aktienkäufe und –verkäufe. Das Vermögen der Anleger verwalten sie nicht. Die Anleger bevorzugen die vor dem Finanzamt sichere Anlage und verzichten auf höhere Zinsen.

Die Gefahr einer Drogengeld-Wäsche treibt dem Banker schon mal den Angstschweiß auf die Stirn. Deshalb wird die Seriosität des Kunden bei der Kontoeröffnung gründlich gecheckt. Wer mehr als 200 000 Euro einzahlt, muss die legale Herkunft des Geldes belegen können. Häufigerer Kontotransfer über 10 000 Euro macht die interne Revision misstrauisch. Wenn die Bewegungen zu hoch sind, wird das Konto geschlossen und mit dem Kunden gesprochen. Die internationale Zusammenarbeit der Finanzverwaltungen dagegen brauchen Kunden nicht zu fürchten. Denn eine einzigartige Staatsform sichert dem Fürstentum Selbstständigkeit ohne staatliche Souveränität.