Spanische Weihnachtslotterie – der ultimative Guide 2019

Sorteo de Navidad. Das ist die wahre Bezeichnung der spanischen Weihnachtslotterie, die längst auch in Deutschland bekannt ist. Allerdings wird hier ein anderer Name verwendet: El Gordo. Was hübsch klingt, bedeutet eigentlich »der Dicke«, doch diskriminiert wird damit niemand. Denn El Gordo bezeichnet den Hauptpreis, um den sich natürlich alle Teilnehmer drängen. Doch verbirgt sich hinter dieser Lotterie mehr als nur die Hoffnung auf den Hauptgewinn. Sie ist in Spanien eine echte Tradition und gehört für Spanier so zur Weihnachtszeit, wie für viele Deutsche Zimtsterne, Glückwein oder der Adventskalender. Aber wie funktioniert die Lotterie und was verbirgt sich genau hinter dieser Tradition? Dieser Artikel schaut sich das einmal an.

Eine spanische Tradition

Das Wort Tradition ist bei der spanischen Weihnachtslotterie absolut angebracht, denn in knapp einem Monat findet die Ziehung zum 207sten Mal statt. Es ist eine staatliche Lotterie, die seit 1812 stets am 22. Dezember gezogen wird. Unter dem Titel »Sorteo de Navidad« ist sie allerdings erst seit 1892 bekannt. Grundsätzlich handelt es sich um eine Sonderziehung, die von der spanischen Lotteriegesellschaft durchgeführt wird. Sie hat heutzutage so eine Popularität erreicht, dass auch viele Webseiten, mit der Weihnachtslotterie Spaniens im Fokus, aus dem Boden gesprungen sind. Einige Fakten rund um die Lotterie:

  • Größte Lotterie der Welt – längst gilt die Lotterie als die größte der Welt, was natürlich mit der Gesamtgewinnsumme zusammenhängt: Über 2,3 Milliarden Euro werden jährlich ausgeschüttet.
  • Ausschüttung – rund siebzig Prozent der Einsätze werden tatsächlich ausgeschüttet.
  • Hauptpreis – El Gordo ist mit über 640 Millionen Euro besetzt.

Allerdings ist diese Lotterie für Spanier keine pure Möglichkeit, Geld zu gewinnen. Während die erste Ziehung noch am 18.12.1812 aufgrund des Unabhängigkeitskrieges in Cádiz stattfand, wird längst nur noch der 22. Dezember genutzt. An diesem Datum wird mit durch El Gordo die tatsächliche Weihnachtszeit begonnen. Da in Spanien die traditionelle Bescherung erst am 06. Januar stattfindet, beschreiben El Gordo und der der Dreikönigstag das Zeitfenster der Weihnachtszeit. Typischerweise folgt am Dreikönigstag eine weitere Sonderziehung.

El Gordo – wie funktioniert die Weihnachtslotterie?

Man darf sich die Ziehung der Weihnachtslotterie nicht so vorstellen, wie die bloße Ziehung der samstäglichen Lottozahlen. Die Weihnachtslotterie in Spanien ist ein gesellschaftliches Ereignis, das stets öffentlich war und seit 1967 live im TV übertragen wird.

Fast fünfzig Prozent der Spanier schalten in die Ziehungsfeierlichkeit hinein. Und es gibt viel zu sehen:

  • Trommel – anstelle der Glaskugel, die die deutsche Lottoziehung beschreibt, nutzen die Spanier zwei Trommeln. Die erste enthält Loskugeln, die zweite Preise.
  • Kugeln – es werden spezielle Holzkugeln aus Buchsbaumholz verwendet. Jede Kugel wurde im Vorfeld per Laser mit einer Losnummer beschriftet. So viele Losnummern, wie es gibt, sind auch Kugeln in der einen Trommel. Die zweite Trommel enthält ebenfalls Holzkugeln, doch sind diese mit dem Gewinnsummen beschriftet. Im Jahr 2013 waren es 100.000 Losnummer-Kugeln. Bei den Preiskugeln waren es im selben Jahr jeweils eine mit 500.000 Euro, eine mit 1,25 Millionen Euro und eine mit 4 Millionen, zwei mit 200.000 Euro, acht mit 60.000 Euro, 1.794 Kugeln mit 1.000 Euro.

Wie funktioniert die Ziehung im Einzelnen?

Bei jeder Lotterie steht die Ziehung im Mittelpunkt. So auch bei der spanischen Weihnachtslotterie. Doch während heute viele Lotterien eher steril ausgespielt oder die Zahlen gar nur knapp in den Nachrichten vorgelesen werden, behält Spanien auch am 22. Dezember eine Tradition bei.

Im Mittelpunkt der ganzen Festlichkeit stehen Kinder, die auch heute noch traditionell aus dem Haus stammen, aus dem die ersten Ziehungskinder stammten: dem Colegio San Ildefonso. Dieses in Madrid liegende Gebäude war einst ein Waisenhaus und eben diese Kinder haben die Losnummern und Preise aufgesagt. Mittlerweile ist das Waisenhaus zwar geschlossen, doch dient das Gebäude nun als Schule – und zwar für Jungen und Mädchen aus schlechten Familienverhältnissen.

Bei der Ziehung fallen aus beiden Trommeln zeitgleich jeweils eine Kugel in eine gläserne Schale. Zwei Kinder nehmen nun die Kugeln und singen die Losnummer und den Preis. Nach ungefähr zwanzig Kugeln werden die Trommeln gerührt, dann geht es weiter. Rund dreieinhalb Stunden dauert jede Ziehung, wobei sie die Spannung nicht verliert. Denn da alle Kugeln und Preise gleichbehandelt werden, können die Großpreise auch jederzeit gezogen werden.

Viele Spanier nutzen den Tag der Ziehung zum geselligen Zusammensein. Die Auslosung der Gewinner wird gemeinsam geschaut. Mittlerweile ist es zudem möglich, die Ziehung im Livestream zu schauen.

Welche Gewinne sind möglich?

Eine der Besonderheiten dieser Weihnachtslotterie wird von den Gewinnchancen beschrieben. Es gibt einfach so viele Preise, dass auch in diesem Jahr wieder gilt, dass jedes sechste Los einen Gewinn darstellt. Und wie sehen diese Gewinne aus? Ein Überblick:

  • El Gordo – das ist der Hauptpreis mit 4 Millionen Euro.
  • Zweiter Platz – 1.25 Millionen Euro werden hier vergeben.
  • Dritter Platz – 500.000 Euro
  • Vierter Platz – zwei Mal werden hier 200.000 Euro vergeben. Fünfter Platz – dieser wird acht Mal vergeben: 60.000 Euro.
  • Weitere – genau 1.974 Mal werden jeweils 1.000 Euro ausgelost. Diese Gewinne heißen »Pedrea«, was mit Hagelschlag übersetzt werden kann.

Das sind aber nur die Hauptpreise. Auch nicht gezogene Losnummern können gewinnen:

  • 2 x 20.000 Euro – sie werden an die Losnummern gezahlt, die direkt vor und nach der Losnummer von El Gordo kommen.
  • 2 x 12.500 Euro – das Prinzip bleibt, nur sind es die Losnummernfolgen nach dem zweiten Platz. 2 x 9.600 Euro – die Losnummern vor und nach Rang drei.
  • 297 x 1.000 Euro – die Losnummern, deren erste drei Ziffern mit den ersten drei Ziffern der Plätze ein, zwei oder drei identisch sind.
  • 198 x 1.000 Euro – hier müssen die ersten drei Ziffern mit denen von Rang vier übereinstimmen.
  • 2.997 x 1.000 Euro – jetzt zählen die letzten drei Ziffern, die mit den letzten drei Zahlen von Platz 1, 2 oder 3 übereinstimmen müssen.
  • 9.999 x 200 Euro – das ist die Einsatzrückzahlung über jeweils 200 Euro, sofern die letzte Ziffer des Loses mit der letzten Ziffer von El Gordo übereinstimmt.

Diese Gewinne sind alle festgelegt. Und wer gerade überlegt, wie El Gordo allein auf 680 Millionen kommt, wenn doch nur ein einziges Mal 4 Millionen Euro gezogen wird, der macht mathematisch alles richtig. Nun kommen nämlich die Lose ins Spiel.

Die Lose von El Gordo

Wie auch die Nationallotterie Spaniens wird El Gordo mit Losen gespielt, die jeweils eine fünfstellige Nummer aufweisen. Mittlerweile gibt es 100.000 Losnummern, die jeweils auf Bögen aufgedruckt werden. Wer online spielt, der erhält praktisch nur die virtuelle Form des Bogens, beziehungsweise des Abschnitts:

  • Der Bogen – jeder Bogen besitzt zehn abtrennbare Abschnitte. Das sind die sogenannten Zehntellose, während der Bogen, das Billete, das ganze Los darstellt.
  • Serie – von jedem Bogen mit einer Losnummer wird eine Serie von, im vergangenen Jahr, 170 Stück gedruckt. 1.700 Abschnitte trugen somit jeweils dieselbe Losnummer. Da die Bögen bei hoher Nachfrage nachgedruckt werden, kann die Stückzahl in diesem Jahr bis zum 22.12. noch abweichen. Der Einfachheit halber wird folgend die Serienzahl von 170 verwendet.
  • Losarten – üblicherweise gibt es ganze Lose, also einen Bogen und die Zehntellose. Mittlerweile hat sich das System aber ausgeweitet, sodass es 1/20 Lose, 1/50, 1/100, 1/5 und 1/2-Lose im Handel gibt. Ein ganzes Los ist relativ teuer, aktuell ist es online im Schnitt für 240,00 Euro zu finden.

Doch warum sind die Lose nun so wichtig, um das Gewinnsystem zu verstehen? Ganz einfach. Sollte die Losnummer 55.555 für El Gordo gezogen werden, haben somit alle 170 Losbesitzer diesen Preis erhalten, wenn diese Losnummer nur als Ganzes Los abgegeben wurde. Da das nie der Fall ist und unzählige Menschen halbe Lose oder Zehntellose kaufen, erhalten auch etwas von diesem Gewinn. Es gilt also:

  • 170 Bögen je Nummer – 170 Mal würden jeweils vier Millionen ausgezahlt, wenn das Los nie geteilt wurde.
  • 1.700 Lose je Nummer – würde die Losnummer ausschließlich als Zehntellos im Umlauf sein, so würden alle 1.700 Losinhaber 400.000 Euro erhalten.

Durch die verschiedenen Losmöglichkeiten ist es nicht möglich, gezielt einen Gewinn zu nennen. Jeder hat mit seiner Losart die Chance zu gewinnen, doch wer sich ein Zehntellos oder auch ein Fünfzigstel-Los kauft, der bekommt nur ein Zehntel oder ein Fünfzigstel der Gewinnsumme. Diese Regel zieht sich auch durch die Nebengewinne. Wer beispielsweise ein Zehntellos hat und die Einsatzrückzahlung gewinnt, der würde nicht die 200,00 Euro bekommen, sondern nur 20,00 Euro.

El Gordo auch in Deutschland spielen – ist das möglich?

Mittlerweile lässt sich die Lotterie auch in Deutschland spielen. Es gibt mittlerweile Online-Anbieter, die die Weihnachtslotterie Spaniens im Fokus haben und so auf einfache Art und Weise eine Teilnahme ermöglichen. Wer also teilnehmen möchte, kann sich ebenfalls eine neue Weihnachtstradition schaffen.

Berühmte Gewinner von El Gordo

Vermutlich können sich viele daran erinnern, dass in den Nachrichten von »Millionärsdörfern« oder ähnlichem berichtet wurde. In der Tat steckt dahinter die spanische Weihnachtslotterie. Doch gerade in Spanien muss es die Glücksfee mit einigen Regionen sehr gut meinen.

Und wer seine eigenen Chancen verbessern möchte, der sollte unbedingt überlegen, ob nicht ein kurzzeitiger Umzug nach Manises in der Provinz Valencia möglich ist. Denn seit 2012 schlug El Gordo dort ganze drei Mal ein.

Wobei auch in Deutschland das Glück hold ist. 2017 gewannen vier Deutsche den Hauptpreis, wenngleich sie kein ganzes Los hatten, sondern nur jeweils 200.000 Euro bekamen. In den ersten drei Gewinnklassen fanden sich gleich sieben deutsche – wobei dies nur die Angabe eines einzigen Anbieters war.

Warum ganze Dörfer gewinnen

Fakt ist, so gut, wie die Gewinnchancen, immerhin 1 zu 100.000, sind, so teuer sind auch die Lose. Mittlerweile geht ein ganzes Blatt mit 10 Einzellosen deutlich in das Preissegment von 250,00 Euro. Für viele Tipper ist diese Summe schlichtweg zu hoch, um sie einfach aufs Spiel zu setzen. Aus diesem Grund bilden sich häufig Tippgemeinschaften:

  • Spanische Dörfer – sie sind schlichtweg medial bekannt. Die kleinen Ortschaften kaufen meist zusammen ein oder zwei Lose und gewinnen somit auch als Dorfgemeinschaft. Ein wenig bitter mag das für den Herren gewesen sein, der damals erst nach dem Loskauf in ein spanisches Dorf gezogen wird – und seine Nachbarn alle gewannen.
  • Vereine – auch Sportvereine nutzen gerne die Möglichkeit einer Tippgemeinschaft. Muss endlich Geld für die Renovierung der Duschen gefunden werden? El Gordo kann eventuell helfen.
  • Freundeskreise – auch sie nutzen ein Ganzes Los gerne gemeinsam. Einfacher lässt sich der Urlaub im Freundeskreis im kommenden Jahr schließlich nicht finanzieren.

Die Erklärung hinter vielen »Millionendörfern« ist somit einfach. Es wurden schlichtweg gemeinsam soundsoviele Lose einer Losnummer gemeinsam gekauft. Und auf diese Weise kann auch der eigene Stammtisch oder die Kartenrunde zum Phänomen werden: Es muss nur mindestens ein ganzes Los in der Gruppe gekauft werden.

Bei El Gordo warten attraktive Auszahlungen auf die Gewinner – und es gibt eine sehr große Anzahl an möglichen Gewinnern. In Spanien haben schon ganze Dörfer gemeinsam den großen Pott gewonnen.

Fazit – El Gordo ist faszinierend

Die spanische Weihnachtslotterie ist die ältere Lotterie – und die größte. Zusätzlich ist die Ziehung mittlerweile eine riesige Tradition in Spanien, die sehr viele Menschen begeistert. Mittlerweile ist sie längst nach Deutschland gekommen und die meisten Lotto-Annahmestellen und Online-Lottoanbieter haben auch El Gordo mit verschiedenen Lostypen im Programm. Generell sind die Chancen auf einen Gewinn auch hoch, immerhin gewinnt jedes sechste Los. Ob dieser Gewinn ein Geldregen oder doch nur ein Nieselregen ist, hängt natürlich vom eigenen Los ab. Umso stärker gestückelt, desto geringer der eigene Gewinnanteil. Und wer sich das Schauspiel rund um die Ziehung einmal anschauen möchte, der kann das längst online am 22.12. vormittags machen. Bis heute singen die Kinder die Nummer und den Gewinn, einige Zeit nach der Ziehung werden alle Gewinnerlose im Internet veröffentlicht.

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