Familienstellen: Wie wirken leibliche Bindungen?

Was leistet Familienstellen für leibliche Bindungen? Familienstellen lässt die Wichtigkeit leiblicher Bindungen bewusst sichtbar werden. Lesen Sie mehr.

Jeder Mensch bleibt zeitlebens an seine Familie gebunden. Das eigene Leben stammt aus dem   Rahmen dieses Beziehungsgefüges, der Herkunftsfamilie. Kommt es zwischen Mann und Frau zu einer Schwangerschaft, durch die das Leben weitergegeben wird, so hat das Paar eine Gegenwartsfamilie gegründet, auch wenn diese im Alltag gar nicht zusammenlebt.

Begegnen sich zwei Menschen auf körperlicher Ebene, umso mehr, wenn bleibende Folgen erwachsen, ist daraus eine leibliche Bindung entstanden. Beim Familienstellen lassen sich die Wirkungen dieses Geschehens beobachten.

Wie entsteht der Leib?
Wenn Mann und Frau zusammenkommen, bezeichnet man eine Schwangerschaft auch damit, dass sie ein Fleisch werden. Wie stark dieses Band wirkt, können die TeilnehmerInnen einer Aufstellung erkennen, wenn sie beispielsweise beobachten, wie Vater und Mutter gemeinsam auf ein vorher im inneren Bild fehlendes Kind schauen.

Auch das Sprichwort "Blut ist dicker als Wasser!“ beschreibt diesen Tatbestand. Es bedeutet, dass Beziehungen zwischen Eltern und Kindern tiefer wirken als selbst gewählte Bindungen auf der Paarebene.

Wodurch entstehen leibliche Bindungen?
Dass leibliche Bindungen aus Eltern-Kind-Beziehungen hervorgehen, erscheint leicht nachvollziehbar.

Kommt im Rahmen einer Verletzung, eines Traumas, ein Familienmitglied zu Schaden – dies umso mehr, wenn leibliche, d. h. körperliche und seelische Folgen zurückgeblieben sind – , wird auch der Täter als an die Familie gebunden erlebt. Familienaufstellungen mit dem Thema Trauma bedürfen besonderer Achtsamkeit, da schmerzhafte Erinnerungen leicht wiederbelebt werden können. (Retraumatisierung).

Wurde ein Angehöriger ermordet, zählt oft auch der Mörder zum Familienkreis. Hat umgekehrt ein Familienmitglied einen Menschen getötet, erscheint auch das Opfer leiblich an die Familie des Täters gebunden. Dies zeigt sich häufig bei Überlebenden von Kriegen und deren Nachkommen.

Wie wirken leibliche Bindungen?
Zuweilen kommen Aufstellungen zu einem Stillstand. Manchmal fühlen sich auch einzelne Teilnehmer unwohl oder unruhig. Der Weg zu einer guten Lösung erscheint versperrt. Bekommt schließlich eine fehlende, leiblich verbundene Person durch einen Stellvertreter den ihr gebührenden Platz, zeigen sich vielleicht zunächst schmerzliche Gefühle. Wird dieser Mensch dann als verbunden anerkannt, äußern sich am Schluss oft alle Stellvertreter zufrieden und die Aufstellung kommt zu einem guten Ergebnis.

Was leistet Familienstellen für die leiblichen Bindungen?
Familienstellen lässt die Wichtigkeit leiblicher Bindungen bewusst sichtbar werden. Wenn alle leiblichen Bindungen gewürdigt werden, heißt dies: Die Bindungen werden anerkannt, wie sie wurden.

Wozu dient uns also der Leib?
Wir Menschen bekommen unseren Leib für dieses Erdenleben zur Hilfe, um uns selbst, unsere Umwelt und unsere Mitmenschen als solche zu erfahren. Der Leib erfüllt diese Aufgabe durch seine Dualität, z. B. Ein- und Ausatmen, Bewegung und Ruhe usw. Aufgrund seiner Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit und seiner Fähigkeit, sich selbst zu regulieren, trägt er immer wieder dazu bei, Einheit herzustellen und zu erleben, zum Beispiel wenn zwei Menschen, Mann und Frau, miteinander ein Kind bekommen.