Adventsgeschichten für Kinder zum Vorlesen

In der Vorweihnachtszeit ist es besonders gemütlich, wenn sich die Familie zusammensetzt. Jetzt ist die richtige Zeit, um Adventsgeschichten für Kinder vorzulesen. Neben einigen Buchtipps finden Sie in diesem Artikel auch eine besinnliche Geschichte über die Eichhörnchenkinder Pips und Tapsi.

Vorlesen in der Weihnachtszeit

Pflegen Sie die Tradition, sich jeden Tag im Dezember mit der Familie vor dem Adventskranz zu versammeln, um gemeinsam Lieder zu singen oder Adventsgeschichten für Kinder vorzulesen. Diese ruhigen Momente geben Kindern viel Liebe und Geborgenheit. Auf der anderen Seite führt das Vorlesen Kinder an die Sprache und das Lesen heran. Wurde Kindern viel vorgelesen, entwickeln sie sich häufig zu begeisterten Lesern.

Adventsgeschichten für Kinder: Lesetipps

Auch größere Kinder freuen sich in der Vorweihnachtszeit, wenn die Eltern ihnen Bilderbücher vorlesen. Besonders beliebt bei Kindern sind Klassiker wie Findus und Peterson. Aber auch andere Bücher sind ein tolles Lesevergnügen. Lesen Sie einfach jeden Tag ein Kapitel vor. Für Lesemuffel eignen sich Rätselbücher wie das Suchbuch "Geheimnisvolle Winterzeit". Neben diesen Buchtipps finden Sie in diesem Artikel auch noch eine nachdenkliche Adventsgeschichte für Kinder.

Bilderbücher:
Nordqvist, Sven: Petterson kriegt Weihnachtsbesuch. Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1989
ISBN:3-7891-6174-8

Kunas, Mauri: 12 Geschenke für den Weihnachtsmann. Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1988
ISBN:3-7891-6091-1

Marzollo, Wick, Walter und Jeam: Ich sehe was-¦ Geheimnisvolle Winterzeit. Lentz Verlag, München 2003
ISBN: 3-880120-546-4

Weihnachtsbücher für Kinder:
Robinson, Barbara: Hilfe die Herdmanns kommen. Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1974
ISBM: 3-7891-1989-X

Funke, Cornelia: Hinter verzauberten Fenstern: Eine geheimnisvolle Adventsgeschichte. Fischer Verlag, Frankfurt 2011.
ISBN: 3-5968-0927-4

Warten auf Weihnachten. 24 Geschichten bis zum Heiligabend. Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2003
ISBN: 3-7891-4016-3

Unerwünschte Weihnachtsgäste

Von Adelheid Fangrath

"Hast du Nüsse gefunden?", rief Tapsi aufgeregt. Pips wühlte gerade in einem riesigen Blätterhaufen zwischen moosbewachsenen Baumwurzeln. In diesem typischen Eichhörnchenversteck lagen bestimmt einige Nüsse und vielleicht sogar leckere Tannenzapfen. Aber je tiefer er grub, desto mehr sank seine Hoffnung.

"Nein, wieder nichts." Pips warf seiner kleinen Schwester einen kurzen Blick zu und sah, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Ihr prächtiger Eichhörnchenschwanz schleifte traurig über den Waldboden, während sie verzweifelt im Blätterhaufen suchte.

"Da ist nichts", murmelte Pips müde. Sie suchten jetzt schon seit Stunden nach ihren Wintervorräten, aber vergebens. "Wir finden Mutters Verstecke niemals. Du weißt doch, sie sucht sich immer ungewöhnliche Orte aus, damit der gemeine Herr Specht nicht unser Essen findet und es uns klaut."

Mutter Eichhörnchen hatte im Herbst viele Winterlager mit leckeren Speisen wie Nüssen, Tannenzapfen, Pilzen und Körnern angelegt. Wie in jedem Jahr waren die Vorratskammern übervoll, weil es passieren konnte, dass Mutter Eichhörnchen nicht alle Verstecke wiederfand.

"Vielleicht erinnert sich Mutter heute wieder daran, wo sie die Vorräte versteckt hat." Tapsi sah ihren großen Bruder hoffnungsvoll an. Pips zuckte mit seinen Ohrpinselhaaren und schwieg. Mutter Eichhörnchen war auf der Flucht vor einem hungrigen Fuchs mit dem Kopf gegen einen dicken Ast geknallt. Ohnmächtig wäre sie dem Fuchs direkt vor die Füße gefallen, hätte Pips sie nicht in letzter Sekunde festgehalten. Seitdem lag ihre kranke Mutter zu Hause in ihrem Kobel und erinnerte sich nicht mehr an die Verstecke ihrer Vorratslager.

"Es ist besser, wenn wir Knospen und Baumrinde sammeln", entschied Pips tapfer. "Aber heute ist Heiligabend! Da sollen wir bittere Baumrinde knabbern?", heulte Tapsi auf. "Besser als hungern", knurrte Pips. Insgeheim freute er sich, dass er in der letzten Zeit Essen aufgespart hatte. Heute Abend konnte er seiner Schwester fünf Nüsse schenken.

Den restlichen Tag sammelten die beiden Eichhörnchenkinder trockene Baumknospen und bittere Baumrinde. Die Arbeit half ihnen, ihre traurigen Gedanken über das bevorstehende Weihnachtsfest zu vertreiben. Bei der Rückkehr in ihren Kobel erwartete die beiden aber schon die nächste unangenehme Überraschung.

Ihr sonst so geräumiges Zuhause war überfüllt mit fremden Eichhörnchen.
"Was ist hier los", knurrte Pips, der befürchtete, die Fremden wollten seine Familie aus ihrem Kobel vertreiben. "Ach, Kind, das sind unsere Gäste", erklärte Mutter Eichhörnchen mit schwacher Stimme. "Stellt euch vor, die Menschen haben die Familie entführt."

Ein großer grauhaariger Eichhörnchenjunge erzählte wütend die Geschichte. Seine Mutter, er und seine drei jüngeren Geschwister hatten friedlich in ihrem Kobel geschlafen. Plötzlich durchdrang ein mörderischer Krach die Stille des Waldes und ihr Baum erzitterte.

Vor Schreck hatte sich die Familie aneinander geklammert, und dann fiel einfach der Baum um. Als sie aus ihrem Kobel fliehen wollten, stellten sie fest, dass beide Ausgänge verschlossen waren. Erst nach langer Fahrt auf einem Menschenauto verrutschte der Baum, gab einen Ausgang wieder frei und die Familie konnte sich retten.
"Sobald wir diesen Wald sahen, sprangen wir von diesem stinkenden Menschending."

"Wir sind so dankbar, dass wir erst einmal bei euch wohnen dürfen", fügte die grauhaarige Eichhörnchenmutter hinzu. "Aber heute ist Weihnachten", empörte sich Pips. "Ein guter Tag, um Gäste aufzunehmen", bemerkte Mutter Eichhörnchen milde. "Bringt alles her, was ihr an Essen gefunden habt. Wir teilen gerecht mit unseren Besuchern."

Pips Gesicht wurde immer länger. Der grauhaarige Eichhörnchenjunge saß auf seiner Lieblingsmoosecke und nagte an der Baumrinde, die Pips und Tapsi zuvor mühsam zusammengesucht hatten. Aber es kam noch schlimmer. Als er seiner kleinen Schwester die aufgesparten Nüsse schenkte, bestand seine Mutter darauf, dass Tapsi jedem der Gästekinder ebenfalls eine Nuss gab.

"Das ist nicht fair", brüllte Pips seinen ganzen Kummer heraus. Wütend sprang er auf und verließ den Kobel. Er hasste diese Fremden aus ganzem Herzen. Zornig knurrend rannte er den Baumstamm hinunter und raste über den Waldboden. Nein, das Leben war nicht fair. In seiner Wut trat Pips mit aller Kraft gegen einen Baumstamm. Eine blöde Idee, nun tat ihm auch noch der Fuß weh.

"Reg dich ab, ich habe meine Nuss deiner Schwester gegeben." Der grauhaarige Eichhörnchenjunge war Pips gefolgt. "Und morgen bauen wir uns einen eigenen Kobel." Plötzlich schämt sich Pips. Die andere Familie hatte viel schlimmere Sorgen. Sie hatten kein Zuhause und keine Nahrung. "Es tut mir leid, was euch passiert ist", stammelte Pips verlegen. "Und entschuldige meinen Wutausbruch."

"Wir großen Brüder sorgen uns eben um unsere kleinen Geschwister." Der Eichhörnchenjunge zuckte mit seinen grauen Ohrpinselhaaren. "Ich heiße übrigens Squirrel." Er grinste. "Hilft es, gegen den Baum zu treten?" Bevor Pips ihn warnen konnte, trat Squirrel ebenfalls gegen die Baumrinde. "Aua, das tut weh!" "Ja, das ist eine blöde Idee."

Die beiden Eichhörnchenkinder sahen sich an und traten grinsend gemeinsam gegen die Baumrinde. Diese gab unter dem Ansturm nach, löste sich und schwebte wie ein Blatt im Wind zu Boden. Hinter dem gelösten Stückchen Baumrinde entdeckten die beiden Jungen ein riesiges Vorratslager mit Nüssen und Tannenzapfen. "Mutters Geheimversteck", stammelte Pips. Ohne Squirrels tatkräftige Hilfe hätte er es niemals gefunden.

Es muss wohl nicht mehr erwähnt werden, dass beide Eichhörnchenfamilien ein wundervolles Weihnachtsfest erlebten. Dank der Vorräte überstanden alle wohlgenährt den Winter. Aber den rothaarigen Pips und den grauhaarigen Squirrel verbindet seit diesem Weihnachtsabend eine lebenslange Freundschaft.