In meinen Vorlesungen stelle ich meinen Existenzgründern immer die Frage: „Wozu brauchen Sie einen Businessplan?“. Vielen ist sofort klar, dass sie die Förderungen der Arbeitsagenturen damit sicherstellen wollen; einige träumen noch davon, Kredite von Banken zu bekommen; den wenigsten ist klar, dass sie den Businessplan in erster Linie für ihre eigene unternehmerische Klarheit brauchen.
Wohl deshalb, weil viele, die aus der Arbeitslosigkeit kommen, noch damit befasst sind, ihre Not zu verwalten, anstatt kraftvolle Schritte in Richtung Erfolg zu tun. Lassen Sie uns in dieser Artikel-Reihe anschauen, was ein erfolgreicher Unternehmer für seinen Businessplan zu tun hat.
Der Businessplan ist Teil einer kompletten Planungs-Strategie
Kein Businessplan fällt vom Himmel, wie es in vielen Instituten gelehrt wird, und wie es auch die Arbeitsagenturen akzeptieren. Vielmehr ist er Teil einer integrierten Strategie, aus der der operative Plan und die PR- und Verkaufsmaßnahmen abgeleitet werden. Der Unternehmer hat die folgenden Schritte zu tun:
1. Feststellen des Unternehmenspotenzials
2. Businessplan
3. Erarbeiten der PR-Plattform
4. Festlegen der Akquise-Strategie
5. Erstellen des operativen Planes
6. Erarbeiten der USP
7. Entwickeln des Logos
Jede dieser Stufen ist eine Verdichtung der Stufe davor und kann nicht ohne die Stufe davor erarbeitet werden. So kann kein Businessplan erstellt werden, wenn sich der Unternehmer nicht über seine kompletten Potenziale und die seines Teams im Klaren ist. Das kann bei Existenzgründern durchaus dazu führen, dass Planungen, deren Relevanz nur vermutet wurde, im Laufe der Zusammenarbeit mit mir in sich zusammenbrechen. Und das ist auch gut so, denn nur wenn ein Unternehmer das tut, worin er maximal gut ist und wofür er brennen kann, wird er wirtschaftliche Wege finden, seine Ziele zu erreichen. Umgekehrt ausgedrückt heißt das, dass ein Existenzgründer, der sich nicht ausreichend Gedanken über seine Stärken und Schwächen, aber auch über seine Passionen macht, den Erfolg durch einen immensen Mehraufwand erkämpfen muss und durchaus eventuell scheitert. Ich empfehle Ihnen bei der Businessplanung so vorzugehen, und werde das auch in dieser Serie so erläutern:
1. Das Unternehmen?
Fragen Sie sich, was das Unternehmen alles leisten kann und soll, was die Potenziale sind und was Kunden von Ihnen erwarten werden, auch wenn Sie nicht selbst daran denken. Sie werden in diesem Teil ein kraftvolles Werkzeug kennenlernen.
2. Die Kostenkalkulation
Als erstes müssen Sie wissen, was Ihr Unternehmen mindestens zu leisten hat, damit Sie leben können. Wir reden hier nicht von "über"leben, sondern von leben.
3. Die Ertragskalkulation
Dazu gehört in erster Linie Ihr Leistungs-Portfolio und markt- und gewinnträchtige Preise. Die Ertragsarten sind in mehrere Leistungsruppen zu teilen, denn nur so können Sie die Rentabilität jeder einzelnen Leistung feststellen. So verhindern Sie, dass nicht lohnende Angebote lukrative subventionieren.
4. Die Ertragsprognose
An diesem Punkt sagen viele "Ja, aber das weiß ich doch noch nicht!". Klar, weiß ich auch, dass Sie kein Hellseher sind. Aber hier werden Sie erkennen, was der Unterschied zwischen Prognose und Bilanzfälschung ist.
5. Die Konsequenzen aus der Planung
Nur wenn Sie einen kraftvollen operativen Plan aus Ihrem Businessplan ableiten, hat Ihre Planung einen Sinn. Sich nur mit einer Excel-Tabelle reich rechnen, ist völlig unwichtig.
6. Finanzbedarf und Finanzierungsplan
Das ist die Stunde der Wahrheit. Hier bekommen Sie zum ersten Mal die Antwort auf die Frage, ob Ihre Idee funktionieren wird.
7. Fördermittel
Existenzgründern stehen vielfältige Fördermittel zur Verfügung; manche sind sinnvoll, manche nicht.
8. Management und Organisation
Sie müssen den Unterschied zwischen Unternehmer und Mitarbeitern kennen; durch aus bei vielen Existenzgründern nicht selbstverständlich und damit eine verbreitete Tretmine auf dem Weg zum Erfolg.
9. Controlling
Einen Businessplan zu erstellen, sich damit öffentliche Förderungen zu beschaffen und ihn dann in die Schublade zu legen, ist der eine Weg. Der erfolgreiche Unternehmer wird seinen Businessplan als Controlling-Werkzeug verstehen, aufbauen und einsetzen.
In diesem Sinne werde ich Sie vielleicht einen unbequemen Weg führen, aber seien Sie sicher, er wird zu Ihrem Wohle funktionieren. Ich freue mich, Sie hier wieder zu sehen.
Ihr Hans Janotta