Armutsbekämpfung: Zukunftsorientiertes Handeln – Die ökonomische Rationalität

Wie können Unternehmen durch zukunftsorientiertes Handeln den strukturellen Herausforderungen der Armutsbekämpfung entgegnen und dennoch wirtschaftlichen Erfolg daraus genieren? Um diese Frage beantworten zu können, muss zunächst Position im Blick auf die ökonomische Rationalität bezogen werden.

Zukunftsorientiertes Handeln in Unternehmen
In dem Artikel Strukturelle Herausforderungen und Perspektivenwechsel zukunftsorientierter Unternehmen haben wir vier Herausforderungen für unternehmerisches Handeln im Bezug auf die Armutsbekämpfung vorgestellt. Die Frage ist nun, wie sich Unternehmen diesen Herausforderungen stellen können.

Um diese Frage praktisch beantworten zu können ist es zunächst wichtig, eine klare Position im Blick auf eine ökonomisch nachhaltige Rationalität zu beziehen. Obwohl Unternehmen primär keine Entwicklungshilfe leisten, geben sie dennoch eine Hilfestellung zur wirtschaftlichen Entwicklung von Gesellschaften. Dies kann sowohl aus altruistischen Gründen geschehen, kann allerdings auch innerhalb der Perspektive von zukunftsorientiertem Denken und Handeln passieren.

Neben der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit steht für Firmen aber auch die unternehmerische Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf dem Prinzip der ökonomischen Rationalität. Das bedeutet: Führungskräfte der Unternehmensleitung und die der einzelnen Abteilungen erkennen, dass das ökonomische Rationalitätsprinzip zwischen Ressourceneinsatz und Ressourcenerhalt einen wichtigen Faktor für unternehmerische zukunftsorientiertes Handeln darstellt.

Unternehmen sind deshalb auch in ihrem gesellschaftlichen Engagement von dem Prinzip der ökonomischen Rationalität geleitet. Ist das nicht der Fall, besteht die Gefahr, dass Unternehmen in die sogenannte Stakeholderfalle geraten.

Die Stakeholderfalle besagt, dass Unternehmen ihren ökonomischen Standpunkt im Vergleich zu anderen Stakeholdergruppen aus Gesellschaft und Ökologie zu wenig vertreten. Dieser Begriff wird in der wissenschaftlichen Literatur heute als Effizienz- oder Vertrauensfalle genutzt.

Stakeholderfalle
Aus dieser Stakeholder-Diskussion lässt sich die Frage, wie sich Unternehmen dieser Herausforderung stellen können durch unterschiedliche Motive von Akteuren definieren, die sich im Blick auf die globale Armutsbekämpfung durch ein zukunftsorientiertes Handeln engagieren. Die Motivation kann zunächst altruistischer oder karitativer Natur sein. Das bedeutet, dass ein Unternehmer den Kampf gegen Armut mit finanziellem oder ideellem Engagement bestreitet.

Ein Beispiel hierfür ist die Stiftung des Modeunternehmens "Thommy Hilfiger". Sie trägt mit zwei Millionen Dollar dazu bei, die Milleniumsziele der Vereinten Nationen zu unterstützen.

Eine andere Motivation, sich für die Armutsbekämpfung einzusetzen liegt im Rationalitätsprinzip der ökonomischen Nachhaltigkeit. Bei diesem Ansatz sehen Unternehmen die Möglichkeit, einen ökonomischen Gewinn im Hinblick auf Ressourceneinsatz und Ressourcenerhalt zu erwirtschaften.

Nachhaltigkeit ist erforderlich
Die Erkenntnis ökonomischer Nachhaltigkeit durch das Management von Effizienz und die Generierung von Potenzialen geht auf Graf Claus von Carlowitz zurück (1645-1714). Er war seiner Zeit einer der einflussreichsten Berater in Sachsen, einem der wichtigsten Montanreviere Europas.

Im Jahr 1713 verfasste von Carlowitz ein wichtiges Schlüssel- und Standardwerk: "sylvicultura oeconomica – haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht", das heute noch als Meilenstein in der Entwicklung der Nachhaltigkeit gilt.

Seine einfache ökonomische Erkenntnis kommt in folgendem Zitat zum Ausdruck: "Zwar kann man aus dem Verkauf von Holz in kurzer Zeit ziemlich viel Geld heben. Aber wenn die Wälder erst einmal ruiniert sind, so bleiben auch die Einkünfte daraus auf unendliche Jahre zurück, so dass unter dem scheinbaren Profit ein unendlicher Schaden liegt." (von Carlowitz 1713)

Zukunftsorientiertes Handeln: Es geht nicht allein darum, ein menschenwürdiges Leben zu schaffen
Für die Armutsbekämpfung durch zukunftsorientierte Unternehmen bedeutet diese Aussage, dass es nicht nur darum geht, für alle Menschen dieser Erde ein menschenwürdiges Leben zu schaffen. Die betriebswirtschaftliche Erkenntnis ist vielmehr, dass eine Welt, die auf Grund von Armut, Ressourcenknappheit und Korruption aus den Fugen gerät, eine schlechtere Bedingung für ein globales wirtschaftliches Handeln darstellt.

Die Frage ist also, welchen Beitrag Unternehmen aus Gründen der ökonomischen Rationalität leisten, um im Jahr 2050 rund neun Milliarden Menschen auf dieser Erde zu ernähren? Eine Antwort auf diese Frage gab kürzlich  der "World Business Council for Sustainable Development" (WBCSD). Es sei das Engagement von Unternehmen, in der Partnerschaft mit Regierungen oder anderen gesellschaftlichen Gruppen, um das unternehmerische Handeln von Gesellschaften und Individuen zu fördern.