Das duale System der Berufsschule – Tipps für Ausbilder

Von den Sonntagsschulen aus dem 16. und 17. Jahrhundert bis zum heutigen, in Deutschland üblichen System der Berufsschule war es ein langer Weg. Das duale System der Berufsschule vereinigt die Vorteile der Berufsausbildung in den Lernorten Betrieb und Schule. Berücksichtigen Sie als Ausbilder im Betrieb auch die Inhalte der Berufsschule.

Die Geschichte der dualen Berufsausbildung

Die heutige Form der Berufsausbildung nahm seine Anfänge bereits in den Handwerksordnungen der mittelalterlichen Zünfte und in den Gilden der Kaufleute. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Gewerbefreiheit eingeführt und anno 1868 die erste Gewerbeordnung erlassen, worin einheitliche Rahmenbedingungen für die Lehrlingsausbildung geschaffen wurden.

Knapp zehn Jahre später wurde die Kontrolle über das Lehrlingswesen den Handwerkskammern übertragen, und die Ausbildung durch Industrie und Handel begann zu florieren. Kaufmännische Kenntnisse wurden überwiegend durch "Lernen am Arbeitsplatz" vermittelt, oder in sogenannten "Fortbildungsschulen" weitergegeben.

1930 wurden erstmals Prüfungen von der Industrie- und Handelskammer abgehalten, wodurch sich Absolventen kaufmännischer Berufe und Facharbeiter qualifizierten. Anno 1939 wurde die allgemeine Berufsschulpflicht eingeführt. Dieses Datum gilt als Geburtsstunde der dualen Berufsausbildung, die das Zusammenwirken der Ausbildungsorte Betrieb und Berufsschule charakterisiert.  

Alternativen zur dualen Berufsausbildung

Selbst in unserer Ära ist die duale Berufsausbildung nicht in allen Ländern installiert. Neben dem dualen Modell ist in Europa das Betriebsmodell und das Schulmodell eine gängige Form, wie es beispielsweise in Frankreich Anwendung findet. Die Stärken des Betriebsmodells liegen im produktorientierten, praxisnahen Lernen. Dadurch gewöhnen sich die Auszubildenden schnell an die Arbeitswelt.

Es ist eine sehr günstige Art der Ausbildung, weil die Azubis zügig am Unternehmensziel teilhaben. Der Nachteil liegt in der Produktabhängigkeit der Ausbildung. Lernt ein Azubi in einer Gärtnerei, die sich auf die Gestaltung von Parkanlagen spezialisiert hat, wird er nie lernen, einen Gartenteich anzulegen.

Neue Techniken und Verfahren, die in dem Ausbildungsbetrieb nicht eingeführt wurden, bleiben dem Auszubildenden verwehrt. Das andere Extrem ist das Schulmodell, das mit unserer Berufsfachschule verglichen werden kann. Hier werden fachübergreifende Qualifikationen vermittelt, die Allgemeinbildung wird gefördert und die berufliche Flexibilität ist gewährleistet. Dafür gilt diese Form der Ausbildung als sehr theoretisch und schwer in die Praxis umsetzbar.

Wer 500 Bücher über das sichere Landen eines Jumbojets gelesen hat, sollte ohne praktisches Training vielleicht nicht unbedingt auf die Menschheit losgelassen werden. Das fehlende Geschick einiger Azubis kann durch stures Pauken vertuscht werden, wobei die Differenzierung zwischen Schwachen und Begabten auf der Strecke bleibt. Die duale Berufsausbildung vereint die Stärken dieser beiden Modelle.  

Die Grundlagen der dualen Berufsausbildung

Auch hier gibt es Aspekte, die noch nicht zur völligen Zufriedenheit aller Beteiligten führen. Die Auszubildenden werden häufig als billige Arbeitskräfte ausgenutzt und die Abstimmung zwischen Lernort Schule und Betrieb lässt zu wünschen übrig. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges sind Berufsschulpflicht und Lerninhalte Ländersache.

Die Einzelregelungen der Industrie- und Handwerkskammern sind allerdings im Berufsbildungsgesetz (BBiG) verankert und unterliegen somit dem Bund. Die Lernorte Berufsschule und Betrieb werden folglich von unterschiedlichen Rechtsvorschriften geformt. Der Ausbildungsbetrieb hat sich an das BBiG und an die Ausbildungsordnung zu halten, wogegen sich die Berufsschule an den jeweiligen Schulgesetzen der Länder und am Rahmenlehrplan orientiert. 

Wie sollten Sie als Ausbilder auf das Gelernte in der Berufsschule eingehen?

Um eine inhaltliche Verzahnung der beiden Komponenten zu gewährleisten, erarbeitet das Bundesinstitut für Berufsbildung sowohl die Rahmenlehrpläne sowie die sachliche und zeitliche Gliederung der betrieblichen Ausbildung.

Damit eine optimale Ausbildung gewährleistet ist, sollten Sie sich als Ausbilder bemühen, engen Kontakt zur Schule zu halten. Änderungen im Lehrplan sollten ins betriebliche Geschehen übernommen werden. Auch die Tatsache, dass zwischen Theorie und Praxis häufig eine Kluft entsteht, muss nicht hinderlich sein.

Weisen Sie Ihren Azubi bei Differenzen an, in der Schule den theoretisch richtigen Weg zu erfragen und ihn im Betrieb vorzutragen. Das fördert die Mitarbeit in der Schule, die kommunikative Kompetenz im Betrieb und Ihr Azubi bekommt das Gefühl, dass es ernst genommen wird, was er an anderen Lernorten beigebracht bekommt. Einige Schulen bieten Lernkooperationen an, wo sich einzelne Ausbildungsbetriebe zusammenschließen können, und gemeinsam von Ihren Erfolgen und Probleme profitieren können.