Wie Sie Ihren Oldtimer in Szene setzen: Fahrt nach Schloss Blumenthal

Wenn der Sommer kommt, sind die Oldtimerfahrer mit ihren Gefährten nicht mehr zu halten. Dann packt sie die Reiselust und die Neugier auf neue Wege. Diesmal erkundet die Gemeinschaft in ihrer mittlerweile sechsten Entdeckungsreise von „Klassiker meets Klassik“ das Wittelsbacher Land.

Sehen und Gesehenwerden gilt auch auf einer Oldtimer-Rallye: die historischen Schmuckstücke wollen sich zeigen. Die Fahrt startet im Münchner Norden, führt durchs Wittelsbacher Land über Aichach nach Schloss Blumenthal, wo ein Klassik-Konzert in der Schlosskirche die Veranstaltung abrundet. Davor und danach natürlich: Fahren, die in Szene gesetzten Oldtimer bestaunen und Benzingespräche führen.

Vor dem Wirtshaus zum Kreuzhof in Oberschleißheim wartet eine echte Rarität in erster Reihe – ein atlasweißer Audi 100 aus dem Baujahr 1967: „Davon gibt es nur noch sehr wenige in Deutschland“, so der stolze Besitzer Herbert, „ganze 175 Stück.“ Ein weiteres Schmuckstück ist der goldfarbene Ford Granada 20m.

Während sich die Oldtimer unter den ersten Sonnenstrahlen formieren, entspinnt sich vor dem 1968er sofort das erste Benzingespräch: „Der würde mir gefallen aber was verbraucht der auf 100 Kilometer“, so die Besitzerin eines elfenbeinweißen Karmann Ghia Typ 14, die auf ihrem Spaziergang entlang der geparkten Wagen vor dem Familiengefährt halt macht. „Mit seinen V6-Motor braucht der schon seine 12 Liter auf hundert Kilometer“, so Tatjana und Wiland, die beide eigenhändig an ihrem Ford geschraubt haben, bis er so perfekt dasteht, wie jetzt. 

Showreise durch das idyllische Wittelsbacher Land

Die klassische Oldtimer-Ausfahrt „Klassiker meets Klassik“ gibt es bereits seit sechs Jahren und präsentiert bei der „Sechsten“ eine Kombination aus bis zu 100 Jahre alten Gefährten, klassische Musik auf 200 Jahre alten Instrumenten und ein 800 Jahre altes Schloss, das im 13. Jahrhundert erstmals Erwähnung fand, im Jahr 2006 den Fuggererben abgekauft wurde und heute unteranderem als Gasthof betrieben wird.

Auf der um 75 Kilometer langen Ausfahrtsstrecke bis zum historischen Anwesen rollen die Oldtimer entlang verträumter Dörfer, durchqueren Altomünster, wo einer der Organisatoren, Ralf Langmeier die Teilnehmer begrüßt und mit ihren Schmuckstücken ablichtet. Gleich nebenan findet eine der Aufgaben statt, die es zu bewältigen gilt: Welches ist dein korrekter Reifendruck? Bei der Luftdruckschätzung des eigenen Oldtimers dann die perfekte Angabe: die Karmann Ghia-Fahrerinnen erhalten die volle Punktzahl: „Wir haben natürlich vor der Ausfahrt die Reifen auf den korrekten Luftdruck gebracht“, so Off-Road-Spezialistin Barbara im Ghia.

Auf dem Marktplatz von Altomünster dann eine äußerst seltene Überraschung: ein weiterer Ghia: „Mein Typ 34 stammt aus Österreich, ich bin der dritte Eigentümer und vor mir hat er einem österreichischen Bischof gehört“, so der Besitzer. „Heute läuft er mit 170 PS, als ich ihn im Jahr 1961 gekauft hatte, war aber nicht viel los mit dem Wagen.

Nach drei langen Jahren des Aufbaus ist er, wie er sich heute präsentiert, komplett neu.“ In der Tat ein echter Hingucker: neben der Karosserie mit Wow-Charakter funkeln und glitzern im kaminroten Lack zudem noch Goldpartikel. Im informativen Benzingespräch gibt der Typ 34-Besitzer der nicht-schraubenden Typ 14-Fahrerin gern Tipps zur Restauration: Die „Meisterwerkstatt Seibt“ ist spezialisiert auf Austin Healy und Karmann Ghia.

Wieder unterwegs meistern die Teilnehmer verschiedene Wertungsprüfungen und Geschicklichkeitstests bis der Endspurt nach Schloss Blumenthal drängt. Die letzte Etappe hilft das Alfa Romeo-Team Wolfgang Keim und Heinrich Tunner dem abgesoffenen Karmann Ghia auf die Sprünge: „Oldtimerfreunde unterstützen sich stets gegenseitig, da ist Anschieben kein Problem. Bei meinem Gefährt war ich in den Anfängen auch nie sicher, ob er läuft“, erinnert sich der Fahrer des italienischen Cabriolets, „und dazu ist der Karmann Ghia ja ebenso wie mein Alfa von einem italienischen Designer entworfen worden.

„Er stand in einer abseits gelegenen Garage unter einer Laubhülle, nur ein Auge schaute unter den Blättern hervor. Nach dem Wegschaufeln des Blätterbergs kam ein Schrotthaufen zutage“, so der Besitzer, „da blieb nur der Totalaufbau.“ Nach dem Handel holte er den Wagen mit defektem Getriebe ab, ließ ihn aufbauen und erfreut sich bislang an seiner Klasse. Dieses Jahr feiern sie ihre gemeinsame silberne Hochzeit. Zwischen Biergarten und Schlosswiese reihen sich die restaurierten Schmuckstücke zur Bewunderung aneinander wie Perlen – bis das Kammerensemble „Elisen Quartett“ (www.elisenquartett.de) zum klassischen Konzert in das barocke Gotteshaus bittet. 

Klassiker-meets-Klassik

„Die vier Damen, Anja Schaller, Maria Schalk, Karoline Hofmann und Irene von Fritsch aus Nürnberg werden Ihnen meine Lieblingsstücke präsentieren“, so Moderator Wolfram: „Werke von Haydn und Ravel.“ Präzision gepaart mit Leidenschaft und engagierte Individualität sind Kennzeichen des gemeinsamen Musizierens des Elisen Quartetts – jene Eigenschaften, die ebenso den Liebhaber eines Oldtimers auszeichnen. Im Zeichen des zehnjährigen Bestehens des Quartetts bilden die präsentieren Werke des Kammerorchesters gemeinsam mit den klassischen Automobilen eine Einheit.

Der Pokal und eine speziell ausgezeichnete Oldtimer-Rallye-Flasche für die Gewinner

„Volle Punktzahl – 164 Punkte!“ Der Pokal für den ersten Platz geht an Florian und Evi mit ihrem BMW Targa aus dem Baujahr 1974. Die Organisatoren überreichen eine Flasche Wein mit Spezialaufdruck der Oldtimer-Ausfahrt und natürlich der Pokal: „Wir freuen uns sehr über den Gewinn, den Wagen besitzen wir zwar erst ein Jahr, aber der Sieg ist ein guter Auftakt, lange oder für immer zusammen zubleiben“, so die Besitzer des silbernen BMW.

Bei der vorangegangenen Klassiker-Ausfahrt („Die Fünfte“) lag Alexander mit seinem offenen Jeep aus dem Baujahr 1954 unter den zehn Gewinnern: „An diesem Tag musste ich wegen eines plötzlich auftretenden Regengusses fluchtartig den Platz verlassen, sonst wäre alles nass geworden.“ Da er seinen Gewinn nicht mitnehmen konnte, holten die Organisatoren die Siegerehrung ein Jahr später, bei der „Sechsten“ nach.

Während sich BWM-Begeisterte um den Targa versammeln, schaut der Besitzer des goldfarbenen Ford Taunus 20m mal schnell unter die Motorhaube des Karmann: „Kein Wunder, dass der nicht mehr anspringen wollte, der sollte mal neue Zündkerzen bekommen und ein neuer Unterbrecherkontakt wäre auch nicht schlecht.“ Auf die kommende Ausfahrt der Kulturinitiative am 6. Juli 2014 freuen sich die Oldtimer-Freund bereits jetzt schon. Neue Zündkerzen und einen neuen Unterbrecherkontakt bekommt der Karmann Ghia sofort.

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