Ob junge Jahrgangsspitzenweine, Arbeiten aufstrebender, vielversprechender Künstler oder Autos, die mittel- bis langfristig Spekulationserträge versprechen – Wertzuwächse von Gütern können gerade für die Anleger interessant sein, die entweder keine Aktien wollen, nicht genügend Finanzmittel für eine Immobilie haben oder einfach ihr Geld nicht auf der Bank lassen wollen.
Obwohl der Markt für Oldtimer in den 80er und 90er Jahren zeitweise stagnierte, zogen die Preise bei zahlreichen Modellen in den letzten Jahren sprunghaft an.
Investition in beständige Werte
Oldtimer erweisen sich im Vergleich mit DAX, REX-P und Euro Stoxx 50 als wertstabile Investition. Wertzuwächse von bis zu 300 Prozent in 15 Jahren lassen gerade Spekulanten in ihrem Bemühen munter werden, alternative Anlagemöglichkeiten in der Fahrzeugbranche auszuspähen. Langfristig zeigen die Oldtimerpreise eine klare positive Tendenz nach oben. So konnten – wie in den 15 Jahren zuvor -, auch für 2015 moderate Preissteigerungen verbucht werden.
Der Deutsche Oldtimer Index legte im letzten Jahr um 5,6 Prozent zu. Er wird im Auftrag des VDA vom Bochumer Bewertungsspezialisten Classic-Analytics erstellt, der dazu 88 Fahrzeuge auswählt, die aufgrund ihrer Spezifikationen, ihres Herstellerlandes sowie ihrer Häufigkeit exemplarisch für den deutschen Oldtimer-Markt stehen.
Auffällig ist in einem Ranking von Fahrzeugen mit höchster Wertentwicklung der letzten 15 Jahre, dass vor allem Alltagsmodelle der 60er bis 80er Jahre vertreten sind. So belegen Modelle wie der VW Bus 2 T2 (1967 bis 1972), Citroen 2CV 6 (1969 bis 1976) oder auch der Ford Escort 1100S die Plätze 2 bis 4. Gerade Alltagsfahrzeuge von einst genießen gegenüber teuren Luxuskarossen, die sich nur wenige leisten konnten den unbestreitbaren Vorteil, dass sich die Ersatzteil-Situation vergleichsweise komfortabel darstellt.
So sind neuere wie historische Autoteile für VW, Ford, Opel oder einstmals preiswertere Mercedes-Modelle etwa über einschlägige Online-Portale einfach recherchier- und beziehbar – und das nicht selten aus alten Lagerbeständen in noch unbenutztem, fabrikneuen Zustand.
Wie Götz Knoop vom Deuvet – Bundesverband für Clubs klassischer Fahrzeuge prognostiziert, lassen Oldtimer im Durchschnitt eine Wertsteigerung von rund acht bis neun Prozent erwarten – lukrativ, verglichen mit dem derzeitigen Zinsstand bei diversen Bankanlageprodukten.
Youngtimer im Visier
388.000 Oldtimer waren zum 1. Januar 2016 in Deutschland gemeldet, alte Autos ohne H-Kennzeichen noch nicht mitgezählt. Die Zahl der Klassiker-Liebhaber steigt seit Jahren, die auf anhaltende Wertsteigerungen hoffen. Dabei sind Zuwächse bei Traumautos von gestern wie einem Porsche 911 oder Mercedes 190Sl kaum noch zu erwarten, auch bei Modellen bis in die 60er Jahre hinein ist eine Wertentwicklung abgeschlossen, da aus dem Geheimtipp von gestern längst eine heutige Kapitalanlage geworden ist.
Youngtimer – Autos zwischen 20 und 30 Jahren – sind momentan stark im Aufwind. Ihre Vorteile gegenüber Oldtimern liegen klar auf der Hand.
Sie sind vergleichsweise
- günstiger in der Anschaffung
- leichter und günstiger zu restaurieren (bessere Ersatzteilversorgung)
- attraktiver als Wertanlage, da die Wachstumspotentiale noch nicht ausgeschöpft sind.
- von höherem Nutzwert durch eine teilweise schon moderne Ausstattung (elektrische Fensterheber, Airbags, Servolenkung, Zentralverriegelung etc.)
Derzeit versprechen Alltagsautos aus den 80ern und frühen 90ern die höchsten Renditaussichten. Zu den Top 5-Modellen unter 10.000 Euro mit Potential zum Garagengold zählen
- Audi 80 B2 (1978-1986)
- BMW 3er Cabrio (1985-1993)
- Mercedes W123 Kombi (1975-1986)
- Mazda MX-5.1 (1989-1998)
- VW T3 (1979-1992)
Die Modelle haben zwar bereits erste Steigerungsraten hinter sich, aber noch Luft nach oben.
Spaßrendite auf der Straße?
Der Zustand bei Oldtimern wird in den Kategorien 1 bis 5 angegeben, ein Renditeobjekt sollte mindestens unter die Kategorie 2 fallen und keine technische Defekte oder sonstige Macken aufweisen. Auch die Zahl der Vorbesitzer ist nicht unwesentlich, je kürzer die Historie eines Fahrzeuges – je geringer die Zahl der Vorbesitzer – umso besser.
Auch der Originalzustand eines Autos ist wesentlich, wenn er nach ein paar Jahrzehnten wiederverkauft werden soll. „Verbastelte“, optisch etwa durch Spoiler aufgemotzte oder technisch umgebaute Exemplare sind weniger gefragt und taugen kaum als Kapitalanlage.
Und: Je weniger Kilometer auf dem Tacho stehen, desto höher der zu erzielende Preis beim Wiederverkauf. Idealerweise liegt auch ein lückenloses Wartungsheft vor.
Im Zweifel empfiehlt sich der Rat eines Experten, Marken- oder Typenclubs können wertvolle Hilfestellung leisten, wenn die Investition in einen Young- oder Oldtimer ansteht.
Folgekosten nicht außer Acht lassen
Der Spekulant sollte über ausreichend Abstellfläche verfügen, um die Renditeaussichten nicht unnötig zu schmälern. Eine Garage, in der das Auto trocken und sicher stehen kann, ist dafür unbedingt notwendig.
Youngtimer haben gegenüber älteren Fahrzeugen einen wesentlichen Nachteil: Anders als bei Oldtimern mit H-Kennzeichen gewährt der Staat Youngtimern keinen Steuervorteil.
Hinsichtlich einer zu erwartenden Wertsteigerung und damit verbundenen Renditegewinnen sollten darüber hinaus vorausschauend etwaige Folgekosten wie
- Garagenmiete
- Versicherungsbeiträge
- Kosten für Wartung und Instandhaltung
mit in die Berechnung einfließen. Zusammengenommen können die Faktoren einen möglichen Wertzuwachs auch schnell wieder aufzehren.
Demgegenüber helfen Saisonkennzeichen, erhebliche Kosten bei der Versicherung zu sparen, wenn ein Youngtimer wie der Mercedes W123 zulassen werden soll. Außerdem gibt es einige Versicherer in Deutschland, die eine spezielle, abgestimmte Youngtimer-Versicherung anbieten. In dem Fall kann sich ein KFZ-Versicherungsvergleich rentieren, denn wie bei der normalen KFZ-Versicherung, sind auch im Youngtimer-Segment gravierende Preisunterschiede möglich.
Einen Youngtimer ein gesamtes Jahr zuzulassen und zu bewegen lohnt sich im Übrigen nicht, da besonders die KFZ-Steuer teuer zu Buche schlägt. Wer sein Youngtimer-Fahrzeug dennoch häufiger bewegen will und Geduld aufbringt, sollte warten, denn die Zeit spielt für ihn:Mit Erreichen der 30-Jahres-Marke wird es richtig günstig: Mit dem H-Kennzeichen fällt dann lediglich noch eine pauschale Kfz-Steuer von 191,73 Euro an.
Fazit: Wer sich beim Kauf an ein paar Grundregeln hält und seine Erwartungen auf ein realistisches Niveau schraubt, erhöht zumindest die Wahrscheinlichkeit, bei einem späteren Verkauf die entstandenen Kosten wieder reinzuholen. – und dabei viele Jahre sich an glänzende Chromleisten, geschwungenen Karossen oder edlen Stoffen im Innenraum erfreut zu haben.
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