In Irvine (USA) gegründet, findet der Event "Cars & Coffee" nun bald weltweit statt. Dort und in Europa treffen sich Menschen mit Benzin im Blut zu Ausfahrten, zum Teileaustausch und zu gemeinsamen Benzingesprächen.
EUROPA goes Cars & Coffee
Wer einen Oldtimer sein Eigen nennt, der darf ein wenig stolz auf sein schönes Stück sein. "Meinen Karmann Ghia, den man im Volksmund auch Sekretärinnen-Porsche nannte, weil die Karosserie dem Porsche-Design nahekommt, besitze ich jetzt im vierunddreißigsten Jahr. Gestern erhielt er für weitere Jahre seine TÜV-Plakette", so die Besitzerin.
Dieser 911er Porsche Turbolader, Baujahr 1987 ist noch Youngtimer, sein Besitzer Florian zählt jedoch die Jahre, bis er "seine 30 Jahre voll hat und in die Kategorie der Oldtimer aufgenommen wird." Das Schmuckstück kaufte er vor sieben Jahren einem Nürnberger Studenten ab und erinnert sich: "Ja, tatsächlich war der Vorbesitzer ein Student, was mich verwundert hat, denn der Wagen ist ja nicht nur Youngtimer, er besitzt daneben einen hohen Wert und eignet sich als Geldanlage – ganz besonders, wenn er mit 30 Jahren sein H-Kennzeichen bekommen wird. Das sind ja nur noch wenige Jahre."
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Mit Oldtimern Gas geben
Dieser Porsche ist nicht nur Schmuckstück und Wertanlage sondern auch ein echter Rennwagen. "Bis 300 km/h habe ich ihn schon ausgefahren. Wenn man das machen möchte, muss man es aber auch durchziehen. Um die 200 km/h ist die Geschwindigkeit noch in Ordnung, weil der Wagen sehr gut auf der Straße liegt", so der Porschefan, "dann musst du ihn aber rennen lassen. Ehrlich gesagt macht das Fahren über 200 km/h aber keinen rechten Spaß."
Auf der Oldtimer-Ralley ist der Sportliche gemütlich unterwegs, denn in Richtung Heiliger Berg durch die bayerische Landschaft zu rollen, ist eine Wohltat. "Taucht ein Traktor auf, kann man beim Überholen die Porsche-Pferdestärken ja ausspielen – ein Landwirtschaftsgefährt ist in Null-Komma-Nichts überholt", so Porschefan Florian.
Neben dem starken Motor verweist der Besitzer auf die 225er "Latschen" vorn und die 245er hinten (Reifengröße): "Ich bin großer Oldtimerfan, für mich kam allerdings nur ein Porsche in Frage."
Punkten Sie mit einem Porsche oder einem Sekretärinnen-Porsche
Wenn Sie sich einen Porsche als Schmuckstück, als Wertanlage oder weil Sie das Design der legendären Autoschmiede schon immer mochten, zulegen, sind Sie auf der sicheren Seite. So schätzt es auch der "Cars & Coffee"-Veranstalter der bayerischen Ausfahrt ein: "Diesen dunkelblauen 911er aus der Baureihe 1966 würde ich sofort übernehmen, auf dieser Ausfahrt fahre ich ihn leider nur als ‚Leihporsche’", so der Organisator. "Der 911er muss mal raus, damit der Motor frei wird. Sein Besitzer Jochen hat ihn mir für die ‚Cars & Coffee‘-Rally übergeben, damit er auf die Straße kommt", so der Veranstalter weiter.
Rollt der historische Wagen über Land, freuen sich Motor, Getriebe und Fahrer gleichermaßen. "Mein Ghia steht viel zu oft in der Garage – er muss raus. Das habe ich ja beim TÜV erlebt, dass er durchs bloße Herumstehen nicht fit war und einige Teile überholt werden mussten. Der wird viel zu wenig bewegt, sagte mir der TÜV-Prüfer. Auf der Ausfahrt ist er dann gerollt, wie eine Eins", freuen sich die beiden Frauen im Sekretärinnen-Porsche.
Bestaunen Sie einen Alfa Romeo
Am berühmten Heiligen Berg des Klosters Andechs können "Cars & Coffee"-Fans die Oldtimer-Riege dann bestaunen: Einen VW Karmann Ghia in elfenbeinweiss, eine Corvette aus dem Baujahr 1969 und einen knallroten Alfa Romeo GT Junior, um nur einige zu nennen.
Das Design des roten Schönlings ist einem Bootshecks nachempfunden und war schon damals als Sportwagen berühmt. Zudem arbeitet unter der Karosserie des, vom italienischen Designer Bertone geschaffenen Kunstwerk eine 1,3 Liter Maschine. Der Wagen besaß bereits in den 1960ern Elemente aus dem Rennsport, wie eine obenliegende Nockenwelle und den Speed-Motor mit 170 km/h.
"Durch sein ideales Fahrwerk liegt er gut auf der Straße", so der zufriedene Besitzer. Auch mit der Ersatzteilbeschaffung hat der Besitzer bis jetzt keine Probleme. "Außer Benzin und Liebe braucht das gute Stück fast nichts. Heute Morgen bekam er sofort die TÜV-Plakette", so Alfa-Liebhaber Jens.
Historische Fahrzeuge treffen auf historischen Ort
Die Klosterbrauerei am Heiligen Berg Andechs bietet seit 1455 benediktinische Brautradition in althergebrachtem Verfahren – was länge da nicht näher, als diese historische Location bei einer Oldtimer-Ausfahrt anzusteuern. Neben unzähligen Klosterbieren mit Alkoholgehalt, der ins Blut geht, bietet die Brauerei auch alkoholfreien Stoff – oder Sie trinken zu "Cars & Coffee" einen Kaffee.
Die klassische BMW R80/7 aus dem Baujahr 1979 ersteigerte ihr stolzer Besitzer auf ebay, dazu das passende Outfit aus den 1970ern. Die Maschine stand über fünf Jahre in einer Garage herum. Um sie da heraus zu holen, fuhr Robert quer durch Deutschland – brachte sie zum Aufpolieren in eine Münchner Werkstatt.
Eine immer wieder gestellte Frage umgibt Motorräder dieser Baureihe wie ein hartnäckiger Fluch: warum gab der Volksmund der Maschine den Beinamen Gummikuh? Der Oldtimerexperte gibt die Antwort: "Nachdem bei BMW die Vollschwingenfederung die Geradwegfederung ablöste, wirkte sich das aufs Fahrverhalten aus und das Motorrad bekam diesen Spitznamen. Gibt man Gas, hebt sie sich aus den Federn."
Nach 25 Jahren ist der Besitzer wieder ins Motorradfahren eingestiegen, damit und mit seinem Gefährt ist er sehr zufrieden. Nach Feierabend machen Mann und Maschine "gern eine gemeinsame Tour und natürlich gerne eine Ausfahrt mit Classic-Freunden."
Auf der, um die 50 Teilnehmer zählenden Fahrgemeinschaft hat auch die vierbeinige "Koru" ihre Freude. Im 911 Porsche Targa (Bj 1985) liebt die Hündin neben ihrem Herr- und Frauchen Manu und Thomas die Ausfahrt mit der Nase im Wind.
Quellen: Vor-Ort-Recherche, Blitzinterviews mit Cars & Coffee-Teilnehmern