Mit der Stimme die Ausstrahlung und die Ausgeglichenheit fördern

In der vergangenen Woche gab ich für ein Weiterbildungsinstitut mal wieder ein Stimmtraining. Ich hatte einige Damen dabei, die in den vergangenen Jahren ihre Stimme nicht auf die richtige Art verwendet hatten.

Durch die falsche Verwendung waren Schwierigkeiten wie Heiserkeit und Verlust der Sicherheit aufgetreten. Bei einer der Damen war die Stimme sehr hoch und geradezu schrill, bei einer anderen sehr hoch und sehr leise und bei einer dritten Dame wirkte die Stimme heiser und kaputt.

Gründe für falsche Atmung und Stimme

Schnell zeigte sich im Seminar, dass es Gründe für diese falsche Stimm-Haltung gab. Zum Beispiel konnte die Dame  mit der sehr leisen, zarten, hohen Stimme von gewissen Erfolgen bei männlichen Kollegen und Vorgesetzen berichten. Allerdings zu dem Preis, dass sie häufig nicht erst genommen wurde und man ihr, trotz großer Fachkompetenz, wenig zutraute.

Psychische Belastungen

Einer anderen Dame hatte es im Laufe ihres Lebens mehrfach im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen. Starke psychische Belastungen hatten zu einem "dicken Hals" geführt. Solche Parallelen lassen sich häufig beobachten. Im Laufe der Zeit hatte aber die schrille, hohe Stimme nun selber zu einer weiteren psychischen Belastung geführt, da die Dame ihre eigene Stimme nicht mochte und deshalb Unsicherheit verspürte. Hier entstand also ein Teufelskreis.

Die authentische Stimme

Doch was kann man tun?

Als erstes ist es sinnvoll, die persönliche, authentische Stimme eines Menschen zu ermitteln. Dies geschieht mit folgender kleinen Übung, die Sie selber, lieber Leser, direkt mitmachen können.

Indifferenzlage ermitteln

Entspannen Sie sich ein wenig. Achten Sie darauf, dass Sie in Ihren Bauch atmen. Um das zu spüren ist es sinnvoll, die Hände auf den Leib zu legen, ungefähr zwischen Magen und Bauchnabel. Wenn Sie entspannt einatmen, sollte sich die Bauchdecke deutlich spürbar heben und senken.

Denken Sie nun an Ihre Lieblingsspeise und lassen Sie dann ein deutlich hörbares "hhmmmm lecker" vernehmen. Die Stimme, die Sie nun im entspannten Zustand verwenden, ist Ihre "echte" Stimme. Natürlich nutzen wir Menschen mehr als einen Ton. Aber dieser eine Ton, die Indifferenzlage, ist sozusagen Ihr persönlicher Ausgangston für Ihre Variantenvielfalt.

Mit der Atmung die Befindlichkeit steuern

Aber so, wie unseren inneren Empfindungen unsere Atmung und Stimme steuern und beeinflussen, geht es – zum Glück – auch umgekehrt. Wir können auch durch bewusstes Atemtraining unsere innere Befindlichkeit positiv steuern. Um den Atem tief und entspannt fließen zu lassen und so von seiner positiven Energie zu profitieren, gewöhnen Sie sich folgende kleine Übung vor dem Schlafengehen an.

Atemübung

Legen Sie sich in Ihrem Bett auf den Rücken, möglichst flach, ohne allzu dickes Kissen unter dem Kopf. Entspannen Sie sich. Legen Sie ein Buch oder die Hände auf den Bauch zwischen Magen und Nabel. Atmen Sie nun langsam durch die Nase tief in den Bauch ein und durch den Mund wieder aus. Machen Sie dies in Ihrem Tempo.

Atmen Sie nicht sofort nach dem Ausatmen wieder ein, sondern warten Sie den natürlichen Einatemimpuls Ihre Körpers ab. Er zeigt Ihnen von selbst, wann Sie erneut Atem schöpfen sollten. Achten Sie darauf, dass die Luft immer zuerst an die Stelle fließt, wo Sie das Buch oder die Hände liegen haben und danach erst den Brustraum füllt.

Ausgeglichenheit durch Zwerchfellatmung

Wenn Sie diese Übung jeden Abend einige wenige Minuten machen, werden Sie feststellen, dass es Ihnen bald auch tagsüber mit Leichtigkeit gelingt, entspannt in den Bauch zu atmen. Dieser entspannte Atem lässt Ihre Stimme angenehm klingen und sorgt für ein ausgeglichenes Innenleben.

Viel Freude beim Üben wünscht Ihnen
Julia Sobainsky