Schätzungsweise vier bis fünf Millionen überschuldete Haushalte gibt es in Deutschland, die bei Banken und Handel tief in der Kreide stehen. Und täglich werden es mehr – mittlerweile halten uns Fernsehdokumentationen wie "Raus aus der Schuldenfalle" über ein- und uneinsichtig Verschuldete auf dem Laufenden.
Trotz mehrfacher Mahnung nicht bezahlte Kreditkartenrechnungen, ignorierte Zahlungserinnerungen von Versandhäusern und Mobiltelefongesellschaften haben nicht nur die fristlose Kündigung derselben zur Folge, sondern unweigerlich auch einen negativen Schufaeintrag. In der Regel informiert die Schufa die Bank, bei der ein nun "Schufageschädigter" sein Girokonto hat vom negativen Eintrag und kündigt ihm sofort den Dispositionskredit.
Schufafreies Konto auf Guthabenbasis – das "Prepaid Trio"
Die in Bayern ansässige Wirecard Bank AG bietet ein schufafreies Girokonto auf Guthabenbasis an. Da dieses Girokonto keine Schufaabfrage erfordert, kann es auch bei negativer Bonität eröffnet werden. Es kostet zwar 9,90 Euro Grundgebühr pro Monat, doch erhält der Kunde hierfür auch ein vollwertiges Girokonto samt EC-Karte sowie eine Prepaid Visa-Karte.
Das "Prepaid Trio" genannte Konto, das online genutzt wird, bietet grundsätzlich alle Funktionen, die auch Inhabern gewöhnlicher Bank-Konten zur Verfügung stehen. Es ist allerdings weder mit einem Dispositionskredit noch mit einer Überziehungsmöglichkeit ausgestattet – aber der Verschuldete will ja schließlich keine neuen Schulden machen, oder? Überweisungen, Lastschriften sowie Daueraufträge lassen sich aber problemlos abwickeln.
Woher die Schufa weiß, bei welcher Bank der Schuldner ein Konto hat? Von der Bank selbst, da diese bei jeder Kontoeröffnung die Daten an die Schufa weiterreicht, und das Einverständnis dazu hat der Kontoinhaber bei der Kontoeröffnung unterschrieben.
Ist der Dispo erst einmal gekündigt, sitzt der Betreffende erst recht in der Schuldenfalle und sucht oft Hilfe bei einem Kreditvermittler, was ihn noch tiefer in die Schulden reißt.
Was tun, wenn das Girokonto gekündigt wird?
Kommt es zu Pfändungen und eidesstattlicher Versicherung, passiert es sehr häufig, dass die Bank das Girokonto des Betreffenden unverzüglich kündigt, was einen erneuten Schufaeintrag nach sich zieht. Nun ist es fast unmöglich, bei einer anderen Bank ein neues Konto zu eröffnen. Auch ein Konto, das auf Guthabenbasis geführt wird und daher nicht überzogen werden kann, verweigern viele Banken. Mit der Folge, dass es Schätzungen zufolge bundesweit 1,8 Millionen Menschen ohne eigenes Girokonto gibt.
Doch wohin soll jetzt das Gehalt überwiesen werden? Von welchem Konto sollen Miete, Strom und sonstige Ausgaben bezahlt werden? Vom Konto des Ehepartners oder der Kinder? Das ist eine Alternative, doch was machen Singles?
Versprechungen windiger Geschäftemacher
Das Internet wimmelt von Angeboten, in denen dubiose Geschäftemacher mit einem schufafreien Girokonto im Ausland werben. Oft wird hierbei der Kunde jedoch um eine hohe Bearbeitungsgebühr erleichtert. Aber auch wenn es zu einer Kontoeröffnung kommt, fallen Monat für Monat hohe Gebühren an – ein Auslandskonto ist nun mal teurer als ein Konto im Inland.
Viele Verschuldete fallen auch auf Anbieter herein, die ein "Deutsches Konto mit Dispo ohne Schufa" versprechen. Für diese oft als geheimer Tipp verpackte Information werden dann zwischen 98 und 198 Euro Gebühren fällig. Was der Verschuldete allerdings nach Eingang der Zahlung erhält, ist in der "billigen" Version einen Link zu einer Bank und in der teuren Version ein e-book mit Namen von Banken im In- und Ausland, von denen aber nicht eine einzige ein Konto mit Dispo ohne nachweisbare gute Bonität vergibt.
Sehr oft handelt es sich bei den Angeboten ganz einfach um ein Konto bei der Wirecard Bank. Um dort ein Konto zu eröffnen, braucht man aber nicht erst einen "Vermittler" im Internet mit 98 Euro zu bezahlen – dieses Konto kann jeder von der Homepage der Bank eröffnen mit nachfolgendem Identitätscheck in einer Filiale der Deutschen Post.
Bei Kontoeröffnung entfällt eine einmalige Einrichtungsgebühr in Höhe von 39,00 Euro.
Girokonto für Jedermann bei Banken und Sparkassen
Schufageschädigte, denen ihr Girokonto gekündigt wurde, sollten auf jeden Fall versuchen, ein Konto auf Guthabenbasis bei einer "normalen" Bank zu bekommen.
Im Juni 1995 hat der Zentrale Kreditausschuss – ein Zusammenschluss fast aller Einrichtungen der Kreditwirtschaft – eine Empfehlung zum "Girokonto für Jedermann" gegeben. Diese Empfehlung legt den Kreditinstituten nahe, für jede Person, unabhängig von Art und Höhe der Einkünfte und auch bei Überschuldung, ein Girokonto auf Guthabenbasis bereitzuhalten. Besonders entgegenkommend sind hier die Sparkassen.
Das Kreditinstitut ist jedoch nicht verpflichtet, ein Girokonto für den Antragsteller zu führen, wenn dies unzumutbar ist. In diesem Fall darf die Bank auch ein bestehendes Konto kündigen. Unzumutbar ist die Eröffnung oder Fortführung einer Kontoverbindung beispielsweise wenn die bezweckte Nutzung des Kontos zur Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr nicht gegeben ist, weil das Konto durch Handlungen vollstreckender Gläubiger blockiert ist oder ein Jahr lang umsatzlos geführt wird, oder wenn nicht sichergestellt ist, dass das Institut die für die Kontoführung und -nutzung vereinbarten üblichen Entgelte erhält.
Guthabenkonten werden bei auftretenden Schwierigkeiten sehr schnell gekündigt. Hierbei geht es in der Regel nicht um Probleme im persönlichen Umgang mit dem Kontoinhaber, sondern um den für das Kreditinstitut entstehenden Arbeitsaufwand, beispielsweise bei einer Kontopfändung .