Die Funktionen eines Girokontos – ein genauerer Blick

Girokonten sind hierzulande das wichtigste Finanzprodukt überhaupt, denn sie gelten als die finanzielle Schaltzentrale. Laut einer Statistik der Bundesbank auf Statista gab es 2013 in Deutschland ca. 97,4 Millionen Girokonten. Damit existieren also mehr Konten als Bürger. Doch welche Funktionen bietet ein Girokonto eigentlich und welche Kosten sind mit der Kontoführung letztlich verbunden?

Genau diese Aspekte sollen nun etwas genauer beleuchtet werden.

Die Grundfunktionen eines Girokontos – Zahlungsverkehr und Bargeldversorgung

Ein Girokonto dient heute hauptsächlich dem bargeldlosen Zahlungsverkehr. Zu diesem Zweck stehen Kontoinhabern folgende grundsätzliche Funktionen zur Verfügung:

1. Überweisungen

Bildquelle: Sepa Überweisung © RRF / Fotolia.com

Eine Überweisung beinhaltet dabei eine Geldzahlung vom eigenen Konto auf ein fremdes Konto. Dies erfolgt im Normalfall durch einen Auftrag des Kontoinhabers, bei dem er folgende Daten eintragen muss:

  • Name des Zahlungsempfängers
  • IBAN des Zahlungsempfängers
  • Zahlungsbetrag
  • bei Auslandsüberweisungen den BIC (Swift-Code)
  • Bemerkungen zum Überweisungszweck (optional)

Hinweis: Ist eine Überweisung bei der Bank einmal in Auftrag gegeben worden, lässt sich diese nur äußerst schwierig wieder stornieren. Banken haften jedoch nicht für fehlerhafte Überweisungen und sind auch nicht mehr verpflichtet, die Empfängerdaten zu kontrollieren.

2. Daueraufträge

Daueraufträge stellen Überweisungen dar, die in regelmäßigen Abständen automatisch immer wieder ausgeführt werden. Dies ist insbesondere bei Mietzahlungen sehr beliebt, damit ein Kontoinhaber nicht jeden Monat immer wieder die gleiche Überweisung manuell ausführen muss. Banken bieten beim Überweisungsintervall für Daueraufträge folgende Möglichkeiten:

  • monatlich
  • alle 2 Monate
  • vierteljährlich
  • halbjährlich
  • jährlich

Grundsätzlich ist es möglich, einen Dauerauftrag sowohl befristet als auch unbefristet zu gestalten. Die befristete Variante legt ein genaues Datum für die letzte Ausführung fest, während bei der unbefristeten Variante die Zahlungen solange fortgeführt werden, bis der Kontoinhaber einen Widerruf ausspricht.

3. SEPA-Lastschrift-Mandate

Ein SEPA-Lastschrift-Mandat erlaubt es einem Unternehmen, Geld von einem Konto abzubuchen. Lastschriften können dabei im Normalfall nur von Personen vorgenommen werden, die über ein Geschäftskonto verfügen. Da es in Deutschland keine gesetzlichen Vorschriften über die Art der Einholung eines SEPA-Mandats gibt, können Privatpersonen einem Unternehmen aktuell auch Lastschrift-Mandate über das Internet erteilen.

Nach Informationen der Bundesbank besteht bei einer autorisierten Lastschrift eine Widerspruchsfrist von 8 Wochen. Sollte jemand unautorisiert eine Lastschrift durchführen, kann der Kontoinhaber diese bis zu 13 Monate lang rückgängig machen.

Neben diesen Grundfunktionen des Zahlungsverkehrs bietet ein Girokonto natürlich im Gegenzug auch die Möglichkeit, Geld zu empfangen. So werden heute nahezu alle Gehälter und Löhne per Überweisung auf ein Girokonto ausgezahlt. Darüber hinaus dient ein Konto auch in der heutigen Zeit noch der Bargeldversorgung. Das dort aufgelaufene Guthaben kann durch einen Zahlschein am Bankschalter oder eine Abhebung am Geldautomaten abgehoben werden.

Nahezu jeder Kontoinhaber erhält zudem eine Girocard (EC-Karte), mit der auch bargeldlose Zahlungen durchgeführt werden können. Die Zahlungen werden zeitnah vom Girokonto abgebucht.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Die Grundfunktionen des Zahlungsverkehr stellen Überweisungen, Daueraufträge und SEPA-Lastschrift-Mandate dar
  • Zusätzlich dient ein Girokonto dem Empfang von Zahlungen
  • Die Bargeldversorgung ist eine weitere wichtige Funktion
  • Bargeldlose Zahlungen per Girocard werden ebenfalls gerne genutzt

Welche weiteren Funktionen stellt ein Girokonto zur Verfügung?

Heute lassen sich mit dem eigenen Girokonto nicht selten auch noch weitere Optionen nutzen, die das eigene finanzielle Management weiter vereinfachen. Die folgende Tabelle erklärt die einzelnen Möglichkeiten übersichtlich und präzise:

Zusätzliche Kontoleistung Auswirkung Häufigkeit
Guthabenverzinsung Das Guthaben auf dem Girokonto wird mit einem bestimmten (meist geringen) Zinssatz verzinst. Wird bei niedrigem Zinsniveau eher selten und hauptsächlich von Online-Banken angeboten
Kreditkarte Eine zusätzliche Kreditkarte sorgt bei bargeldlosen Zahlungen für mehr Akzeptanzstellen und kann zudem für die Bargeldversorgung im Ausland genutzt werden. Nicht selten werden zudem weitere Sonderleistungen geboten (Rabatte oder Versicherungen). Gerade Direktbanken bieten Kreditkarten bei entsprechender Bonität sehr gerne an, da sich auf diesem Weg auch ohne eigenes Geldautomatennetz eine günstige Bargeldversorgung für die Kunden realisieren lässt.
Pfändungsschutz Bei Umwandlung eines Girokontos in ein Pfändungsschutzkonto bleiben die Beträge unterhalb der Pfändungsgrenzen vor Zugriffen von außen geschützt. Es dürfen keine zusätzlichen Gebühren erhoben werden, allerdings lassen sich solche Konten normalerweise nur im Guthabenbereich führen. Banken sind verpflichtet, ihren Kunden auf Antrag die Möglichkeit der Nutzung eines Pfändungsschutzkontos anzubieten.
Dispositionskredit Beim Dispo-Kredit handelt es sich um eine Kreditlinie in bestimmter Höhe, die der Kontoinhaber nach Belieben ausschöpfen kann. Feste Rückzahlungsmodalitäten existieren dabei nicht, jedoch liegen die Zinssätze mitunter auf hohem Niveau. Fast jede Bank bietet bei passender Bonität die Möglichkeit eines Dispo-Kredits.
Online-Banking Die Nutzung des Girokontos über das Internet bietet die Möglichkeit, Überweisungen direkt vom eigenen Rechner aus zu erledigen und den Kontostand jederzeit einzusehen. Nahezu jede Bank bietet heute Möglichkeiten des Online-Banking.

Tabelle 1: Zusätzliche Kontoleistungen im Überblick

Welche Kosten bringt ein Girokonto mit sich?

Bildquelle: Sollzinsen auf einen Kontoauszug © Bernd Leitner / Fotolia.com

In punkto Kosten unterscheiden sich die einzelnen Girokonto-Angebote mitunter deutlich voneinander. Während gerade viele Filialbanken auch heute noch häufig fixe Kosten in Form einer monatlichen Grundgebühr erheben, verzichten die Direktbanken aus dem Internet sehr häufig darauf. Jedoch ist auch hier zwischen Angeboten mit Bedingungen wie monatlichem Mindestgeldeingang oder Gehaltszahlungen und solchen ohne Bedingungen für die Gebührenfreiheit zu unterscheiden.

Weitere mögliche Kostenpunkte ergeben sich aus Transaktionen:

  • Bearbeitungsgebühren für Buchungen (beleghaft)
  • Bearbeitungsgebühren für Buchungen (ohne Beleg per Online-Banking)
  • Zinsen für die Nutzung des Dispo-Kredits
  • Zinsen für geduldete Überziehungen
  • Kosten für Lastschriftrückgaben
  • Gebühren für die zusätzliche Zusendung von Kontoauszügen per Post
  • Kosten für eine Ersatz-EC-Karte

Auch bei diesen Transaktionskosten gibt es mitunter enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Banken. Ein genauer Vergleich der Angebote kann hier mitunter für große Einsparungen sorgen.

Fazit: Das Girokonto ist insbesondere in Deutschland aus dem alltäglichen Zahlungsverkehr kaum wegzudenken. Ob Überweisungen an Stromanbieter und Vermieter, Gehaltszahlungen oder die Begleichung der Telefonrechnung – sehr viele Transaktionen werden heute bargeldlos getätigt und verlangen deshalb ein Girokonto. Allein die große Anzahl der Konten in Deutschland zeigt sehr eindrucksvoll, wie wichtig dieses Finanzprodukt für die Menschen ist.

In Bezug auf die Sonderleistungen gibt es eine große Vielfalt und nicht jede Bank bietet auch wirklich alle Optionen an, aber grundsätzlich wird das Girokonto heute deutlich vielseitiger genutzt als nur für den normalen Zahlungsverkehr. Neben Liquiditätsreserven per Dispo-Kredit und finanzieller Flexibilität durch eine zusätzliche Kreditkarte sind auch Leistungen wie die Guthabenverzinsung mitunter durchaus interessant.

Letztlich sollte jeder potenzielle Kontoinhaber vor einer Entscheidung für ein bestimmtes Kontomodell die Leistungen genau prüfen. Auf diesem Weg lässt sich letztlich die Lösung finden, die am besten zu den eigenen Wünschen und Vorstellungen passt und somit die meisten finanziellen Vorteile bietet.

Quellen: