Beleidigungen sind oft Ansichtssache
Was provokant klingt und vielleicht auch nicht 100%-ig auf alle Fälle anzuwenden ist, hat einen verblüffend wahren Kern: je nachdem, wie viel „Beleidigendes“ Sie einer Aussage entnehmen, so „verlässlich“ wird sich die Beleidigung auch einstellen.
Wenn aus der Äußerung: „Wie können Sie es sich nur leisten, zwei Mal im Jahr in Urlaub zu fahren?“ vor allem Vorwurf, Neid und eben Beleidigung wahrgenommen wird, haben Sie sich dazu entschieden, genau das wahrzunehmen.
Sie könnten sich genauso gut dazu entscheiden, Neugier oder Anerkennung herauszuhören, was zugegebenermaßen erheblich schwieriger ist. Sie dürfen weiterhin befinden, dass die Frage deplatziert, distanzlos oder einfach dumm war, nur eben nicht “beleidigend“. Eine harte Übung in Sachen Trennschärfe.
Die Macht der Beleidigungen
Durch den Beleidigungstrick holen sie sich ein Stück Macht zurück, das ursprünglich beim Angreifer lag: Anstatt Ihrem Gegenüber die Macht darüber zu überlassen, Sie zu beleidigen, drehen Sie den Spieß einfach um und entscheiden quasi selbst darüber, wie viel Macht der Andere über Sie haben soll.
Fragen Sie sich selbst: „Soll er es wirklich schaffen, mich zu beleidigen?“ Das klappt in etwa 80 Prozent aller für Beleidigungen „anfälligen“ Äußerungen – es ist jedoch eine Frage des Trainings. Dabei sollen Sie nicht allgemein verhärten oder unempfindlich gegen rohe Worte werden, sondern Ihre persönliche Wahrnehmung nuancenfein schulen.
Sie werden merken, dass es sich langfristig besser anfühlt, nicht beleidigt zu sein, als Anderen Beleidigungen vorzuwerfen. Auch wenn Sie damit anfangs schlechtes Verhalten Ihres Gegenübers billigen oder „durchgehen lassen“, Ihre machtvolle Haltung wird Sie auf lange Sicht unverletzlicher machen.
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