Innerstädtische Mitfahrzentrale trifft genau den Nerv der Kunden

Mitfahrzentralen und Travel-Domains gibt es jede Menge. Doch ein unkompliziert nutzbares Portal für kostengünstige Mitfahrgelegenheiten im inner- oder interstädtischen Pendelverkehr ließ bislang auf sich warten. Diese Marktlücke haben jetzt zwei junge Berliner Gründer mit ihrer Plattform www.citypendler.de geschlossen. Die innerstädtische Mitfahrzentrale hat schon etliche neue Kunden dazugewonnen und ist gerade dabei, sich auch in anderen Städten zu etablieren.

Geschäftsidee: Innerstädtische Mitfahrzentrale
An die Wochen des letzten Berliner-Verkehrsbetriebe-Streiks im März 2008 denken Daniel Auener (26) und Paul Vierkant (27) nur ungern zurück. „Wir schrieben beide gerade an unseren Diplomarbeiten, mussten dringend täglich zur Uni und zurück an den Schreibtisch pendeln. Bus und U-Bahn fuhren nicht, dafür saßen viele Autofahrer allein im Wagen. Da fiel uns auf, dass es keine Fahrgemeinschaften für kurze, innerstädtische Strecken gibt", erinnern sich die beiden Elftsemester.

Kurzentschlossenes Handeln führte zum Erfolg
Die Gunst des Augenblicks nutzend, nahmen sich die Gründer in spe eine dreimonatige Auszeit vom Studium und entwickelten das Geschäftskonzept für CITYPendler – die bundesweit erste Mitfahrzentrale im Kurzstreckenbereich.

„Der Streik wäre die beste Publicity gewesen, doch bis zum Start unseres Internet-Auftritts dauerte es noch ein paar Wochen", erzählt Daniel Auener, Informatikstudent an der Technischen Hochschule Berlin (TU). Während er eine Woche lang Tag und Nacht am Home-PC die passende Software ertüftelte, schrieb Nordamerikastudien-Kommilitone Paul Vierkant an einem Business-Plan für die GbR, um potentielle Kapitalgeber für das junge Unternehmen zu gewinnen.

Am 9. Juni 2008 ging die kostenfrei nutzbare Plattform  http://www.citypendler.de/ bundesweit online. „Als Öko-Startup wollen wir vor allem im täglichen Nahverkehr eine Alternative bieten, die den Geldbeutel und die Umwelt schont", betonen die Gründer. Immerhin rund 20 Millionen Pendler gibt es hierzulande, die täglich weniger als 25 Kilometer pro Strecke fahren.

Geringe Investitionskosten
Da sie ihre Plattform noch vom Büro in der häuslichen Wohnung und dem eigenen PC aus betreiben, blieben die Startinvestitionen für Auener und Vierkant überschaubar. Lediglich 5 € kostet das Hosting der übersichtlich gegliederten Web-Seite beim Hoster Mivitec monatlich. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) formulierte ein bekannter Rechtsanwalt zum „Freundschaftspreis", so die Gründer.

Auch auf kostspielige Werbung können die CITYPendler bislang noch verzichten. „Wir hatten eine tolle Publicity in einigen Regionalmedien. Und unsere Pressemeldungen durften wir über die TU-Pressestelle verschicken", freuen sich die Berliner, deren Unternehmen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem Bund der Energieverbraucher sowie namhaften TU-Verkehrswissenschaftlern wie Professor Andreas Knie (Mitinitiator innovativer Mobilitätskonzepte wie Carsharing oder DB-Call a Bike) unterstützt wird.

10.000 Besucher bereits zwei Monate nach dem Start
Rund 10.000 Besucher verzeichnet die Web-Seite knapp zwei Monate nach dem Start bereits monatlich. „Einige hundert Fahrten", halten sich die Gründer bedeckt, seien bereits bundesweit abgewickelt worden. Außer in Berlin werde die Pendlerplattform bereits in München, Köln, Frankfurt am Main, Nürnberg und im Ruhrgebiet gut genutzt. „Wir beschränken uns zwar schwerpunktmäßig auf die jeweilige Region, aber die Fahrer können auch Langstrecken anbieten", erläutert der gebürtige Erfurter Paul Vierkant.

Von anderen Mitfahrbörsen unterscheidet sich CITYPendler vor allem dadurch, dass die Nutzer punktgenaue Treffpunkte auf der Web-Karte markieren können. Vierkant: „Kern unseres Systems ist die integrierte Google-Maps-Karte – ein Stadtplan samt hoch aufgelösten Satellitenbildern. Damit können wir selbst Kleinstädte und Dörfer bedienen. Dagegen können herkömmliche Mitfahrzentralen nur Städte über 15.000 Einwohnern bedienen."

Und so funktioniert das Mitfahr-System
Mit wenigen Klicks stellt der registrierte Fahrer auf der Web-Seite http://www.citypendler.de/ die Haltestellen seiner Route zusammen. Dazu kann er feste Abfahrtzeiten, den Preis sowie die Zahl der möglichen Mitfahrer eingeben und gleich für künftige Fahrten speichern. Weil man nicht unbedingt einen Fahrer oder Mitfahrer findet, der im selben Haus wohnt, ist eine Umkreissuche auf der Web-Seite integriert. Darüber hinaus kann der Fahrer zur leichteren Erkennung am Treffpunkt die Farbe seines Autos angeben oder ein Foto von seinem Auto einfügen.

„Den Preis legt der Fahrer fest oder man handelt ihn aus, wenn weniger Mitfahrer als erwartet zusteigen. Der Fahrer kann auch umsonst jemanden mitnehmen, wenn es ihm allein um den ökologischen Aspekt geht", sagt Daniel Auener. Zur Erleichterung gebe es bei CITYPendler einen Tarifrechner, den der Fahrer aber nicht nutzen müsse. Der gebürtige Berliner nimmt selbst täglich bis zu fünf Mitfahrer in seinem VW-Transporter mit: „Ich fahre rund 9 Kilometer von meiner Wohnung in Schöneberg bis zur Technischen Uni in Charlottenburg und nehme dafür 50 Cent pro Mitfahrer."

Bezinkostenzuschuss, aber kein Profit für die Fahrer
Zwischen 50 Cent und 1,50 €, so die Gründer, kostet die durchschnittliche Berlin-Tour von 8 bis 10 Kilometern. „Der Fahrer reduziert durch den Beitrag der Mitfahrer seine Benzinkosten, die Mitfahrer kommen schnell, bequem und umweltfreundlich an ihr Ziel", zählt Paul Vierkant die Vorteile auf. Die Gebühr solle lediglich die Benzinkosten decken. „Profit darf der Fahrer nicht machen, sonst käme er mit dem Taxigewerbe sowie dem Personen-Beförderungsgesetz in Konflikt."

Ein Bewertungssystem wie bei eBay gibt den Mitfahrern die Möglichkeit an die Hand, Fahrer zu benoten. „So können wir schwarze Schafe leichter identifizieren. Versichert seien die Mitfahrer über die Haftpflichtversicherung des Fahrers ", sagt Vierkant. Als Kunden nutzten bisher überwiegend „Berufspendler beiderlei Geschlechts im Alter von Anfang 20 bis Ende 40" das neue Forum, verrät Daniel Auener. Mittelfristig wollen er und Partner Paul Vierkant 5.000 bis 10.000 Nutzer pro Stadt und 80.000 bis 100.000 bundesweit erreichen. „Das wäre jeder 20. von den 20 Millionen Pendlern“, rechnet Auener vor.