Harninkontinenz tritt bei vielen Menschen auf
Weit verbreitet, doch oft verschwiegen, die Harninkontinenz betrifft viele Menschen, sowohl Frauen, als auch Männer. Die Inkontinenz ist im eigentlichen Sinne keine Erkrankung, sondern eine Begleiterscheinung einer Grunderkrankung. Die betroffenen Personen leiden oft sehr unter ihren Beschwerden. In schweren Fällen können Inkontinenzpatienten ohne Inkontinenzprodukte am öffentlichen Leben nicht mehr teilnehmen.
Wie funktioniert eine kontrollierte Blasenentleerung?
Ein Säugling kann seine Blase noch nicht kontrollieren. Dies lernt das Kind erst im Laufe der ersten Lebensjahre. Damit wir unsere Blase beherrschen können, ist ein kontrolliertes Zusammenspiel von Blase, dem Schließmuskel am Blasenausgang und dem Nervensystem notwendig. Vereinfacht ausgedrückt, spielt sich der Vorgang so ab:
- Die Nieren produzieren den Harn.
- Sie schicken den Harn tröpfchenweise durch die Harnleiter in die Harnblase.
- Die Harnblase speichert den Urin.
- Die Blase füllt sich nun immer mehr mit Harn auf.
- Über ein Schaltzentrum im unteren Rückenmark wird der Stand der Blasenfüllung an das Gehirn gemeldet.
- Das Gehirn gibt bei einer gewissen Harnmenge den Befehl zur Blasenentleerung.
- Nun können wir uns bewusst entscheiden, ob wir die Blase entleeren oder den Gang zur Toilette noch aufschieben möchten.
- Entscheiden wir uns für die Blasenentleerung, sendet das Gehirn den Befehl an die Blasenmuskulatur: „Zieh dich kräftig zusammen!“
- Gleichzeitig erschlafft der Schließmuskel und der Urin kann über die Harnröhre ausgeschieden werden.
Wann spricht man von einer Harninkontinenz?
Eine Harninkontinenz liegt vor, wenn die beschriebene Steuerung der kontrollierten Blasenentleerung nicht mehr richtig funktioniert. Es gibt mehrere Arten der Harninkontinenz, die auch unterschiedliche Ursachen haben.
Die passive Harninkontinenz
Bei dieser Form der Inkontinenz liegt eine Gewebeschwäche der Muskulatur des Beckenbodens vor. Die Ursachen der Gewebeschwäche können zum Beispiel starke Ermüdung, Übergewicht oder Geburten sein.
Die aktive Harninkontinenz
Bei Patienten mit aktiver Harninkontinenz zieht sich die Blasenwandmuskulatur zusammen, ohne dass sie dazu einen bewussten Befehl vom Gehirn erhalten hat. Die Blasenwandmuskulatur hat sich „verselbständigt“ und es kommt in den meisten Fällen zu einer vollständigen Blasenentleerung. Man spricht in solchen Fällen auch von einer Überaktivität der Blase, die meist durch chronische Blasenentzündungen hervorgerufen wird.
Ist die Nervenversorgung zwischen Gehirn, Rückenmark und Blase unterbrochen, verliert man ebenfalls die Kontrolle über die Blasenentleerung. In diesem Fall können die Ursachen Organfunktionsstörungen, Unfallschäden (Querschnittslähmung) oder auch Diabetes mellitus sein.
Was Sie tun können, wenn Sie von Harninkontinenz betroffen sind, lesen Sie in den folgenden Artikeln:
- Welche Formen der Harninkontinenz gibt es?
- Harninkontinenz – Welche Behandlung kommt für Sie infrage?
- Harninkontinenz – Welche Inkontinenzprodukte sind für Sie richtig?
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